Genom
eine Familie opfern oder nicht.« Er schüttelte betrübt den Kopf. »Doch stattdessen sind Sie hier, wo ich dieses Problem möglicherweise für Sie lösen kann, indem ich Ihnen einfach den Kopf wegpuste.«
Sie hatte geglaubt, sie hätte sich an die potenzielle Gefahr, der sie durch den Besitz des Fadens ausgesetzt war, gewöhnt. Die Beweise dafür, dass sie sich in dieser Hinsicht geirrt hatte, ließen sich nicht leugnen: Das Zittern ihres Körpers begann in ihrer Magengrube und setzte sich bis in ihre Arme fort, und eine warme Flüssigkeit lief ihr am linken Bein herunter. Zitternd sah sie nach rechts, aber Whispr, ihr Partner, achtete nicht auf sie. Falls sie damit gerechnet hatte, dass er ihr körperlich oder verbal zu Hilfe eilte, so hatte sie sich getäuscht.
Gators Stimme klang so wie immer. »Es gibt keinen Grund für ein Blutbad. Sie haben selbst gesagt, dass Sie lieber niemanden umbringen wollen. Sagen Sie uns, was Sie verlangen, und wir werden es Ihnen geben. Wenn es um Geld geht, dann kann ich …«
Der alte Mann hätte beinahe gegrinst, aber der Ausdruck auf seinem Gesicht sah deutlich weniger freundlich aus. »Oh, bitte beleidigen Sie mich nicht. Würde sich irgendjemand,insbesondere ein Mann meines Alters, allein aus Geldgier die Mühe machen und an diesen stinkenden, heißen Ort kommen? Wenn ich einen Überfall geplant hätte, dann wäre ich in Miavana geblieben, wo es tatsächlich einiges gibt, das es zu stehlen lohnt.«
»Wenn es nicht um Geld geht, worum dann?« Whispr hatte das Gefühl, diese Frage stellen zu müssen, auch wenn er die Antwort bereits kannte.
»Hitze macht mir nichts aus, aber die Feuchtigkeit in diesem Teil der Welt ist wirklich furchtbar.« Der Eindringling musterte die zitternde Ingrid mit seinen Augen, die niemals zu blinzeln schienen. »Gemeinsam mit einem anderen widerlichen Meld hat das dürre Insekt, das neben Ihnen steht, einen Kurier ermordet und ihm etwas gestohlen, das meinen Arbeitgebern gehört. Der Tod des Kuriers ist ohne Belang. Viel wichtiger ist das, was entwendet wurde. Er hat das gestohlene Objekt zu Ihnen gebracht. Meine Auftraggeber wollen es wiederhaben.« Erneut schwenkte er die mörderische Waffe herum. »Diese Sache wird für alle Beteiligten weitaus angenehmer enden, wenn Sie mir das Objekt einfach aushändigen.«
Ingrid schluckte schwer. Doch zu ihrer Überraschung hörte sie sich selbst sagen: »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
Molé verdrehte die Augen. Dieses Mal lachte er wirklich. Es war ein unterdrückter, leiser Klang, der an ein gedämpftes Husten erinnerte. »Ach, kommen Sie, Weib. Als ich jung war, habe ich dieses Spiel gern gespielt. Damals spielte ich viele Spiele, die ich längst aufgegeben habe. Nicht, weil sie mir keinen Spaß mehr machen, sondern weil meine Zeit weitaus kostbarer ist als die vorübergehende Belustigung, die sie mir einst einbrachten. Sie haben den Faden. Das weiß ich. Sie haben ihn Ihrem Kollegen geliehen, und er hat ihn Ihnenzurückgegeben. Das ist ebenfalls bekannt. Daher müssen Sie ihn jetzt haben.«
Ihre Augen weiteten sich. »Ihre … Ihre Leute haben den armen Rudy zusammengeschlagen!«
Molés erschöpfter Seufzer spiegelte seine Langeweile wider. »Falls Sie sich auf den Angriff auf eine Person namens Dr. Rudolf Sverdlosk beziehen, dann sind Ihre Anschuldigungen und Ihr Zorn fehlgeleitet. Daran waren weder ich noch jene, für die ich arbeite, beteiligt.«
Überrascht mischte sich Whispr wieder ein. »Es weiß noch jemand außer denjenigen, für die Sie arbeiten, von dem Faden?«
»Zu viele wissen davon, mein dürrer Freund. Nicht, was er ist, nicht, was er enthält, nur, dass er wertvoll ist. Insbesondere für die beteiligten Parteien, zu denen vor allem meine Arbeitgeber gehören. Die Informationen über diese Angelegenheit haben sich viel zu stark ausgebreitet und sind zu vielen Personen, wenn auch nur laut Hörensagen, bekannt. Doch diese Unruhe wird sich legen, und alles kehrt in seinen Normalzustand zurück, wenn der fragliche Gegenstand seinen Besitzern zurückgegeben wurde. Was augenblicklich geschehen sollte.«
Obwohl sie dadurch enthüllen konnte, dass sie Dinge wusste, die möglicherweise ihr Schicksal besiegeln konnten, musste sie einfach einige Fragen stellen. Diesen Zustand kannten Menschen, die hoffnungslos abhängig waren, nur zu gut. Und Dr. Ingrid Seastroms Droge war die Wissenschaft.
»Was ist mit den implantierten Nanogeräten bei Jugendlichen, die ebenfalls aus hergestellt
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