Geheimnisse des 'Dritten Reichs'
Bergwerk mit dem Tarnnamen »Dora-Mittelbau« beispielsweise wurde als Dependance des KZ Buchenwald etabliert, wo mindestens 20000 der 60000 eingesetzten Häftlinge das mörderische Arbeitstempo nicht überlebten. Ende 1944 waren insgesamt fast eine halbe Million KZ-Häftlinge in Speers Imperium tätig.
»Höhere Macht«: Pater Athanasius Wolff wurde zu einem engen Speer-Vertrauten.
Privat
Und dennoch, Albert Speer wehrte alle Angriffe erfolgreich ab. Somit glich Hitlers Helfer einem Slalomfahrer, der mit großer Eleganz die Hindernisse umkurvte, die seinen Ruf bedrohten, sie sogar gelegentlich touchierte, wenn wieder einmal jemand zu interessiert nachhakte, letztlich jedoch auf den Beinen blieb, niemals einfädelte und sich schließlich mit letzter Kraft ins Ziel rettete. Nach den Spandauer Tagebüchern meldete sich wieder Speers »alter Freund«, Vertrauensmann und personifiziertes schlechtes Gewissen Rudolf Wolters mit einer finalen Kritik an den Veröffentlichungen des Schriftstellers in eigener Sache – und zog im August 1975 brieflich einen Schlussstrich unter eine Freundschaft, die keine mehr war.
Er schaffte es tatsächlich, alle Vorwürfe und Gefahren abzuwehren. Erstaunlich! Von Ronald Reagan sagte man einst, er war der »Teflon-Mann«. Speer war das wohl auch: Nichts konnte ihm etwas anhaben. Ein echtes Wunder!
Dan van der Vat, Speer-Biograf
Es war dies die Verbitterung eines anonymisierten Weggefährten, der sich von Speer benutzt, über- und hintergangen fühlte. Und es sollte Jahre dauern, bis die verschmähte Zuneigung in eine späte Rache umschlagen würde.
Bilder? Welche Bilder?
Zu der Zeit, als sich auch der letzte verbliebene Freund von Albert Speer abgewendet hatte, schlummerte seine geheime Bildersammlung nun schon seit mehr als zwanzig Jahren in einer Lagerhalle in Mexiko-Stadt – nach ihren Umwegen über Gut Sigrön, die Commerzbank Hamburg und Eschweiler. Niemand schien sie zu vermissen noch von ihrer Existenz zu wissen oder sich ihrer zu erinnern. Nur durch kuriose Umstände und Zufälle wurden die Bilder wieder zum Leben erweckt – nämlich durch einen Todesfall in Rhöndorf bei Bonn, dem einstigen Wohnort Konrad Adenauers. Hier verbrachten die Besitzer der Speer’schen Bilder, die Eheleute Robert und Marguerite Frank, ab 1956 ihren Lebensabend. Als die gebürtige Elsässerin am 20. Januar 1978 verstarb, betraute das Gericht den ortsansässigen Anwalt Günter Hank, der zuvor schon nach Robert Franks Tod im Jahr 1961 das Mandat übernommen und die verschuldete Witwe Frank beraten hatte, »um ihr die Gläubiger vom Hals zu halten«, mit der Testamentsvollstreckung und Nachlassverwaltung. Günter Hank ahnte weder etwas von Bildern noch von deren exotischem Aufenthaltsort oder ihrer Provenienz und dem wahren Eigentümer – Albert Speer.
Durch dieses Bild Arnold Böcklins ist die Sache rausgekommen. Dr. Andree in Düsseldorf wusste, dass ein Böcklin nach dem Krieg verschwunden war. Und er wusste auch, dass dieser Böcklin dem Speer gehörte. Dadurch ist dann die Kette Lempertz – Düsseldorf – Speer zustande gekommen – und das Geheimnis lüftete sich allmählich.
Günter Hank, Nachlassverwalter der Familie Frank
Ein Dauerauftrag auf ein Konto in Mexiko setzte den Nachlassverwalter auf die Spur. Seine Recherche erbrachte, dass Marguerite Frank jahrzehntelang einer Freundin in dem mittelamerikanischen Land monatlich einen festen Betrag überwies. Verwendungszweck: Lagerkosten für Vermögensgegenstände in einer Halle. Günter Hank wurde so stutzig wie neugierig. Kurzerhand bestieg er ein Flugzeug, um sich vor Ort persönlich vom Wert der Ware zu überzeugen. »Ich wollte sichergehen, dass sich da keine unerwartet wertvollen Kunstschätze verbargen«, erinnert sich Hank heute. »Als ich dort in diese staubige Halle kam, stieß ich tatsächlich auf Möbel – aber auch auf Bilder. Davon war zuvor nie die Rede. Von der Qualität und dem offenbaren Wert der Bilder war ich beeindruckt.«
Im Kölner Kunst- und Auktionshaus Lempertz wurde die Speer’sche Bildersammlung versteigert.
picture alliance, Frankfurt (dpa/Oliver Berg)
Der Nachlassverwalter ließ die etwa 30 Gemälde umgehend zu sich nach Königswinter schaffen. Dort lagerte er die vermeintlichen Werte aus dem Nachlass seiner Mandanten zuerst einmal in seiner Garage und überlegte, wie er die Bilder am schnellsten und lukrativsten umsetzen könnte. Bald inspizierte ein Mitarbeiter des Kölner Kunst- und Auktionshaus
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