Gooliath - Vergeltung: Thriller (German Edition)
Notausgänge hin. Diese führten auf dem schnellsten Weg raus aus der Shuttlebucht in die direkt angrenzenden Fluchträume. Diese Fluchträume existierten auf jeder Ebene. Neben Brandschutz und unabhängiger Sauerstoffversorgung boten sie auch einige Verpflegungsrationen. Für den äußersten Ernstfall gab es mehrere Rettungskapseln für jeweils eine Person. Diese waren so konzipiert, dass sie sogar den Wiedereintritt in die Erdatmosphäre unbeschadet überstehen konnten. Eine spezielle Ummantelung sorgte dafür, dass die Innentemperatur auf erträglichem Niveau blieb.
‘ In dem Ding würde man sich unter Garantie wie in einer Thermoskanne fühlen.’, dachte David. Mit dem einzigen Unterschied, dass man hier die Hitze nicht drinnen, sondern draußen halten wollte. Unabdingbar für einen unbeschadeten Flug war außerdem der richtige Eintrittswinkel in die Atmosphäre. Dieser wurde von einem kapselinternen Mikrochip aus Daten wie Stationsposition, -neigung und -geschwindigkeit berechnet. Manipulation angeblich ausgeschlossen.
Mit diesen Ausfü hrungen schloss Michael Lazare seinen Begrüßungsvortrag und geleitete die Gruppe in den angrenzenden Schleusenbereich. Das beständige Staunen der jugendlichen Gäste war dabei ganz nach seinem Geschmack. Wie ein Schatten folgte es ihnen mit jedem Schritt. Sie machten ein Gesicht wie Kinder, die zum ersten Mal auf den Weihnachtsmann trafen.
Im Schleusenbereich wartete bereits ein weiterer uniformierter, hagerer Mann Mitte vierzig auf sie. Die Uniform war etwas weniger herausragend, aber dennoch dekoriert. Seine Aura ließ Feierlichkeit jedoch vermissen. Scheußlich traf es da schon weit besser. Der Mann stellte sich schließlich als Oberstleutnant Francis Raphael Shapiro vor. Seine Position war die des stellvertretenden Stationsleiters.
Mit einem letzten warmen Lä cheln in die elektrisierte Runde und einem Schulterklaps bei seinem Sohn verabschiedete sich Lazare Senior und gab seinem Offizier letzte Instruktionen: »Ach, und Francis, zeige unseren Gästen bitte ihre Quartiere und gib ihnen einen Moment zum Akklimatisieren. Danach führst du sie vielleicht durch die Freizeitlounge und beantwortest ihre Fragen. Ich bin mir sicher, dass sie noch so einiges wissen wollen. Ich denke, das wäre es dann für heute. Wir sehen uns beim Abendessen.« Mit diesen Worten entfernte er sich. Ihm war jedoch nicht aufgefallen, dass sich David seinem Schulterklaps, so gut es ging, entzogen hatte.
Francis wirkte etwas gedemü tigt. Möglicherweise hing es damit zusammen, dass er als stellvertretender Stationsleiter nun den Job eines Kindermädchens ausüben sollte. In seiner Mimik zu lesen erwies sich dennoch als außerordentlich schwierig. Dieser Mensch trat nach außen hin nahezu vollkommen emotionslos auf. Er sah seinem Vorgesetzten noch einen kurzen Moment lang nach und widmete sich dann seinen Schutzbefohlenen: »‚Abendessen ’ ist eigentlich ein irreführender Begriff. Auf einer orbitalen Raumstation wie dieser erlebt man binnen 24 Stunden einige Sonnenauf- und -untergänge, aber sei es drum.«
Sie verließ en den Schleusenbereich und fanden sich auf dem direkt angrenzenden Freizeitdeck wieder. Shapiro lenkte die Aufmerksamkeit der wissensdurstigen Augenpaare auf ein Gerät zu ihrer Rechten. Es sah wie eine schlichte Säule mit Podest aus: »Diese Holo-Pads findet ihr an jedem Schleusenbereich und an zentralen Punkten der Station. Ihr habt hier beispielsweise die Möglichkeit, euch die Raumstation von innen, wie außen anzusehen. Ihr könnt Karten der Ebenen abrufen, Speisepläne und was euch sonst noch an Bord so interessieren sollte. Hierdurch seid ihr ebenfalls mit dem irdischen Internet verbunden und könnt alles tun, was ihr auch auf der Erde tun könntet. Wer einen HoVi besitzt, kann ihn gerne bei der Administration freischalten lassen, dann ist er drahtlos gekoppelt.« Bei diesen Worten verdüsterte sich Jamals Gesichtsausdruck kaum merklich. Der Schmerz um seinen defekten HoVi saß noch zu tief.
Shapiro fuhr unbeirrt fort: » Wir befinden uns zurzeit auf Ebene 2 – Shuttlebucht, Freizeit- und Wohnbereich. Auf Ebene 1, also ein Deck tiefer, befinden sich die Fusionsreaktoren, durch die wir den Großteil unseres Energiebedarfs decken. Darüber hinaus betreiben einzigartige Solarmodule künstliche Photosynthese, kurz APS für ‚artificial photosynthesis ’ . Durch sie wird auch künstlicher Zucker hergestellt, der den Grundbaustein der meisten Strukturen hier an Bord
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