Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gomorrha

Gomorrha

Titel: Gomorrha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
Vom Netzwerk:
Sie haben für unser Land und für mich großartige, schreckliche Dinge getan, Tommy. Sie verdienen jetzt, mal so richtig zu leben.«
    »Es ist bloß eine traurige Tatsache, General, daß ich nur eine einzige Art zu leben kenne.«
    »Sie waren der Beste, Tommy.«
    Tom Bohannon merkte, daß dem General das Gespräch unangenehm wurde. Er las es in Taylors Augen.
    »Na ja, General, dann gehe ich mal nach draußen und sorge dafür, daß unsere Leute bereit sind. Wenn ich Sie recht verstanden habe, möchten Sie, daß alle nach vorne stürmen und rufen: › Wir wollen Taylor. Wir wollen Taylor‹ , wenn Sie und der Präsident auf dem Podium stehen. Richtig?«
    »Genau.«
    »Ja, General, ich sehe Sie dann erst nach den Festivitäten wieder. Hoffentlich klappt alles.«
    »Es wird ein wunderbarer Abend, Tommy. Wir sind am Ziel.«
    »Und was ist, wenn Sie die Nominierung nicht gewinnen, General? Ich mache mir so meine Gedanken …«
    »So wie ich es sehe, habe ich genau die richtige Position für den zweiten Platz auf der Liste, und der Präsident muß ihn mir verdammt noch mal anbieten, wenn er meine Stärke bei den Delegierten sieht – er muß mir die Vizepräsidentenschaft anbieten, und ich werde zugreifen. Na ja, ich werde nicht der traditionelle Vizepräsident sein.« Er lachte. Seine Augen waren stahlhart. »Ich bin dann in der Regierung und habe gewisse Möglichkeiten und einige Leute … Ich werde Präsident sein, noch ehe diese Amtszeit vorüber ist – so oder so. Ich war doch ein guter Lehrer, nicht wahr, Tommy?« Er legte die Arme um den Mörder, den er geschaffen hatte, und preßte ihn an sich.
    »Semper fidelis, Tommy. Stets getreu, Tommy.«
    »Klar, stets getreu, General.«
    Dann ging Tom Bohannon wieder hinaus in die Menschenmenge und war bereit, sich seinem Schicksal zu stellen und das zu tun, wozu er ausgebildet worden war. Er hatte sein Handwerk gut gelernt. Er wußte, was er zu tun hatte.

KAPITEL 23
    Die Begeisterung der Anhänger Sherman Taylors hatte bereits während des Hazlitt-Films Schockwellen ausgelöst. Es war unmöglich, ihre Zahl zu schätzen. Hauptsächlich beruhte ihr ungemein starker Eindruck auf den Marineinfanteristen, die einer gewaltigen Flutwelle der Loyalität für ihren General glichen. Das Stampfen und die Sprechchöre wurden immer stärker, als seien sie lebendig und beabsichtigten, den Parteitag zu übernehmen.
    Driskill schob sich durch die verschwitzten Menschen. Er wollte zum Warteraum des Präsidenten. Die Nerven spielten nicht mehr mit: Er brauchte vertraute Gesichter und mußte sich überzeugen, daß mit Charlie alles in Ordnung war. Diese Menschenansammlung wirkte beunruhigend. So viele Männer der Marineinfanterie, die der Versammlung ihren Willen auf zwängten. Irgend etwas würde geschehen, aber was? Es gab Gerüchte, wonach der Parteitag aufgelöst werden sollte, daß Parteifunktionäre darüber mit Bonner und Taylor gesprochen hätten. Aber jeder, den Driskill gefragt hatte, war überzeugt, daß es nicht so weit käme, weil es viel zuviel zu tun gäbe. Aber was war, wenn Charlie jetzt zum Entscheidungsschlag ausholen wollte?
    Driskill wurde von der Menge mitgerissen. Plötzlich stand er draußen vor Sherman Taylors Wohnwagen, der jetzt dreißig Meter vom Hintereingang des Kongreßzentrums entfernt parkte.
    Tom Bohannon trat aus der Tür des Wohnwagens und blickte zu dem riesigen Monitor, auf dem der Film über Hazlitt dem Höhepunkt zustrebte. Man sah, wie Flieger-As Bob als junger Geschäftsmann und Vertreter der Handelskammer irgendeinem früheren Präsidenten die Hand schüttelte. Dann Bob beim Bau der Zwillingstürme in Iowa. Bob bei einem Besuch des russischen Präsidenten. Bob bei einer Parade in Iowa mit seiner Mutter im Auto … Bohannon stand wie gebannt da. Er schien Driskill nicht zu hören, als dieser seinen Namen rief. Dann verschwand er plötzlich in der Menge, ehe Driskill sich zu ihm vorarbeiten konnte. Er war fort.
    Arbeiter rollten ein riesiges Plakat zu einer Rampe. Dann fing Driskill den Blick des Sicherheitsbeamten auf, der vor Taylors Wohnwagen Wache hielt. In Gedanken noch bei Bohannon, sagte er. »Ich komme vom Präsidenten. Es ist dringend.«
    Jack Barlow, der Sicherheitsbeamte, öffnete die Tür des Wohnwagens und sprach mit jemandem drinnen. Dann winkte er Driskill, einzutreten. Der General stand vor einem Spiegel und knüpfte sich die Ausgehuniform zu. »Kommen Sie herein, Mr. Driskill, machen Sie sich’s bequem. Da draußen sind anscheinend

Weitere Kostenlose Bücher