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Glut und Asche

Glut und Asche

Titel: Glut und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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darüber nach, ihn nicht nur weiter, sondern auch eindringlicher zu befragen. Frederic würde nicht einmal etwas davon spüren und ihm trotzdem bereitwillig die Wahrheit sagen, ob er es nun wollte oder nicht. Aber dann entschied er sich doch dagegen. Es war besser, diese Kinder hielten ihn für einen Dummkopf und herausgeputzten Gecken, der aus seinem vornehmen Haus auf dem Land hierher in die Stadt gekommen war, um einmal ein richtiges Abenteuer zu erleben, und vergaßen ihn darüber hinaus möglichst schnell.
    »Aber sie sagen doch, dass das Phantom nur die tötet, die ...«, sagte Bess protestierend, und diesmal schrie Frederic sie bein a he an.
    »Sei still! Wenn du jetzt nicht ruhig bist, dann setzt es was!«
    »He, schon gut!«, mischte sich Andrej ein, indem er rasch die Hand hob und genauso unecht und nervös lächelte, wie Frederic es vermutlich In diesem Moment von Ihm erwa r tete. »Ich wollte nur eine Frage stellen. Wenn Ihr nichts darüber wisst, dann i st es gut. Bitte streitet euch nicht.«
    »Aber was i st denn so schlimm daran?«, fragte Bess mit weinerlicher Stimme. Frederic funkelte sie an, und es schien, als wü r de er die Beherrschung verlieren. Dann aber erlosch der Zorn In seinen Augen und machte einem sonderbar warmen Ausdruck Platz. »Nichts, Bess«, sagte er. »Aber i ch will nicht, dass Ihr euch solche Geschic hten erzählt. Gerade weil alle sie erzählen. Das Leben i st auch schlimm genug, ohne dass wir uns vor G e spenstern fürchten müssen.«
    Bess sah Ihn weiter aus großen Augen an, In denen eine Menge Furcht - auch vor Ihm - war. aber Andrej staunte nicht schlecht über Ihn. Dieser Junge von - er korrigierte seine Schätzung In Gedanken ein kleines Stück nach oben - vielleicht elf oder zwölf Jahren war offenbar nicht nur der Anführer diese Ki n derbande, weil er die stärksten Fäuste hatte. Er fragte sich, was wohl aus Ihm werden würde, wenn er gegen alle Wah r scheinlichkeit lange genug lebte, um erwachsen zu werden, b e antwortete seine eigene Frage aber gleich selbst. Mit ziemlicher Sicherheit würde er am Galgen enden oder, wenn er großes Glück hatte, Im Gefängnis.
    »Was tut Ihr so?«, fragte er. um das unbehagliche Schwelgen zu durchbrechen, das sich nach Frederics Worten auf dem Hof ausgebreitet hatte. »Ich meine: Wieso seid ihr um diese Zelt noch hier draußen? Gibt es keinen Platz, an den Ihr gehört?« Die Frage, wieso sie nicht zu Hause bei ihren Eltern waren, sparte er sich. Er wusste, dass sie weder das eine noch das a n dere hatten.
    »Doch«, antwortete Frederic. »Hierher.«
    »Das Ist euer Zuhause?« Andrej sah sich überrascht um. Der Hof war klein und mit Unrat und Abfällen übersät, und trotz der meterhohen Mauern ringsum konnte man die Feuchtigkeit und Kälte spüren, die vom nahen Fluss heraufwehte. Der Boden war so kalt, dass es fast wehtat, darauf zu sitzen, und alles klebte vor Schmutz - sogar die Luft. Selbst In einer normalen Nacht musste es hier bitterkalt und nahezu unerträglich sein, dazu trug sicher auch der grausame Gestank, der hier überall vorherrsc h te, und die Ratten und das andere Ungeziefer bei.
    Frederic starrte Ihn an, die Augen erneut misstrauisch z u sammengekniffen.
    »Wenn du ein mieses Spiel mit uns spielen willst, Andrej Delany «, sagte er betont, »dann könntest du es bereuen. Wir ve r stehen es, uns unserer Haut zu wehren.«
    »Ja, ich glaube, das hast du schon gesagt«, antwortete Andrej ruhig. »Und Ich glaube dir. Ihr seid zwar nur Kinder, aber ihr seid viele ... und Ich habe nicht einmal eine Waffe.«
    »Aber dafür Geld«, sagte Frederic . Das hatte Andrej Ihm vor einigen Minuten schließlich selbst gezeigt, und er fragte sich allmählich, ob es nicht ein Fehler gewesen war. In Frederics Stimme war plötzlich eine Gier; die Ihn beunruhigte. Natürlich hatte er keine Angst vor diesen Kindern - die hätte er nicht einmal dann gehabt, wenn er nicht das gewesen wäre, was er war -, aber er unterschätzte sie auch nicht. Er wollte nicht zu etwas gezwungen werden, was er nicht tun wollte.
    »Wollt ihr es haben?«, fragte er, indem er unter den Mantel griff und den Jungen die Geldbörse hinhielt. In Frederics Augen blitzte Verlangen auf, und er hob -natürlich - die Hand, um nach dem Beutel zu greifen. Aber er führte die Bewegung nicht zu Ende. Andrej hätte nicht versucht, ihn daran zu hindern, hä t te er es getan.
    »Nur zu.« Andrej machte eine aufmunternde Geste, die die Münzen in dem kleinen Lederbeutel hörbar

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