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Goettersterben

Titel: Goettersterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Andrej – als wisse er genau, wie viel mehr als nur ein Freund Abu Dun für ihn war. »Gut. Er hat großes Glück gehabt, genau wie Ihr.«
Und auch das, fand Andrej, betonte er auf seltsame Art. Und eigentlich sah er ihn auch seltsam an.
Andrej folgte seinem Blick, sah an sich hinab und stellte erst jetzt fest, dass die Decke nicht nur vollends von ihm heruntergeglitten war, sondern sich jemand auch die Mühe gemacht hatte, ihm die verbrannten und zerfetzten Kleider auszuziehen; allerdings nicht die, ihm auch nur einen einzigen Fetzen wieder anzuziehen. Er war nackt, und Rogers Blick tastete ganz unverhohlen über jeden Quadratzentimeter seines Körpers.
»Captain?«, fragte er.
Rogers fuhr zwar leicht zusammen und zwang einen verlegenen Ausdruck auf sein Gesicht, als er ihm wieder in die Augen sah, aber er machte sich nicht einmal die Mühe, diese Verlegenheit überzeugend zu schauspielern. »Ihr seid ein gut aussehender Mann, Andrej Delãny«, sagte er.
»Captain?«, wiederholte Andrej.
»Versteht mich nicht falsch, Andrej«, sagte Rogers. »Ich meine das ernst … so weit ich das als Mann beurteilen kann. Die Frauen müssen Euch zu Füßen liegen, und wie stark Ihr seid, das habt Ihr schon zur Genüge bewiesen … Ihr seid ein Krieger, habe ich recht? So etwas wie ein Söldner, der sein Geld mit dem Schwert verdient.«
»Und wenn es so wäre?«, fragte Andrej. Auch wenn er sich dabei selbst ein bisschen albern vorkam, griff er doch nach der Decke und zog sie so weit hoch, dass sie zumindest seine Blöße bedeckte.
»Ihr habt nicht eine einzige Narbe«, sagte Rogers. »Sind es nicht die Narben alter Schlachten, an denen man die Krieger erkennt?«
»Nur die ungeschickten«, antwortete Andrej. Worauf wollte Rogers hinaus?
»Ja, vielleicht«, antwortete der Engländer. »Dennoch: Seid sehr vorsichtig, Andrej; und nehmt einen Rat von einem Mann an, der vielleicht nur halb so alt ist wie Ihr, sich aber dem Ende seines Lebens nähert und vielleicht etwas mehr Weisheit besitzt, oder es zumindest behauptet. Die Männer reden bereits über Euch und Euren Freund. Das haben sie schon in Cádiz getan, und nun fangen sie hier damit an. Vergesst nie, was für ein abergläubisches Volk Seeleute im Grunde ihres Herzens sind.« Er hob die Hand, als Andrej etwas sagen wollte, und fuhr etwas leiser fort: »Wie gesagt: Ich weiß, was Ihr seid, Ihr und Euer Freund.«
»So?«, sagte Andrej spröde. »Wisst Ihr das?« Rogers lächelte. »Vielleicht nicht«, räumte er ein. »Ganz bestimmt sogar nicht – aber ich weiß zumindest, was Ihr nicht seid, und vielleicht ist das schon mehr, als ich wissen will.«
Ganz bestimmt sogar, dachte Andrej. Worauf wollte Rogers hinaus?
»Euer Geheimnis ist bei mir sicher«, fuhr der Captain fort. »Ich werde gewiss mit niemandem darüber reden. Schon …«, er lachte ebenso leise wie unecht, »… weil mir niemand glauben würde und ich wenig Lust verspüre, die wenigen Jahre, die mir noch bleiben, in einem Irrenhaus zu verbringen. Aber es ist gut möglich, dass nicht alle so denken wie ich. Gebt ein wenig acht.«
Andrej beschloss, es ihm leichter zu machen. »Es war die letzte Breitseite der King George , die die EL CID versenkt hat, nicht wahr?«, fragte er. »Ein Glückstreffer ins Pulvermagazin, nehme ich an?«
»So ungefähr muss es wohl gewesen sein«, antwortete Rogers. Er lächelte wieder, und dieses Mal sah es durchaus echt aus. »Eine andere Erklärung würde mir auch nicht einfallen. Wir stoßen im Laufe des Tages auf die Flotte und Drake. Es wäre mir recht, wenn wir … dabei bleiben könnten.«
»Aber was sollte ich sonst sagen«, erwiderte Andrej, »wo es doch die Wahrheit ist? Außer vielleicht«, fügte er hinzu und weidete sich einen Moment lang ganz unverhohlen an dem keinen Aufflackern von Sorge in Rogers Augen, »welch großes Glück Abu Dun und ich gehabt haben, von der Explosion weit genug über Bord geschleudert worden zu sein, um zu überleben.« »Ja«, antwortete Rogers, hörbar erleichtert. »Das war wirklich verdammt großes Glück.« Er stand auf, wandte sich zum Gehen und machte dann noch einmal kehrt. »Nur eine Frage noch, Andrej.«
Ja?»
Rogers zögerte, sah sich hastig nach allen Seiten um und senkte die Stimme dann fast zu einem Flüstern. »Bresto«, sagte er. »Oder wer immer er wirklich war – war er so wie Ihr?«
Andrej wusste sehr wohl, wie gefährlich und dumm es wäre, ehrlich zu antworten, aber er entschied sich spontan, es dennoch zu tun. »Vielleicht nicht

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