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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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auszusuchen«, sagte sie.
    Hätte er sie besser gekannt, wäre es möglich gewesen, daß er ihr erzählt hätte, wie es war, mit Leuten wie den Youngers den Topf auszukratzen. Aber er fühlte, daß sich sein Geschick gewendet hatte; die Youngers waren unwichtig. »Ich stehe auf die Details«, sagte er.
    »Offensichtlich. Vorhin, als alle hier waren, machten Sie den Eindruck, als wären Sie ausschließlich am Job interessiert. Nicht an den anderen, nicht an mir.«
    »Ablenkung hebe ich mir für später auf.«
    »Aha«, sagte sie und nickte spöttisch.
    Er wartete darauf, was sie wohl tun würde.
    Was sie tat, war, auf dem Weg nach draußen seine Brust zu berühren und zu sagen: »Ich kann mehr als nur Polaroids machen.«

Vierzehn
    Montag nacht sollte Sugarfoot Younger wieder ran, um in den Bars und auf den Tanzflächen des Club H in der King Street für Ordnung zu sorgen und den Gästen auf die Füße zu treten, wenn sie aus dem Ruder liefen. Ivan hatte viel Geld in den Club H investiert. Sugarfoot hatte keine Ahnung, ob der Club Bauer unterstellt war oder nicht. Er wußte nur, daß er die hellblauen Smokings haßte und daß die Frauen Schlampen waren. Man hätte meinen sollen, daß er als Rausschmeißer in einer Position war, sich ein bißchen mehr Action zu verschaffen, aber er hatte es nicht mal darauf angelegt. Die Weiber schienen alle aus Mount Waverley zu stammen und wollten immer nur von ihm wissen, wie es kam, daß er so einen alten Wagen fuhr.
    Um elf Uhr klopfte er mit den Fingerknöcheln auf den Tisch und ging hinaus, um frische Luft zu schnappen. In einer Montagnacht, mitten im Winter, war auf der King Street nicht viel los. Nicht halb soviel wie in der Schicht samstagnachts: Typen, die offen dealten, Schlampen, die schrieen, sie seien vergewaltigt worden, herausgerissene Haarbüschel, Bullen, Notarztwagen, ein paar Anzeigen gegen die Türsteher. Und das als Vollzeitjob? Fünfzehn Kröten pro Stunde? Vergiß es.
    Er war mehr dazu bestimmt, ein Profi zu sein. Heute nachmittag Bauer bei der Arbeit zuzusehen hatte ihn beunruhigt und innerlich aufgewühlt. Bauer hatte es drauf.
    Raußschmeißer an Montagabenden? Kleine Schulden eintreiben? Kein Mitspracherecht bei einem Plan? Fuck. Ein schneller, sauber hingelegter Job, das war alles, was er wirklich brauchte.
    Um ein Uhr nachts machte er Feierabend. Gegen ein Uhr dreißig stand sein Customline auf dem Parkplatz der Housing Commission in der Racecourse Road. Hobba wohnte in der achten Etage, aber Sugarfoot ging nicht nach oben, um das zu überprüfen. Hier wohnten ihm zu viele Ausländer. Laß dein Auto unbeaufsichtigt, und sie brechen es auf. Schau sie nur zweimal an, und sie stechen dich ab.
    Sugarfoot startete den Wagen, verließ den Parkplatz und fuhr eine lange, schmale Straße in Brunswick entlang. Er sah angewidert auf die Häuser. Es waren kleine Arbeiter-Bungalows, aber die Straße war auf dem besten Wege, ein Paradies für Yuppies zu werden. Die Hausnummern waren bereits aus Messing und die Veranden restauriert. Pedersens Holzverschlag befand sich mitten zwischen kleinen Gärten und Kieswegen. Verwahrloste Obstbäume dominierten den hinteren Teil des Grundstücks.
    Sugarfoot blieb eine Weile sitzen. Es gab kein Lebenszeichen, aber das hatte er auch nicht unbedingt erwartet. Wenn Hobba und Pedersen etwas mit Wyatt geplant hatten und wenn es nicht gerade heute nacht geschah, konnten ihre Aktivitäten am Tage der Schlüssel dazu sein. Schließlich war es Teil der Vorbereitung, herauszufinden, wo sie wohnten.
    Sugarfoot fuhr nach Hause und stellte den Wecker auf acht Uhr. Schrecklich früh, aber er würde diesen Tag als eine Wende in seinem Leben betrachten.

Fünfzehn
    Bevor sich Wyatt am Dienstag um die Waffen kümmerte, checkte er aus dem Gatehouse aus. Wenn er einen Job vorbereitete, verbrachte er nie mehr als eine Nacht an einem Ort. Er mietete sich in einem billigen Hotel in der Nähe ein, steckte das verbliebene Geld in seinen Geldgürtel, und stieg an der Parliament Station in die U-Bahn. Er erwischte einen Zug, der durch Burnley fuhr. Ewig war er nicht mehr mit der U-Bahn gefahren. Er setzte sich ans Ende des Waggons, von wo aus er einen unverstellten Blick auf den Gang und die Türen hatte. Seine Hand lag auf dem Messer in seiner Jackentasche. Das war eine Marotte. Messer hatten ihren Effekt. Leute nahmen die Bedrohung durch eine Klinge sofort ernst, wohingegen eine Schußwaffe oder eine geballte Faust sie erst mal nur alarmierte.
    Der Waggon

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