Langenscheidt Hund-Deutsch, Deutsch-Hund
Ein Welpe soll es sein!
Oder vielleicht auch zwei?!
Ungefähr 90 Prozent der Menschen, die mit ihrem Hund eine Hundeschule besuchen, sind weiblich. Das hat allerdings rein gar nichts damit zu tun, dass die Damen sich für den jungen, sehr attraktiven und so wahnsinnig charmanten Hundetrainer interessieren.
„Da könnten die Damen ja auch lange suchen …“
Nein, das hat einen ganz anderen Grund: Normalerweise wird nämlich die Mutter wochen- und monatelang von den Kindern mit der Frage bestürmt, wann sie denn nun endlich einen Hund bekommen. Die Mütter finden den Gedanken an ein vierbeiniges Familienmitglied auch gar nicht so schlecht, wissen aber ganz genau, dass an ihnen die gesamte Arbeit hängen bleiben wird. Deshalb bleiben sie zunächst hart und winken ab.
Falls Sie einen oder mehrere Hunde besitzen, wissen Sie bereits, dass Sie den Kampf verloren haben. Sollten Sie sich aber noch, ich betone NOCH, keinen Hund halten, dann ersparen Sie sich lieber die vielen unnötigen Diskussionen. Zu guter Letzt werden Sie doch das Nachsehen haben.
„Was heißt denn hier Nachsehen haben? Frauchen hat doch später die engste Bindung zum Hund und wird sich fragen, wie sie überhaupt jemals ohne ihn leben konnte. Außerdem ist SIE doch diejenige, die hinterher Herrchen davon überzeugt, dass ein zweiter Hund dringend vonnöten ist …“
Nach einer längeren Phase des „Mutter-Terrorisierens“ gehen die Kinder dazu über, den Vater mit ins Boot zu holen. Und das ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Kinderspiel. Der weiß nämlich ganz genau, dass die meiste Arbeit seine Frau erledigen muss. Deshalb fällt es ihm natürlich leicht, gönnerhaft dem Wunsch der Kinder nachzugeben. In aller Regel mit den Worten: „Also von mir aus gerne, aber entscheiden muss das natürlich Mama.“ Und schon hat sie den Schwarzen Peter zugeschoben bekommen.
Lieber Hundehalter, jetzt werden Sie sicher ein schlechtes Gewissen haben – denn bei Ihnen ist es bestimmt genauso gelaufen. Trösten Sie sich, im Nachhinein sind ja alle froh, dass es nun endlich einen Hund in der Familie gibt. Und mittlerweile können Sie auch damit leben, dass der Hund von Ihrer Frau wesentlich häufiger gestreichelt wird als Sie.
„Verständlicherweise!!! Es wird doch wohl niemand infrage stellen, dass wir uns deutlich flauschiger anfühlen als Männer …“
Letztendlich gibt die Dame des Hauses also doch nach und – ein Hund kommt ins Haus! Natürlich geloben alle, sich gewissenhaft auf das Thema Hundehaltung vorzubereiten und keineswegs einen total unüberlegten Spontankauf zu tätigen. Zusammen besuchen sie die Buchhandlung und erwerben ein dickes Buch über Rassenkunde, um den passenden Hund herauszusuchen.
Die Eltern sind sich einig, dass der Hund familienfreundlich und das Äußere zweitrangig sein sollte. So weit die Theorie … Irgendwann aber wird die Seite im Buch aufgeschlagen, auf der ein Hund zu sehen ist, den alle sooo niedlich und wunderschön finden, dass man sich sofort darauf einigt, zum nächstgelegenen Züchter zu fahren, um „nur mal zu gucken“. Die Familie informiert sich nun also „sehr gewissenhaft“ im Kleinanzeigenteil des Lokalblatts und findet „ganz schnell“ einen „Züchter“.
„Züchter? Tststs! Bei den meisten, die in den Kleinanzeigen inserieren, muss man wohl von einem Händler oder Massenproduzenten sprechen.“
Die Familie macht sich also auf den Weg zum Händler mit dem felsenfesten Vorsatz, KEINEN Hund zu kaufen, sondern „nur mal zu gucken“.
Und so nimmt das Schicksal seinen Lauf: Kaum angekommen, rennen die Kinder sofort zur Wurfkiste, klettern rein und fangen an, mit den Welpen zu spielen. Na klar, der Hund soll ja schließlich auch ein Spielgefährte für die Kinder sein – deshalb muss man ihm von Anfang an zeigen, was ihn bei den Menschen erwartet.
„Kleiner Tipp für die Welpen: Selbst wenn du ein kleiner Terrier bist, so ist diese erste Begegnung der völlig falsche Moment, gleich zu zeigen, wie toll du dich schon in bewegte Objekte verbeißen kannst. Mit anderen Worten: Rase nicht sofort dem kleinsten Kind der Familie hinterher! Nein, auch nicht sofort umschmeißen und damit prahlen, dass die Menschen gute fünf Minuten gebraucht haben, um das Hosenbein aus deinem Kiefer zu befreien. keine Panik, diese große Kunst des Beutefangverhaltens darfst du in den nächsten 15 Jahren an jedem Besucher demonstrieren. Aber erst einmal müssen sie dich doch mitnehmen!!!“
Mutter und Vater
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