Goettlicher Thor 1
mächtigen Wesen innewohnte. Es war einfach viel zu wenig der Beschreibung von dem, was diese Kraft alles anstellen konnte.
Die Hexe gab ein komisches Geräusch von sich und ich deutete es als ein Zeichen der ... Bewunderung? Verblüfft starrte ich in ihre seltsamen Augen. Ihr ganzer Widerwille und ihre Arroganz schienen mit einem Mal aus ihrem schönen Gesicht gewischt worden zu sein. Dabei hatte ich noch nicht einmal angefangen wirklich über mein Erlebnis zu reden! Aber ich konnte mich natürlich schon daran erinnern, dass die Beschwörung eines schwarzen Drachen in dem Buch als das gefährlichste und schwierigste Ritual beschrieben worden war. Warum wusste ich nur zu gut! Der Drache war das mächtigste Wesen, das ich mir je hatte vorstellen können und er jagte einem im Normalfall mit Sicherheit eine Heidenangst ein. Doch ich hatte ihn binnen Sekunden absolut schön und auf eine sehr leidenschaftliche Art interessant gefunden. Ich grinste, weil ich den beiden Grazien nicht unbedingt alles erzählen musste.
„Nun, was soll ich sagen?“ Ich klang ein wenig arrogant, aber das bisschen primitive Emotion gönnte ich mir. „Der Drache hat sich mir vollkommen offenbart und ich wusste in dem Moment, dass ich nichts Fantastisches oder Spirituelles jemals mehr fürchten würde, weil es nichts Gigantischeres oder Furchteinflößenderes geben konnte, als diesen wunderbaren Drachen. Ich hatte sogar irgendwann ganz klar das Gefühl, selbst dieser Drache zu sein. Oder zumindest ein Teil von ihm.“
„Du?“ Die Hexe schluckt laut.
„Ja. Es war rein spirituell und geknüpft an die Erkenntnis, dass nichts schlimmer und finsterer sein konnte als dieser mächtige, schwarze Drache. Es war auch die Erkenntnis, nie mehr Angst haben zu müssen, weil ICH einfach stärker und noch finsterer sein könnte.“ Luise zuckte wie unter einem Hieb zusammen.
„Das ist ... nicht möglich. Das würde dich ja zu einer ... heiligen Drachenreiterin machen.“
„Vielleicht“, erwiderte ich unbekümmert, obwohl ich davon noch nie etwas gehört hatte. „Immerhin habe ich danach noch die Drachen der Elemente gerufen, um mit ihnen ins Reine zu kommen. Zum Teil waren die ganz schön hitzig, die Schlingel.“
„Wie bitte?“
„Sexuelle Schwingungen, wenn du verstehst was ich meine.“ Und damit wackelte ich so provokant mit meinen Augenbrauen, dass Kathrin glockenhell auflachte. Für sie war es immer eine kleine Sensation, wenn sie neues über meine Drachenwelt erfuhr.
„Dachte ich es mir doch!“, zischte sie, als hätte sie endlich nach so vielen Wochen das Wesentliche aus mir herausgeholt. „Jeder weiß wie mächtig Drachen sind und wie ... leidenschaftlich. Kein Wunder, dass hier auch was Sexuelles schwingt.“ Luise hingegen sagte gar nichts mehr.
Zu dumm nur, dass dies alles nur auf diffuse spirituelle Ebenen zutraf und einen ganz normalen Mann, mit – zugegeben – überdurchschnittlich ansprechenden Attributen, nicht miteinschloss. Denn wenn ich eines kapierte bei diesem Gespräch, dann war es die Tatsache, dass ich zwar vielleicht den größten Teil meiner Angst erledigt hatte, aber einen ganz simplen, bodenständigen und doch entscheidenden Teil meines Lebens immer noch fürchtete. Ich seufzte und schüttelte den Kopf. Spirituelle Glanzleistungen änderten eben nicht zwangsweise etwas an elementaren Lebensbarrieren.
Außerdem hatte ich kapiert, dass ich keinen Konkurrenzkampf brauchte und wollte und, dass ich von der arroganten Hexe nichts lernen konnte.
14. Kapitel
Das Weibsbild war ja wohl das Letzte! Zuerst sprach sie auf derart respektlose We ise über Hexenrituale und dann hatte sie offensichtlich auch noch einen direkten Draht zur Drachenwelt. Gott, das Schicksal konnte so grausam sein! Ganz zum Schluss hatte sie dann auch noch die Unverfrorenheit besessen von einer Seelenrettung eines Pornostars zu sprechen! Ja, war die Welt denn vollkommen verrückt geworden? Wieso sollte ein Mr. Lover-Lover es wert sein gerettet zu werden? Und wieso, verflucht, konnte solch eine unerfahrene Niete, wie Siena, überhaupt etwas Derartiges bewerkstelligen? Ihren Schilderungen nach hatte sie ja offenbar wirklich etwas bewirkt. Oder aber sie war die volle Blenderin.
Luise biss sich vor Zorn ihre Unterlippe blutig. Seit Tagen schon war sie unruhig wie eine räudige Hündin, nur dass sie kein bisschen Saft für ihre Libido verspürte. Nein, die Ursache dafür lag ganz woanders und eindeutig bei dieser Siena, die ganz klar über Macht
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