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Gildenhaus Thendara

Gildenhaus Thendara

Titel: Gildenhaus Thendara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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sein”
„Das hat Peter auch gesagt”, flüsterte Jaelle. „Er drohte mir, er werde mich mit Drogen betäuben lassen. In Ketten legen…”
„So etwas würde Peter nie tun”, meinte Magda ungläubig. „Hältst du ihn für einen Trockenstädter?” Sie fing das Bild in Jaelles Geist auf, im Hospital eingesperrt, vielleicht am Bett festgebunden - schon kniete sie neben Jaelle und nahm sie in die Arme.
„Oh, Liebes, sie hätten dir nichts angetan - bestimmt nicht”, flüsterte sie. „Ich verstehe, daß du große Angst hattest, aber sie hätten dir nichts angetan, und Cholayna oder ich hätten ihnen sagen können, daß du nicht verrückt bist…”
„Ich habe ihn getötet”, flüsterte Jaelle, und ihre Stimme war nur ein entsetzter Hauch. „Ich habe Peter getötet. Ich habe ihn auf dem Fußboden von unserm Schlafzimmer im HQ tot liegen gelassen”
„Das glaube ich nicht”, erklärte Magda geradeheraus. „Du phantasierst und weißt nicht, was du getan oder nicht getan hast. Zunächst einmal ziehst du diese nassen Sachen aus. Wir können hier drinnen nicht die ganze Nacht ein Feuer brennen, denn wir müssen das trockene Holz für den Fall sparen, daß es schneit. Draußen ist alles feucht.” Aber Jaelle blieb benommen sitzen, und am Ende mußte Magda sie wie ein Kind entkleiden und in eine Decke aus ihrem Packen wickeln. Über den glühenden Kohlen röstete Magda Trockenfleisch und versuchte, Jaelle zu überreden, daß sie ein bißchen aß. Jaelle gab sich Mühe, aber sie konnte weder kauen noch schlucken. Magda zog trockene Unterwäsche und eine trockene Jacke an und hängte ihre Hose neben dem Feuer auf.
„Ich hatte Angst”, sagte sie endlich. „Du mußt in Trance gewesen sein - da saßt du mitten auf dem Weg, und all die Chervines kamen den Canon heruntergerast, und ihnen folgte das Flutwasser. Und mir war - ich weiß, es waren die Wolken, aber es sah so aus -, als paradierten sämtliche ComynLords mit ihren Bannern die Straßen Thendaras entlang, nur war es diesmal keine Parade. Sie verfolgten ein Mädchen - ein Mädchen mit rotem Haar, und es sah aus wie du. Wie du, Jaelle, und im ersten Augenblick dachte ich, du seist es. Und sie alle galoppierten und galoppierten über meinen Kopf weg, und dann erkannte ich durch die Halluzination die echte Stampede, und du warst nicht in einer Comyn-Robe oben am Himmel, sondern unten im Canon, mitten im Weg der Chervine-Herde…” Erschauernd drückte sie Jaelle an sich.
„Das habe ich auch gesehen”, sagte Jaelle so leise, daß das Geräusch des Regens sie übertönte und sie ihre Worte wiederholen mußte. Ihr war nicht aufgefallen, daß das Mädchen in der Vision
ihr Gesicht gehabt hatte. Eine irrationale Überzeugung sagte ihr: Das war meine Tochter, und die Comyn werden sie töten.
Nach einer Weile bemerkte Magda: „Ich habe gehört, der Kireseth könne dem Verstand eines Menschen Merkwürdiges antun. Weißt du, daß es in Thendara einen Schwarzen Markt für Kirian-Harz gibt? Das Zeug stammt von den Ebenen von Valeron, und es gibt Leute, die es der Visionen wegen, die es erzeugt, trinken. In der Terranischen Zone ist es natürlich verboten, aber es gehen tatsächlich Männer deswegen über die Mauer, ebenso wie sie zu Frauen gehen. Wenn wir es eingeatmet haben, erklärt das… nun, es ist vorbei.” Sie brockte Brotstücke in den Rindentee und fütterte Jaelle wie ein Kind. Jaelle schluckte gehorsam. Sie erinnerte sich nicht, wann sie das letzte Mal gegessen hatte. Die warme Nahrung vertrieb die letzten Reste ihrer Benommenheit. Sogar das alles überschattende Grausen vor dem Mord verblaßte. Vielleicht hatte Magda recht. Vielleicht spielte ihr das Gedächtnis einen Streich. Wenn sie sich auf einmal an Dinge erinnerte, die sie seit dem Tod ihrer Mutter vergessen gehabt hatte, wie durfte sie sich dann auf das verlassen, was für sie real gewesen war? Jedenfalls konnte sie im Augenblick nichts in dieser Sache tun.
Mit zitternder Stimme erwiderte sie: „Ich verstehe das nicht. Wie kommt es, daß du hier bist? Du darfst das Haus doch noch nicht verlassen. Wenn du deinen Eid gebrochen hast, um mir das Leben zu retten - das war es nicht wert, Margali. Ich bin es nicht wert”
„Das kannst du in deiner jetzigen Verfassung gar nicht beurteilen”, stellte Magda ruhig fest. „Schlaf nur. Übrigens habe ich meinen Eid nicht gebrochen. Camilla hat mir die Erlaubnis gegeben zu gehen. Sie liebt dich; du scheinst das noch gar nicht gemerkt zu haben” Ihr Gesicht

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