Gelöscht (German Edition)
zwei andere Slater, mit der gleichen Tasche, wie ich sie habe, vor sich auf dem Boden. Ich kenne beide aus der Schule, obwohl ich viel länger hier war als sie. Genau wie ich tragen sie nicht mehr die hellblauen Baumwoll-Overalls, sondern richtige Jeans – also einfach eine andere Uniform. Die beiden lächeln, weil sie sich darauf freuen, endlich das Krankenhaus mit ihren Familien zu verlassen.
Es ist ihnen egal, dass sie ihre Eltern und Geschwister noch nie zuvor gesehen haben.
Eine Krankenschwester hinter einem Tisch auf der anderen Seite des Raums blickt auf. Ich stehe in der Tür und will sie nicht hinter mir zufallen lassen. Die Frau runzelt leicht die Stirn und winkt mich ungeduldig herein.
»Komm. Bist du Kyla? Du musst dich bei mir eintragen, bevor du dich abmelden kannst«, sagt sie und lächelt breit.
Ich zwinge mich, zu ihr zu gehen. Mein Levo vibriert, als die Tür hinter mir ins Schloss fällt. Die Krankenschwester nimmt meine Hand und sieht auf mein Levo, während es noch stärker zu vibrieren beginnt: 3,9. Sie schüttelt den Kopf, hält mit einer Hand meinen Arm fest und bohrt mit der anderen eine Spritze in meine Schulter.
»Was war das?«, frage ich und ziehe meinen Arm weg, obwohl ich die Antwort kenne.
»Nur etwas, um dich bei Laune zu halten, bis du das Problem von jemand anderem geworden bist. Setz dich. Du wirst aufgerufen.«
Mein Magen dreht sich um, doch ich tue, was sie sagt, und setze mich. Die anderen beiden Slater sehen mich mit großen Augen an. Ich spüre, wie der Happy Juice langsam durch meine Adern strömt und alle Gefühle verwischt, aber er kann meine Gedanken nicht stoppen – selbst dann nicht, als mein Levo auf 5 steigt.
Was, wenn mich meine Eltern nicht mögen? Selbst wenn ich mir wirklich Mühe gebe – was zugegebenermaßen nicht immer der Fall ist –, scheinen mich andere Menschen nicht unbedingt leicht ins Herz zu schließen. Sie werden wütend, wie Dr. Lysander, wenn ich nicht tue oder sage, was sie erwarten.
Und was, wenn ich sie nicht mag? Ich kenne nur ihre Namen. Alles, was ich habe, ist ein Foto, das gerahmt an der Wand meines Krankenzimmers hing und jetzt in meiner Tasche steckt. David, Sandra und Amy Davis. Dad, Mum und meine große Schwester. Sie lächeln in die Kamera und sehen ganz nett aus, aber wer weiß schon, wie sie wirklich sind?
Doch letztendlich ist das alles unwichtig, denn ganz egal, wer sie sind – ich muss dafür sorgen, dass sie mich mögen.
Scheitern ist keine Option.
Die »Sachbearbeitung« ist kaum der Rede wert. Ich werde gescannt, fotografiert, gewogen und meine Fingerabdrücke werden genommen.
Wie sich herausstellt, ist die »Entlassung« der schwierigere Teil. Die Schwester erklärt mir auf dem Weg, dass ich meine Mutter und meinen Vater begrüßen muss, dass sie und ich ein paar Formulare unterschreiben werden, die belegen, dass wir jetzt alle eine große wundervolle Familie sind, und wir dann gemeinsam nach Hause fahren werden, um für immer glücklich miteinander zu leben. Natürlich springt mir das Problem sofort ins Auge: Was, wenn sie mich sehen und sich plötzlich weigern zu unterschreiben? Was dann?
»Steh gerade! Und lächle «, zischt die Schwester und schiebt mich durch die Tür.
Ich setze ein breites Lächeln auf, obwohl ich genau weiß, dass es aus einer ängstlichen und traurigen Kyla keine engelsgleiche und glückliche Erscheinung macht.
Kaum bin ich über die Schwelle getreten, bleibe ich wie angewurzelt stehen: Da sind sie. Ich hatte irgendwie damit gerechnet, dass sie dort stehen würden wie auf dem Foto, in den gleichen Klamotten, wie Puppen. Aber alle drei tragen unterschiedliche Kleidung, sie stehen anders und tausend Details kämpfen um meine Aufmerksamkeit. Es ist alles zu viel für mich. Der Anblick meiner neuen Familie droht mich zu überwältigen, sodass ich wieder in den roten Bereich abrutsche, obwohl immer noch der Happy Juice durch meine Adern fließt. Ich höre die gelangweilte Stimme meiner Lehrerin mit dem ewig gleichen Mantra, als stünde sie direkt neben mir: Eins nach dem anderen, Kyla .
Also konzentriere ich mich auf ihre Augen und hebe mir den Rest für später auf. Dads Augen sind grau, rätselhaft und zurückhaltend. Mums Augen haben kleine Flecken auf hellem Braun – es sind ungeduldige Augen, die mich an die von Dr. Lysander erinnern. Augen, denen nichts entgeht. Und meine Schwester ist auch da: große, dunkle, fast schwarze Augen sehen mich neugierig an, umrahmt von schimmernder
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