GONE Lügen
Krächzen zustande. Er räusperte sich.
»Drake!«, schrie er. »Hey, Drake!«
Drake blieb wie angewurzelt stehen, dann drehte er sich langsam um. Er verzog den Mund zu einem hämischen Grinsen und seine eiskalten Augen nahmen einen belustigten Ausdruck an. Die dunklen Haare waren verfilzt und voller Dreck, seine Haut und seine Kleider sahen aus, als hätte er sich im Schlamm gewälzt. Auf den Zähnen klebten Erdklümpchen.
»Edilio«, sagte Drake. »Lange her, Mann.«
»Drak e …«, begann Edilio, doch dann brach ihm die Stimme weg.
»Ja, Edilio?«, fragte Drake übertrieben höflich. »Wolltest du etwas sagen?«
Edilios Magen krampfte sich zusammen. Drake war tot. Tot!
»D u … du stehst unter Arrest.«
Drake war so verblüfft, dass er laut lachte. »Unter Arrest?«
»Genau.«
Drake machte einen Schritt auf ihn zu.
»Bleib, wo du bist!«, rief Edilio.
Drake ging einfach weiter. »Aber ich will mich doch ergeben, Edilio. Willst du mir denn keine Handschellen anlegen, Bulle?«
»Bleib stehen oder ich schieße!«
Die Kids hinter Drake waren weitergerannt. Weit genug? Edilio musste ihnen möglichst viel Vorsprung geben.
Drake nickte. »Verstehe. So ein guter Junge. Wartet, bis die Kinder aus dem Weg sind, bevor er mich über den Haufen schießt.«
Edilio schätzte die Reichweite von Drakes Peitsche auf drei, maximal dreieinhalb Meter. Momentan lagen noch sechs bis sieben Meter zwischen ihnen. Er zielte auf Drakes Oberkörper.
Drake kam Schritt für Schritt näher.
Edilio wich einen Meter zurück.
»Oh, das ist aber nicht fair«, machte sich Drake lustig. Und plötzlich setzte er sich mit schockierender Schnelligkeit in Bewegung.
BAM!
Klick!
Der erste Schuss hatte Drake mitten in die Brust getroffen. Doch dann folgten keine Kugeln mehr.
Die Waffe klemmte. Es musste Sand eingedrungen sein. Edilio schob den Schlagbolzen zurück, versucht e …
Zu spät.
Drakes Peitsche wickelte sich blitzschnell um Edilios Hals. Im nächsten Moment lag er nach Luft ringend auf dem Rücken und starrte zu Drake hoch.
Der Schlangenarm um seinen Hals drückte immer fester zu. Edilio schlug verzweifelt um sich. Er versuchte die Waffe wie einen Knüppel zu schwingen, doch Drake wehrte sie problemlos mit der freien Hand ab.
»Am liebsten würde ich dich ja auspeitschen, Edilio«, knurrte er, »nur leider habe ich gerade keine Zeit, mich zu amüsieren.«
In Edilios Kopf drehte sich alles. Es fühlte sich an, als würde er jeden Moment platzen. Durch seine blutunterlaufenen Augen sah er Drakes Grinsen, das sich seinem Gesicht näherte. Die Bestie genoss es, Edilio aus nächster Nähe beim Sterben zuzusehen.
Drakes Grinsen wurde immer breiter. Und dann, als sich Edilios Augen bereits nach hinten verdrehten und er drauf und dran war, das Bewusstsein zu verlieren, sah er auf Drakes dreckverschmierten Zähnen das Blitzen von Metalldrähten.
Einundvierzig
12 Minuten
Sanjit hatte alles, aber auch wirklich alles vergessen, was er je über die Steuerung eines Hubschraubers gelernt zu haben glaubte.
Dunkel erinnerte er sich an einen Hebel, der den Einstellwinkel der Rotorblätter verstellte.
Ein Steuerknüppel. Pedale. Ein Gashebel. Aber was war was?
Er beschloss, die Pedale auszuprobieren. Das Heck des Hubschraubers scherte nach links aus, kaum dass er sie berührt hatte. Seine Füße flogen von den Pedalen. Der Hubschrauber wäre beinahe über Bord gekippt.
»Okay, das funktioniert schon mal!«, schrie er in der Hoffnung, die anderen damit beruhigen zu können.
»Vielleicht solltest du zuerst abheben, bevor du zu wenden versuchst!«, rief Virtue.
»Meinst du?«
Jetzt erinnerte er sich an etwas. Damit die Rotorblätter Auftrieb erhielten, musste er irgendwas drehen. Was ließ sich hier drehen?
Linker Hand der Gashebel. Oder war das der Steuerknüppel? Egal. Es war das einzige Teil mit einem Drehgriff.
Er drehte ihn ganz sachte. Und tatsächlich steigerte sich jetzt der Motorenlärm, veränderte seine Tonlage und der Hubschrauber hob ab.
Doch gleichzeitig fing er an, sich im Uhrzeigersinn um die eigene Achse zu drehen, und nahm Kurs auf den Bug und den Deckaufbau.
Pedale. Die mussten jetzt dran sei n …
Der Hubschrauber hörte auf, sich zu drehen, stand eine Sekunde lang zögernd in der Luft und begann, sich gegen den Uhrzeigersinn zu drehen.
Die Schreie drangen wie aus weiter Ferne in Sanjits Bewusstsein. Fünf Kids im Cockpit. Fünf Schreie. Einer davon sein eigener.
Noch einmal auf die Pedale. Das Drehen
Weitere Kostenlose Bücher