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0402 - Ein G-man starb in Halle 3

0402 - Ein G-man starb in Halle 3

Titel: 0402 - Ein G-man starb in Halle 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Bleib stehen, Lefty!«, rief Smarty Smith und trat in den gelben Lichtschein der Lampe, die über dem Tor des Lagerhauses hing. In seiner rechten Hand schimmerte matt der brünierte Lauf einer 38er Special.
    Lefty Corelli hatte die linke Hand noch auf der Klinke der Tür liegen, die in das große Tor eingefügt war. Die Lampe hing genau über seinem Kopf. Für ein paar Sekunden stand Lefty reglos. Dann fragte er lauernd: »Wer bist du denn?«
    »Eine Unterhaltung wollen wir auf später verschieben, Lefty! Reck die Arme hoch! Sonst wird mein Zeigefinger nervös. Und wie du siehst, liegt er am Abzug.«
    »Hui!«, sagte Lefty Corelli, als ob ihm das Spaß machte. »Das hört sich aber richtig gefährlich an.«
    Er hob nun doch die Arme. Sein teurer Hut saß ihm so weit im Genick, dass man die gewölbte Stirn und den schütteren Haaransatz sehen konnte. Smarty Smith war ungefähr vier Yards von ihm entfernt, und er dachte nicht daran, näher an Corelli heranzugehen. Smith hob die Mündung seiner 38er ein wenig, sodass sie nun ziemlich genau auf Corellis Herz zeigte, und stieß einen gellenden, lang gezogenen Pfiff aus.
    »Fein«, sagte Lefty und klatschte mit den Händen über seinem Kopf Beifall. »Pfeifen kannst du, mein Junge. Das muss dir der Neid lassen.«
    »Ich kann noch ganz andere Sachen«, meinte Smarty Smith. »Zum Beispiel kann ich ganze Diebstahlserien aufklären, Lefty.«
    »Was du nicht sagst!«, staunte Lefty Corelli. »Bist wohl ein ganz heller Junge, was? Ich habe eine Schwäche für Leute, die mehr Gehirn haben als nur Spatzendreck. Wie heißt du denn, mein Kleiner?«
    Smarty Smith nannte seinen Namen. Lefty Corelli verbeugte sich. Smarty merkte, dass der andere ihn nicht ernst nahm.
    »Lass den Quatsch!«, sagte Smarty Smith.
    Lefty Corelli wollte zum Hut greifen, wie um ihn zu lüften. Aber dann krachte es auf einmal.
    Unter der Hutkrempe flammte ein bläulicher Blitz auf, und Smarty Smith bekam einen mörderischen Stoß gegen den Hals. Er wurde wie von einer unsichtbaren Faust zurückgeschleudert, geriet aus dem Lichtkreis der Lampe und brach zusammen, in der Dunkelheit nur noch als undeutliche Gestalt zu erkennen.
    »Wirklich ein heller Junge«, sagte Lefty Corelli hämisch. »Ein ganz heller Junge. So hell, sich mit einem Corelli anzulegen.«
    In diesem Augenblick kam eine scharfe, helle Stimme aus der Dunkelheit am Ende des Lagerhauses.
    »Beweg dich noch einen Zoll, Lefty, und du hast drei Kugeln im Bauch!«
    Verdammt, dachte Lefty Corelli. Vielleicht war er doch ein heller Junge?
    ***
    Es war gegen halb acht Uhr abends, als wir von unserer langen Fahrt ins Distriktgebäude zurückkehrten. Wir hatten einen Strafgefangenen nach Sing-Sing gebracht, in das Staatszuchthaus des Bundesstaates New York, weil der Staatsanwalt den Burschen für außergewöhnlich gefährlich hielt. Er war schon ein paar Mal ausgebrochen, hatte aber bei uns keinen derartigen Versuch unternommen.
    Im Flur vor unserem Office trafen wir William Burster, einen Kollegen, der mit saurer Miene dahin schlich.
    »Hallo, Will«, sagten wir, und Phil fügte hinzu: »Hat es dir die Ernte verhagelt?«
    Burster war als leidenschaftlicher Amateurgärtner und Gemüsezüchter bekannt. Aber an diesem Abend konnte ihm nicht einmal sein Lieblingsthema die Laune verbessern. Er schüttelte tief betrübt den Kopf.
    »Um neun übertragen sie das Endspiel«, knurrte er wütend, »und ich habe diese Woche Dienst in der Nachtbereitschaft. Ich hätte mich also gemütlich im Aufenthaltsraum hinsetzen können, um mir das Spiel anzusehen. Hätte!«
    »Warum kannst du nicht?«
    »Weil ich abkommandiert bin zum Außendienst. Ich muss Briefmarken bewachen.«
    Ich glaube, Phil und ich sahen in diesem Augenblick nicht sehr geistreich aus.
    »Was für ’n Zeug?«, fragte ich, »Briefmarken?«
    »Ja! Das sind diese kleinen bunten Papierschnipsel mit Zacken an den Rändern, die man auf einen Brief kleben muss, damit der dorthin geschickt wird, wo man ihn hinhaben will.«
    »Also das sind Briefmarken«, sagte ich bewundernd. »Ohne dich hätte ich es wahrscheinlich nie erfahren. Und du wirst heute Nacht solche Briefmarken bewachen? Bist du ganz sicher, dass du nicht lieber einen Gehirnschlosser aufsuchen solltest?«
    Will Burster warf mir den Blick eines verwundeten Rehs zu.
    »Du kannst dich über so was amüsieren«, sagte er mit Grabesstimme. »Mir ist es bitterer Ernst. Drüben in der 66th Street West veranstaltet ein Verband der amerikanischen Phi…

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