Gezeiten der Liebe
drehte er noch völlig durch. »wie ist denn die heiße Verabredung neulich verlaufen?«
»Ganz gut.«
»Himmel, Ethan, muß man dir die Worte einzeln aus der Nase ziehen?«
Ein Lächeln spielte um Ethans Lippen. »Das Essen war ausgezeichnet. Ich hab’ was von dem Pouilly Fuisse getrunken, auf den Phil so scharf ist. Schmeckt ganz gut, aber ich weiß trotzdem nicht, warum er einen solchen Wirbel darum macht.«
»Und, wurdest du flachgelegt?«
Ethan warf ihm noch einen Blick zu, sah Cams Grinsen
und beschloß, die Frage so aufzunehmen, wie sie gemeint war. »Ja und du?«
Wenn auch nicht abgekühlt, so doch aufgeheitert, warf Cam den Kopf in den Nacken und lachte. »Mann, sie muß das Beste sein, was dir je passiert ist. Ich meine nicht bloß den Sex, obschon er seinen Teil dazu beigetragen haben wird, daß du in letzter Zeit so munter bist. Die Frau paßt dir wie der sprichwörtliche Handschuh.«
Ethan hielt inne und kratzte sich den Bauch, wo der Schweiß ihn kitzelte. »Wieso?«
»Weil sie total zuverlässig, bildhübsch, so geduldig wie Hiob ist und genug Humor hat, um deinen aus dir rauszukitzeln. Ich schätze, über kurz oder lang werden wir den Garten für die nächste Hochzeit herrichten müssen.«
Ethans Finger krampften sich um den Pinsel. »Ich werde sie nicht heiraten, Cam.«
Es war der Ton ebenso wie die Feststellung selber, die Cam aufmerken ließ. Stille Verzweiflung. Er kniff die Augen zusammen. »Dann hab’ ich wohl einen falschen Eindruck bekommen«, sagte Cam langsam. »Ich dachte, so wie sich die Dinge entwickelt haben, wäre es dir jetzt ernst mit ihr.«
»Es ist mir ernst mit Grace. Sehr ernst.« Er tauchte seinen Pinsel wieder ein und beobachtete, wie der goldene Lack hinuntertropfte. »Aber für die Ehe bin ich nicht geschaffen.«
Normalerweise hätte Cam das Thema an diesem Punkt fallengelassen. Er wäre mit einem Achselzucken weggegangen. Deine Sache, Bruderherz. Aber er kannte Ethan zu gut, war schon zu lange eng mit ihm verbunden, um seinen Kummer einfach zu ignorieren. Er ging an der Reling in die Hocke, so daß ihre Gesichter einander näher waren.
»Ich dachte auch, daß ich nicht dafür geschaffen bin«, murmelte er. »Hat mir eine höllische Angst eingejagt. Aber wenn die gewisse Frau in dein Leben tritt, die einzige, die
zählt, dann macht es noch mehr angst, sie irgendwann gehen zu lassen.«
»Ich weiß, was ich tue.«
Sein verschlossener Blick schreckte Cam nicht ab. »Das denkt man immer. Hoffentlich irrst du dich diesmal nicht. Ich hoffe inständig, daß nicht nur irgendeine Scheiße dahintersteckt, die mit dem hohläugigen Jungen zu tun hat, den Mom und Dad damals mitgebracht haben. Dem Jungen, der nachts schreiend aus dem Schlaf fuhr.«
»Rühr es nicht wieder auf, Cam.«
»Rühr du es auch nicht wieder auf. Mom und Dad haben etwas Besseres verdient.«
»Mit ihnen hat das nichts zu tun.«
»Natürlich hat das mit ihnen zu tun. Hör zu ...« Er brach leise fluchend ab, als Seth hereinkam.
»Hey, das Scheißzeug schmilzt jetzt schon.«
Cam richtete sich auf und blickte Seth aus reiner Gewohnheit finster an. »Hab’ ich dir nicht gesagt, du sollst dir ein Ersatzwort für ›Scheiße‹ suchen?«
»Du sagst es doch auch«, konterte Seth und hielt die Tüte mit dem Eis in die Höhe.
»Das ist nicht der Punkt.«
Seth, der das Spiel kannte, steckte das Eis in die Kühltasche. »Wieso?«
»Weil Anna mir an die Kehle geht, wenn du nicht damit aufhörst. Und wenn sie mir an die Kehle geht, gehe ich anschließend dir an die Kehle, Kumpel.«
»Oh, jetzt hab’ ich aber Angst.«
»Das solltest du auch.«
Sie fuhren fort zu zanken, während Ethan unermüdlich lackierte. Er blendete sie aus und konzentrierte sich auf seine Arbeit, um seinen Kummer in sich zu verschließen.
17. Kapitel
Es wäre ideal. Es war so offensichtlich genau das richtige, daß Grace sich wunderte, daß sie nicht schon eher darauf gekommen war. Ein Segeltörn bei Sonnenuntergang auf dem ruhigen Meer, während der Himmel im Westen rosarot und golden schimmerte, war wie geschaffen als Kulisse für sie. Die Bucht war ein Teil ihres Lebens, mit allem, was sie gab und was sie nahm.
Sie wußte, daß die Bucht für Ethan mehr war als nur der Ort, an dem er seiner Arbeit nachging. Er liebte das Meer.
Den Ausflug zu organisieren, war nicht schwer gewesen. Sie brauchte ihn nur zu fragen. Zuerst wirkte er überrascht, dann lächelte er. »Ich hatte vergessen, wie gern du segelst«, sagte er.
Sie
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