Goettin der Legenden
hatte, wie eine Tunika oder mittelalterliche Beinkleider geöffnet werden konnten, schaffte sie es lediglich, ihm das oberste Wams auszuziehen, danach ging sie vollkommen planlos vor. »Ich fürchte, im Gegensatz zu dir weiß ich nicht, was ich tun muss.«
Arthur, der ganz auf die Betrachtung ihres Körpers konzentriert gewesen war, musterte sie durchdringend. »Willst du mir damit sagen, du bist noch unberührt?«
Ihr fehlten die Worte.
Viviane
?
Keine Antwort. Plötzlich fiel Isabel wieder ein, dass Viviane ja versprochen hatte, sie in Situationen wie dieser nicht zu stören. Na toll.
»Ist das wichtig?«, fragte sie. »Jedenfalls habe ich keine Ahnung von Männerkleidung.«
»Für mich ist das sogar sehr wichtig«, erwiderte Arthur, und seine Stimme klang ärgerlich.
Abrupt zog er Isabels Kleid wieder hoch, und sein schwerer Atem klang auf einmal nicht mehr lustvoll und sehnsüchtig, sondern so, als hätte er sich vorgenommen, um jeden Preis die Kontrolle über seinen Körper zurückzugewinnen.
»Bitte sag mir, was los ist, Arthur«, bat sie und hielt das Kleid fest. »Was habe ich getan?«
Hastig hob er sein Wams auf. »Ich werde dir nichts nehmen, worauf dein zukünftiger Mann ein Anrecht hätte.«
Damit drehte er sich um, zog sich das Wams über und stapfte zur Tür.
»Moment mal, komm gefälligst zurück und rede mit mir.«
Er war schon dabei gewesen, den Riegel zurückzuschieben, hielt jedoch in letzter Sekunde inne. »Was soll ich Euch denn noch sagen? Ich bin nicht ärgerlich auf Euch, Madam, sondern auf mich selbst. Und ich entschuldige mich von ganzem Herzen für das, was ich tun wollte.«
»Falls dir das nicht aufgefallen ist – ich war auch daran beteiligt, und zwar sehr bereitwillig.«
»Es war berauschend, wirklich. Um die Wahrheit zu sagen: Es hat alle anderen Gedanken außer Kraft gesetzt.«
»Warum lässt du mich dann so im Regen stehen, und warum bin ich plötzlich wieder Madam und nicht mehr Isabel oder sogar Izzy? Vielleicht glaubst du, dass du dich selbst bestrafst, aber mich bestrafst du noch viel mehr. Was soll das?«
Ihre Fragen schienen ihn ein wenig zu ernüchtern. Er wandte sich von der Tür ab und kam auf sie zu. »Lass mich dir mit den Bändern helfen.«
»Gut, aber warum hilfst du mir dabei nicht auch zu verstehen, was gerade passiert ist?«
»Das ist keine schöne Geschichte«, erklärte er, während er die Bänder des Kleids wie ein Profi zu verschnüren begann.
»Als hätten wir nicht alle unsere unschönen Geschichten. Leg los, Arthur, bitte.«
»Es ist in einer Zeit geschehen, in der ich noch sehr jung, dumm und eingebildet war. Zu sehr von meiner Macht und meinem Ruhm besessen. Ich war noch ein Junge, aber ich wollte mich unbedingt wie ein Mann benehmen.«
»Verstehe. Aber was hat das mit uns zu tun? Und mit vorhin?«, fragte sie. »Sag mir bitte die Wahrheit.«
Er seufzte. »Ja, das hast du verdient.«
Einen verdammt guten Orgasmus hätte ich auch verdient,
dachte Isabel, beschloss aber, sich fürs Erste mit der Wahrheit zufriedenzugeben. »Ja«, antwortete sie und gab sich alle Mühe, nicht in Tränen auszubrechen.
»Dann sollst du die Wahrheit hören.« Er nickte, während er sich so eifrig mit ihrem Kleid beschäftigte, als müsste er seine Nervosität auf diese Art abreagieren.
»Sag es mir, Arthur.«
»Wo soll ich beginnen?«
»Ich würde sagen, mit dem, was passiert ist, direkt nachdem du Excalibur aus dem Stein gezogen hast.«
Wieder nickte er. »Kurz darauf bin ich einer jungen Frau namens Elizabeth begegnet, die sich in mich verliebt hat. Sie war sehr hübsch und sehr liebenswert. Ich fühlte mich kühn und mächtig und glaubte, die Welt gehörte mir.«
»Wie es dir gebührt. Du hattest etwas getan, was außer dir keiner fertiggebracht hat.«
Inzwischen war ihr Kleid zugebunden, Arthur wandte sich ab und setzte sich wieder auf den Stuhl. Auch Isabel nahm Platz. »Sprich weiter«, sagte sie.
»Dieses süße Mädchen also erlaubte mir … sie zu lieben. Für sie war es ein sehr schmerzhaftes Erlebnis, denn ich war wohl recht ungeschickt. Auch für mich war es das erste Mal.«
»Du wusstest, wie man ein Schwert herauszieht, aber nicht, wie man es hineinsteckt?« Als sie Arthurs Gesicht sah, entschuldigte sie sich. »Verzeihung, das war wirklich ein dummer Scherz.«
Er legte den Kopf schief. »Unglücklicherweise jedoch sehr zutreffend. Ich bekam schreckliche Albträume wegen dem, was ich getan hatte, und verließ sie ohne ein Wort der
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