Gestaendnis im Palazzo der Traeume
Einladung zum Essen erwartet? Dass er dir ewige Liebe schwört? Kopf hoch, Kleines! Max Quintano kann jede Frau haben, die er will, und das weiß er auch.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Und wer weiß? Wenn er zurückkommt, geht er vielleicht wieder mit dir aus. Aber dann erinnere dich bitte an meine Worte: Eine flüchtige Affäre ist alles, was sich eine Frau von diesem Mann erhoffen kann.“
Auch wenn Marnies Worte Sophie nicht trösteten, halfen sie ihr doch, der Realität ins Auge zu sehen. Warum musste sie sich auch ausgerechnet in Max Quintano verlieben – einen Mann, der viel älter war als sie, superreich und den Ruf eines echten Frauenhelden hatte? Genauso gut hätte sie die Hand nach den Sternen ausstrecken können. Sie hatte den Fehler gemacht, eine Schwärmerei für die große Liebe zu halten, und musste ihn jetzt einfach vergessen. Wenigstens war sie nicht mit ihm ins Bett gegangen.
Aber seltsamerweise tröstete sie das überhaupt nicht.
2. KAPITEL
Sieben Jahre später.
Samstagnachmittag parkte Sophie ihr altes Auto in der Auffahrt, nahm den Koffer vom Rücksitz und betrat ihr Elternhaus. Schon in der großen Diele kam ihr kleiner Halbbruder Timothy ihr entgegengestürmt, sodass sie den Koffer zu Boden stellte, um den Kleinen hochzuheben und mit einem Kuss zu begrüßen.
„Hallo, Darling!“ Sie trug ihn in das elegante Wohnzimmer, wo sie ihre Stiefmutter und ihren Vater vermutete.
Ein einziger Blick auf die beiden verriet ihr, dass irgendetwas nicht stimmte.
„Oh, gut, dass du endlich da bist“, begrüßte Margot sie.
Kein hallo, wie geht es dir?, dachte Sophie trocken. Unaufgefordert setzte sie sich auf das Sofa und nahm Tim auf den Schoß.
„Ich nehme an, wir sollten uns geehrt fühlen, dass du überhaupt noch Zeit findest, deinen Bruder zu besuchen, so wie du inzwischen ständig um die Welt jettest. Wo geht es denn diesmal hin?“, erkundigte sich ihre Stiefmutter spitz.
„Venedig, zu einer dreitägigen internationalen Konferenz über globale Ressourcen. Aber ich muss erst morgen Abend fliegen, sodass mir mehr als genug Zeit bleibt, um auf diesen kleinen Mann hier aufzupassen.“ Dabei drückte sie Tim liebevoll an sich. „Warum nutzt ihr beiden das nicht aus und bleibt die Nacht im Hotel?“ Dieser Vorschlag hätte eigentlich ein Lächeln auf Margots Gesicht zaubern müssen.
Zwei Stunden später saß Sophie in der hochmodernen renovierten Küche des Hauses, in dem sie aufgewachsen war, sah Tim zu, wie er seine heiß geliebten Fischstäbchen verspeiste, und dachte darüber nach, wie sehr sich ihr Leben doch verändert hatte.
Nach ihrem Universitätsabschluss vor vier Jahren hatte sie sich ein Jahr Auszeit gegönnt und war rund um die Welt getrampt. Bei ihrer Rückkehr erwartete sie die Neuigkeit, dass die neue Sekretärin ihres Vaters inzwischen seine schwangere Freundin war. Die beiden heirateten, und zu Sophies großem Missfallen musste die alte Haushälterin Meg auf Margots Wunsch hin gehen. Vier Monate später kam ihr wundervoller kleiner Bruder zur Welt.
Von Anfang an vergötterte Sophie Tim, und wenn sie ehrlich war, war er der Hauptgrund, warum sie sich Margots wechselnden Launen immer wieder fügte. Nur seinetwillen hatte sie auch Margots sehr kurzfristig angemeldeter Bitte nachgegeben, an diesem Abend den Babysitter zu spielen, damit ihr Vater und seine junge Frau an einem illustren Wohltätigkeitsball in einem Londoner Luxushotel teilnehmen konnten.
Sophie sah sich in der kühlen Edelstahlküche um. Nachdem Margot ihr Elternhaus komplett hatte renovieren lassen, kannte sie es kaum wieder. Aber zumindest gehörte Sophie dank des Erbes ihrer Mutter eine kleine Wohnung in Hove mit Meeresblick. Und da sie in ihrem Beruf als Linguistin sehr erfolgreich war, blieb es ihr erspart, täglich nach London zu pendeln. Stattdessen bereiste sie als freiberufliche Dolmetscherin die ganze Welt. Inzwischen hatte sie sich eine beeindruckende Liste an Geschäfts- und privaten Kunden aufgebaut.
In den vergangenen acht Wochen war sie mit einer Handelsdelegation durch China gereist, und davor hatte sie sechs Wochen in Südamerika gearbeitet. An diesem Wochenende nun besuchte sie das erste Mal seit Monaten ihre Familie. Da ihre Stiefmutter nur zwei Jahre älter als Sophie war, hätten sie eigentlich vieles gemeinsam haben müssen. Leider war das nicht der Fall. Als feine Dame der Gesellschaft liebte Margot das Leben im großen Stil: nur die besten Restaurants und die luxuriösen Orte,
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