Gildenhaus Thendara
wollte dieses Kind nicht, ich habe es getan, um Peter glücklich zu machen…”
Wie krankhaft war der Wunsch, von ihm beherrscht zu werden… „Liebling”, sagte Magda weich, „ganz so war es sicher nicht”
Jaelle sah sich durch Magdas Augen im ersten Rausch der Leidenschaft, in der Glut ihrer ersten wirklichen Liebe. Ich war bereit für eine Liebesaffäre, mehr als das war es nicht. Gesünder und klüger wäre es gewesen, ich hätte dich zur Liebhaberin genommen, Margali… Glaubst du, er hätte jemals sein Leben für mich aufs Spiel gesetzt? Und du… ich wußte, daß ein Leben zwischen uns steht…
Du weißt, daß ich dich liebe, Jaelle, und jetzt weiß ich, wie sehr. Aber du bist krank und erschöpft… Jetzt ist nicht die richtige Zeit für eine Entscheidung dieser Art, bredhya. Ihr fiel ein, daß Camilla etwas Ähnliches zu ihr gesagt hatte, als sie bei der Brandbekämpfung verletzt worden war. Sie nahm Jaelle in die Arme und wiegte sie wie ein kleines Kind. Wie meine Mutter. Ich kann mich nicht deutlich an meine Mutter erinnern, aber sie starb, um mir die Freiheit zu geben, und ich enttäuschte sie, indem ich mir selbst wieder Ketten anlegte…
Magda sprach ihr tröstend zu. Also wird Jaelle ein Kind bekommen und ist selbst nicht mehr als ein Kind. Ich wünschte, ich könnte es für sie gebären. Schließlich verstummte Jaelles Schluchzen, und Magda stopfte sie unter die Decken.
„Ich mache dir Tee. Du brauchst ihn. Meinst du, daß du etwas essen kannst?”
Jaelle lag ruhig da und war es zufrieden, daß Magda sie bemutterte. Nach einer Weile sagte sie: „Aleki. Er muß tot sein. Erst der Geisterwind, dann die Stampede und die Überschwemmung…”
Magda kroch an den Höhleneingang und schob die Decke zur Seite. Es regnete. Durch Magdas Augen sah Jaelle den bräunlichen, schlammigen Fluß, der den Canon füllte. Entwurzelte Bäume trieben darin und ein totes, angeschwollenes Chervine, den Bauch nach oben und die Beine himmelwärts gestreckt.
„Er kann eine Höhle gefunden haben, bevor die Flut kam”, meinte Magda. „Wir wollen die Hoffnung noch nicht aufgeben. Hier oben sind eine ganze Menge Höhlen”
Zu ihrer eigenen Überraschung hörte sich Jaelle sagen: „Ich glaube, ich würde es spüren, wenn er tot wäre” Während des Kireseth -Wahnsinns hatte sie einmal seine Gedanken erreicht. Danach hätte sie das Verlöschen seines Geistes wahrnehmen müssen.
Magda brachte ihr den Tee, und sie setzte sich auf und trank ihn. Dann kroch auch sie zum Höhleneingang und blickte in das überschwemmte Tal hinunter. Prosaisch stellte sie fest: „Der Göttin sei Dank, daß ich für zehn Tage Proviant mitgenommen habe. Es wird einige Zeit dauern, bis wir hier hinauskommen”
Magda fühlte ihre Stirn. „Du bist so und so nicht in der Verfassung zu reiten; geh, leg dich wieder hin. Da wir doch nichts unternehmen können, ruh du dich nur aus. Ein so harter Ritt ist für dich in diesem Stadium der Schwangerschaft bestimmt nicht gut gewesen. Mich interessiert es nicht, wie das angeblich bei Ra
faella war; du bist wahrscheinlich nicht so widerstandsfähig wie sie” Ich habe dieses Kind nicht gewollt! Es wäre besser, wenn es nie geboren würde. Wenn sie erfährt, daß ich ihren Vater ermordet habe… Sie glaubt es tatsächlich. Diese Besessenheit kann noch zu einer Fehlgeburt führen.
Das wäre nur gut! Die Flut von Schuldbewußtsein und Elend war so heftig, daß Magda kam und Jaelle sanft auf die Decke niederdrückte. „Das Beste, was du tun kannst, ist schlafen und dir keine Sorgen machen”
Als Jaelle wieder in einen unruhigen, von Alpträumen gequälten Schlaf gefallen war, setzte sich Magda an den Höhleneingang und beobachtete den endlosen Regen, der den Fluß im Canon anschwellen ließ. Sie würden Tage, vielleicht zehn Tage lang in der Höhle bleiben müssen. Niemand wußte, wo sie steckten. Der fieberische Glanz in Jaelles Augen gefiel ihr gar nicht, und ebenso wenig ihre einem Delirium ähnlichen Gedankengänge. Es war Magda mittlerweile selbstverständlich geworden, daß sie Jaelles Gedanken teilte, wenn ein enger Kontakt zwischen ihnen bestand. Nun, Lady Rohana hatte ihr damals gesagt, sie besitze potentiell starkes Laran. Von Camilla hatte sie gelernt, ihre Barrieren für lange Zeit geschlossen zu halten. Camillas Absichten waren gut gewesen - tatsächlich hatte sie es aus reiner Liebe getan -, aber es bedeutete, daß Magda keine Chance bekommen hatte, sich in der Kontrolle und im Gebrauch ihres
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