Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Genosse Don Camillo

Genosse Don Camillo

Titel: Genosse Don Camillo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
Vom Netzwerk:
»das bedeutet also, daß ein bißchen Licht auch vom Genossen Don Camillo
ausstrahlt .«
    Don Camillo war seit zwei
Wochen zu seiner Basis zurückgekehrt, und seit zehn Tagen versuchte er, aufs
Papier zu setzen, was alles er auf seiner Reise getan und gesagt und gesehen
und gehört hatte.
    Er wollte, daß der Bischof
alles erfuhr, und zwar ganz genau, doch das Unternehmen war nicht leicht, weil
der Bischof alt war und sein Gedächtnis ihn oft im Stiche ließ, aber mit der
Sprachlehre war er noch vollkommen vertraut.
    Von Peppone hatte Don Camillo,
nachdem sie sich am Bahnhof in Mailand getrennt hatten, nichts mehr gehört.
    Kaum hatten sie den Flughafen
Berlin hinter sich, war der rumänische Neapolitaner aus dem Zug verschwunden.
In Verona war der Genosse Tavan mit seinen drei Weizenpflänzchen ausgestiegen,
und in Mailand hatten die Genossen Bacciga und Peratto, zusammen mit Don
Camillo, die Gesellschaft verlassen.
    »Warum willst du uns nicht bis
Parma oder Reggio Emilia begleiten ?« hatte Scamoggia
Don Camillo gefragt, und Don Camillo hatte ihm erklärt, daß er wegen eines wichtigen
Geschäftes in Mailand aussteigen müßte. Reine Wahrheit, denn Don Camillo hatte
seine schwarze Schale in Mailand zurückgelassen und mußte sie dort holen.
    Peppone hatte rasch die
Rechnung gemacht. Während Don Camillo sich zum Verlassen des Wagens rüstete,
hatte er Scamoggia Geld gegeben mit dem fröhlichen Ausruf:
    »Jetzt sind wir bloß noch
sechs! Fasse sechs Flaschen Wein, Genosse, eine je Kopf. Ich offeriere !«
    Das Gelächter Peppones war Don
Camillo in den Ohren geblieben, und in diesen zwei Wochen hatte er sich oft
nach dem Grund dieser plötzlichen, lärmigen Fröhlichkeit gefragt.
    Peppone selber erklärte es ihm,
und das trug sich ausgerechnet am Abend des vierzehnten Tages nach der Heimkehr
zu.
    Don Camillo mühte sich gerade
im Eßzimmer des Pfarrhauses mit seiner Berichterstattung ab, als jemand an die
Haustüre klopfte. Es handelte sich um Peppone.
    Zunächst hatte ihn Don Camillo
nicht wiedererkannt. Er hatte einen senatorialen Peppone verlassen – einen Peppone mit einem weichen Filzhut, mit einer Krawatte
aus grauer Seide, einem hellen Hemd aus feiner Popeline und einem
majestätischen Zweireiher. Und jetzt fand er vor sich den bäuerischen Peppone
der vergangenen Zeiten – einen Peppone mit
ungebügelten Hosen, einer Barchentjacke, einem verwegenen Hut, dem Nastuch am
Hals und dem Mantel auf den Schultern.
    Er betrachtete ihn erstaunt und
schüttelte dann den Kopf.
    »Ach, mein armes Gedächtnis«,
rief er aus, »ich vergaß, daß das arbeitende Volk in der Uniform des Senators
leidet, wenn es in Rom ist, und in der Uniform des Bürgermeisters, wenn es in
sein Dörfchen zurückkehrt. Nehmen Sie Platz! Es muß aber für Sie ein schöner
Verdruß sein, stets nachts zu reisen. Bitte, nehmen Sie Platz !«
    »Für das, was ich Ihnen zu sage
n habe, kann ich auch stehen bleiben«, entgegnete Peppone finster. »Ich komme,
um meine Schuld zu bezahlen .«
    Er holte unter dem Mantel eine
Kerze hervor und legte sie auf den Tisch.
    »Das ist, um dem Ewigen Vater
für meine Errettung aus dem Sturm zu danken .«
    Don Camillo lächelte.

    » ›In der Gefahr erinnern wir
uns an Gott‹, sagte der Schiffskapitän ganz richtig beim Abschied zu mir. Aber
leider vergißt man Gott nur allzu leicht, wenn die Gefahr vorbei ist.
    Sie haben ein gutes Gedächtnis,
und darüber freue ich mich ehrlich .«
    »Und das ist, um dem Ewigen
Vater zu danken, daß er mich vor einem gewissen Priester, den mir der Teufel an
die Fersen geheftet hatte, errettet hat!« erklärte Peppone traurig, zog unter
dem Mantel eine zweite Kerze hervor und legte sie auf den Tisch. Es war eine reichverzierte
Kerze, ein Meter zwanzig lang und fünfzehn Zentimeter im Durchmesser.
    Don Camillo riß die Augen auf.
    »Ich mußte sie extra herstellen
lassen«, erklärte Peppone. »Sie hat schon ein Kaliber, aber um der Gefahr, die
jener Priester darstellte, gemäß zu sein, müßte sie sechzehn Meter Höhe und
einen Durchmesser von drei Metern haben .«
    »Sie tun mir zuviel Ehre an«,
erwiderte Don Camillo. »Ein kleiner Landpriester verdient keine so große
Beachtung .«
    »Es gibt kleine Landpriester,
die gefährlicher sind als ein großer Papst«, stellte Peppone fest.
    Dann warf er ein dickes
Päckchen und zwei Briefe auf den Tisch.
    »Es sind Sachen, die man an
mich adressiert hat, damit ich sie dem Genossen Tarocci übermittle«, sagte
Peppone. »Diese

Weitere Kostenlose Bücher