Gomorrha
Flugzeugen eilten. Jeder war in sein eigenes Leben eingesponnen – und so sollte es auch sein. Falls ihnen die politische Seifenoper in der vergangenen Woche Spaß gemacht hatte, lag sie jetzt hinter ihnen. Es war alles geboten worden. Die Einschaltquoten waren sehr hoch. Und früher oder später würden wir alle herausfinden, ob das Ganze für unser Leben eine besondere Bedeutung gehabt hatte.
Jetzt fühlte ich mich in der Menge verloren; ein normaler Amerikaner wie jeder andere auch, jemand, der sein Land liebte und wußte, daß alles irgendwie auf ewig ein Geheimnis bleiben würde. Vor dem Durchgang zum Flugzeug blieb ich am letzten Fernseher stehen. Meine Kehle war wie zugeschnürt, als ich zu meinem alten Freund hinaufblickte. Sein Gesicht war ruhig und strahlte Vertrauen aus. Seine Augen sagten allen, daß alles gut werden würde. Ich schluckte, weil ich die Worte auswendig kannte, die jetzt kommen würden: der Ruf nach Ordnung und Taten. Sein Gesicht verschwamm etwas vor meinen Augen. Ich bemühte mich, meine Gefühle nicht allzu sehr zu zeigen. Aber ich bin nun mal der Mensch, dem eine Träne kommt, wenn die Fahne vorbeigetragen wird. Ich konnte nichts dagegen tun. Ich hörte die Worte und sah als erstes meine geliebte Elizabeth, dann sah ich Rachel Patton und Hayes und Drew und Varringer und Nick Wardell und Chris Morrison und Lad Benbow und all die anderen. Ich sah, wie sie zusammen lauschten. Ich sah sie alle und hörte die Worte. Ich biß die Zähne im Kampf gegen die alberne Gefühlsduselei zusammen, die mir in den Kopf stieg und die ich nicht kontrollieren konnte …
»Und nun müssen wir Bilanz ziehen und uns auf einen Wahlkampf vorbereiten, der uns mit Stolz erfüllen wird …
Wir müssen uns stets an die Prinzipien der Freiheit und der Demokratie erinnern, für die Amerikaner gestorben sind …
Ich nehme Ihre Nominierung in aller Bescheidenheit an. Ich werde mich mit der gesamten Kraft meines Körpers und meiner Seele bemühen, mich Ihres Vertrauens würdig zu erweisen …
Und nun ist es Zeit, Ihnen allen gute Nacht zu wünschen. Ich tue das mit den Worten, die so tief in das Herz eines jeden eingemeißelt sind, der dieses Amt innegehabt hat …
Gott sei mit Ihnen allen …
Und Gott segne Amerika.«
ENDE
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