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Gezeiten der Liebe

Gezeiten der Liebe

Titel: Gezeiten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Roberts
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Nacken. »Außerdem wollen wir wahnsinnig glücklichen Frauen nun mal, daß auch alle anderen wahnsinnig glücklich sind.«
    Er zog eine Braue hoch. »Glaubst du wirklich, daß diese Masche bei mir zieht?«
    Sie lächelte, beugte sie sich vor und knabberte an seiner Unterlippe. »O ja.«
    »Du hast recht«, murmelte er und ließ sich bereitwillig von ihr küssen.
     
    Ethan blieb volle fünf Minuten in seinem Transporter sitzen. Rezepte? Das war das Dümmste, was er je gehört hatte. Er hatte Anna immer für eine vernünftige Frau gehalten, und plötzlich schickte sie ihn los, um ein Rezept zu überbringen. Mein Gott.
    Er war noch nicht bereit, Grace gegenüberzutreten. Nicht, daß er in seinem Entschluß noch wankend werden könnte, aber ... sogar der selbstbeherrschteste Mann hat gewisse Schwächen.
    Andererseits wußte er nicht, wie er sich aus der Affäre ziehen sollte, jetzt, da er schon mal hier war. Er würde es möglichst rasch hinter sich bringen. Vermutlich steckte sie gerade die Kleine ins Bett, also würde er ihr nur die Karte in die Hand drücken und sich aus dem Staub machen.
    Wie ein zum Tode Verurteilter kletterte er aus dem Wagen und schleppte sich zur Haustür. Hinter der Fliegentür sah er Kerzenlicht flackern. Als er stehenblieb und von einem Fuß auf den anderen trat, hörte er Musik – ein Stück mit schluchzenden Geigen und romantischer Klavierbegleitung.

    Noch nie im Leben war er sich so lächerlich vorgekommen wie jetzt, da er auf Grace’ Veranda stand und ein Rezept für ein Pasta-Gericht in der Hand hielt, während von drinnen Musik in die warme Sommernacht drang.
    Er klopfte an den Holzrahmen, nicht zu laut, um Aubrey nicht aufzuwecken. Einen Moment lang spielte er mit dem Gedanken, die Karte einfach in den Türspalt zu stecken und zu fliehen, aber ein Feigling war er schließlich nicht.
    Überdies würde Anna wissen wollen, warum er Grace’ Rezept für Brathähnchen nicht mitgebracht hatte.
    Als er Grace erspähte, wünschte er allerdings, er hätte sich zu seiner Feigheit bekannt.
    Sie kam aus der Küche im rückwärtigen Teil des Hauses. Das Haus war winzig – es hatte Ethan immer an ein Puppenhaus erinnert –, deshalb war es nur ein kurzer Weg. Und doch schien es ihm, daß er sie endlos lang zur Musik durch das Kerzenlicht schweben sah.
    Sie trug ein zartrosa Kleid, das ihr bis zu den Knöcheln reichte, mit einer Reihe winziger Perlknöpfe vom Hals bis zum Saum, der ihre nackten Füße umspielte. Nur selten hatte er sie in einem Kleid gesehen; von ihrem Anblick wie vom Donner gerührt, vergaß er sich zu fragen, warum sie ausgerechnet heute eines trug.
    Er konnte nur noch an etwas denken: daß sie aussah wie eine Rosenknospe, zart, frisch, noch nicht voll erblüht. Wortlos starrte er sie an.
    »Ethan.« ihre Hand zitterte leicht, als sie nach dem Türknopf griff und die Fliegentür aufzog. Anscheinend hatte sie keine Sternschnuppe gebraucht, damit ihre Wünsche in Erfüllung gingen, dachte sie. Denn da stand Ethan, dicht vor ihr, und konnte den Blick nicht von ihr abwenden.
    »Ich war ...« Ihr Duft, ihm so vertraut wie sein eigener, vernebelte seinen Verstand. »Anna schickt dir ... sie hat mich gebeten, dir das hier vorbeizubringen.«
    Verwundert nahm Grace die Karte entgegen. Beim Anblick
des Rezepts mußte sie sich in die Wange beißen, um nicht laut loszulachen. Aber sie hatte sich im Griff, und als sie zu ihm aufschaute, lächelten nur ihre Augen. »Das ist nett von ihr.«
    »Hast du ihres da?«
    »Ihres – was?«
    »Das Hähnchen.«
    »Oh ... ja. Drüben in der Küche. Komm doch rein, ich hole es eben.« Welches Hähnchen? fragte sie sich, benommen von dem unterdrückten Gelächter, das sich später garantiert in einem hysterischen Anfall Bahn brechen würde. »Der ... Auflauf, richtig?«
    »Nein.« Wie schmal ihre Taille war, dachte er. Ihre Füße. Es geht um Brathähnchen.«
    »Ach ja, stimmt ja. Neuerdings bin ich so zerstreut.«
    »Scheint ansteckend zu sein«, murmelte er. Er entschied, daß es sicherer war, den Blick schweifen zu lassen, um nur sie nicht anzuschauen. Prompt entdeckte er die beiden brennenden dicken weißen Kerzen auf dem Küchentresen. »Ist dir eine Sicherung durchgebrannt?«
    »Wie bitte?«
    »Was ist mit deinem Licht los?«
    »Nichts.« Sie spürte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg. Das Rezept für das Brathähnchen hatte sie nirgends notiert. Wieso auch? Sie kannte es auswendig. »Manchmal mag ich lieber Kerzenlicht. Es paßt zur

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