Goldschatz
kommen, was sie nun miteinander verband und warum Roy sie zu seinen Erben ernannt hatte, merkten sie nicht, wie die Zeit verrann. Und sie merkten auch nicht, dass jemand sie heimlich beobachtete.
Kapitel 9
Als es Nacht wurde, saßen die beiden immer noch am Tisch und tranken die Flasche Wein aus. Unausgesprochen blieb, dass sie keinerlei Verbindung zwischen sich gefunden hatten. Sie hatten das ganze Essen hindurch von nichts anderem gesprochen und doch nicht die kleinste Kleinigkeit entdeckt, die sie miteinander in Verbindung gebracht hätte.
»Warum?«, fragte Fiona, setzte ihr Weinglas ab und leerte es. »Ich komme einfach nicht dahinter. Warum sollte Roy Hudson sein Geld ausgerechnet mir hinterlassen?«
»Oder mir«, fügte Ace nachdenklich hinzu. Er hatte in dem Lebensmittelladen auch eine Zeitung gekauft und ihr den Bericht über sie beide bei Kerzenschein laut vorgelesen. Sie hatten beide ungläubig aufgeschrien, als Ace vorgelesen hatte, dass Hudsons Testament schon vier Jahre zuvor aufgesetzt worden war. Vier ganze Jahre!
Ace meinte, er habe das Gefühl, dass die Beziehung zwischen ihnen weiter zurückreiche als vier Jahre, und so forderte er Fiona auf, ihm mehr über ihre Kindheit zu erzählen.
Sie berichtete ihm also alles, was ihrer Meinung nach irgendwie von Bedeutung sein konnte. Trotz der langen Trennungen, die auf die endlosen Reisen ihres Vaters zurückzuführen waren, hatten sie sich jede Woche geschrieben. »Und bis zum vergangenen Sommer hatte ich noch jeden einzelnen dieser Briefe“, sagte sie. »Aber dann ist jemand über das Dach in drei Wohnungen unseres Apartmenthauses eingestiegen. Meine gehörte auch dazu. Unter den Dingen, die dieser Mistkerl geklaut hat, war auch die Schachtel mit den Briefen meines Vaters. Ich weiß nicht, warum ihn diese Schachtel interessiert hat, denn was er bekommen hat, waren Briefe an eine Elfjährige mit gebrochenem Bein. Diese Briefe waren völlig wertlos - außer für mich.«
Ace starrte in sein leeres Weinglas. »Wir wissen etwas. Du und ich, wir wissen etwas, von dem wir nicht wissen, dass wir es wissen.«
»Und wie sollen wir herausfinden, was das ist?«, fragte Fiona ärgerlich. »Und was, wenn wir nie dahinter kommen, was wir wissen? Sollen wir uns ewig in dieser Hütte verstecken? Die Polizei wird uns früher oder später finden und dann wird man uns den Prozess machen ... wegen Mordes !«
Sie hatte in den vergangenen Stunden versucht, nicht an die Realität ihrer Lage zu denken, aber jetzt...
»Still!«, zischte Ace und blies die beiden Kerzen aus, sodass sie im Dunkeln saßen.
»Was soll das?«, zischte Fiona zurück.
»Ich habe jemanden gehört.«
»Wie kannst du bei diesem Lärm irgendetwas hören?« Sie bezog sich auf die Vögelstimmen und sonstige Tierlaute draußen im Freien. Aber Ace antwortete nicht und sie hörte, wie er leise durch die Hütte schlich. Fiona lief ein kalter Schauer über den Rücken und ihre Nackenhaare sträubten sich.
Mit klopfendem Herzen lauschte sie angespannt. Sie rechnete jeden Moment damit, eine Stimme über Megafon zu hören, die sie aufforderte, mit erhobenen Händen herauszukommen. »Ich habe keine Lust mehr auf dieses blöde Spiel«, flüsterte sie.
»Psssst!«, entgegnete Ace nur und sie erkannte, dass er am Fenster war.
Im nächsten Moment berührte sie etwas an der Schulter, und als sie schreien wollte, legte sich sofort eine große Hand auf ihren Mund. Instinktiv schlug sie um sich, als sie auf die Füße gezogen wurde.
»Würdest du wohl damit aufhören?«, raunte Ace ihr ins Ohr. »Hör auf zu zappeln.«
Um ihn daran zu erinnern, dass seine Hand immer noch auf ihrem Mund lag, trat sie mit der Ferse nach hinten, woraufhin er sie mit einem unterdrückten Schmerzensschrei losließ.
»Du bist die gewalttätigste Frau, der ich je begegnet bin«, knurrte er dicht an ihrem Ohr. »Wenn ich deine Hand nehme und dich ins Schlafzimmer führe, wirst du mir dann wieder wehtun?«
»Das kommt ganz darauf an, was du im Schlafzimmer mit mir vorhast«, entgegnete sie leise.
Einen Moment schwieg Ace, als müsse er erst darüber nachdenken, was sie damit gemeint haben könnte; dann lachte er leise. »Braves Mädchen, wenn du schon wieder scherzen kannst, geht es dir gut.«
Er legte ihr eine Hand auf die Schulter und tastete sich dann an ihrem Arm entlang bis zu ihrer Hand. Als er sie ergriff, bemerkte Fiona bissig: »Da kann ich ja froh sein, dass du nicht meinen Fuß halten wolltest.«
»Sei still«, befahl
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