GOR-Zyklus 21 - Die Söldner von Gor
Herrschaftsbereich der Städte begeben.
Manchmal zahlen sie für das Privileg, durch ein Land ziehen und die Weiden benutzen zu dürfen, aber das ist eher die Ausnahme. Die Alar sind ein wildes Volk, und es bedürfte schon einer mutigen Stadt, auf die Angemessenheit einer solchen Maßnahme hinzuweisen. Genausogut könnte man von den Alar verlangen, für die Atemluft zu bezahlen, schließlich ist beides lebenswichtig. ›Ohne Gras werden die Bosk sterben‹, sagen sie. ›Und die Bosk werden leben‹, fügen sie dann hinzu. Meistens berühren sie nur die Grenzen eines der Stadtstaaten, aber manchmal, wenn es das Wetter oder der Zustand des Weidelandes vorschreiben, dringen sie auch tiefer in das Gebiet ein. In der Regel nimmt die offizielle Seite wenig Notiz von ihnen, man tauscht keine Kriegserklärungen aus, sondern betrachtet sie als unwillkommene Wanderer, als unberechenbare, gefährliche Besucher auf Zeit, mit denen die Bewohner des Landes eine unbehagliche Zeitlang zusammenleben müssen. Es gibt kaum einen Dorf- oder Stadtrat, der nicht aufatmet, wenn die Wagen ihr Land verlassen.
Die Frau, die Genserix die Nachricht überbracht hatte, drehte sich um und kehrte zu dem Wagen zurück.
Wird ein Land von Schwäche oder Chaos heimgesucht, werden die normalen sozialen Strukturen so zerstört, daß die öffentliche Ordnung mit ihrer Disziplin und Verantwortlichkeit zusammenbricht, ist es nur natürlich, daß Völker wie die Alar kommen. Sie haben die Neigung, über solche Orte herzufallen. Manchmal können sie sich dort ansiedeln und den Ackerboden zu dem ihren machen; manchmal nehmen sie die Verhaltensweisen und Vorrechte von adligen Erobern an und werden schließlich zu Begründern einer neuen Zivilisation. Ich hatte nicht den geringsten Zweifel, daß das von der cosischen Invasion verursachte Chaos daran schuld war, daß sich die Alar so weit nach Süden gewagt hatten. Andererseits hatte mir Mincon – bei dem ich auf der Straße des Genesian mitgefahren war – erzählt, daß man die Alar offiziell gebeten hatte, dem Heer als Kutscher und Nachschubbesorger zu dienen. In dieser Eigenschaft hielten sie sich in dieser Nähe zur Straße auf. Da sich die Alar auf dieses Angebot eingelassen hatten, befanden sie sich in der hervorragenden Position, die Geschehnisse zu verfolgen und – wenn es praktisch erschien – sofort etwas zu unternehmen. Hier konnten sie nach territorialen oder finanziellen Gelegenheiten Ausschau halten. Vielleicht hatten die Männer aus Cos, die keine Narren waren, sie eingeladen, damit sie in der Gegend blieben und so den Streitkräften Ars die Zurückeroberung erschwerten. Vielleicht hofften sie, die Alar durch Landschenkungen zu dankbaren, durch Treueide gebundenen Verbündeten zu machen.
In einem der Wagen waren Bewegungen zu hören. Ein Frau mit einem Armvoll Kleidung und Wasser kletterte hinein. Das Kind schrie wieder.
Neben der Axt vertrauen die Nomaden auf das Alar-Schwert, eine lange, schwere, zweischneidige Waffe. Ihre Schilde sind meistens von ovaler Form wie die der Turianer. Zum Reiten benutzen sie den mittelschweren Satteltharlarion, der zwar kleiner und schwächer als der normale Hohe Tharlarion, dafür aber wesentlich schneller und flinker ist. Die Sättel verfügen über Steigbügel und ermöglichen deshalb den Einsatz der eingelegten Stoßlanze. Manche Städte setzen die Alar als Tharlarionkavallerie ein. Aber es gibt auch viele, die davon nichts wissen wollen und die Nomaden nicht einmal als Hilfssoldaten einstellen würden, geschweige denn als reguläre Truppen. Wenn die Alar in die Schlacht reiten, haben sie zumeist ihre Wagenburg im Rücken, in die sie sich im Fall der Niederlage schnell zurückziehen können. Auf offenem Feld sind es wilde, gefürchtete Krieger. Sie verstehen jedoch nur wenig von Politik oder Belagerungstechnik. Die angegriffene Stadt muß lediglich die Tore schließen und darauf warten, daß die Nomaden weiterziehen, was wegen der Bedürfnisse ihrer Tiere unausweichlich ist.
Eine Frau stieg aus dem Wagen, ein kleines Bündel im Arm. Sie kam zum Feuer, und Genserix gab ihr mit einer Geste zu verstehen, daß sie das Bündel zwischen ihm und dem Feuer auf den Boden legen sollte. Sie gehorchte. Dann bückte er sich und schob mit den großen Händen behutsam die Decke beiseite. Das winzige Kind lag nun vor ihm; es war kaum dazu in der Lage, den Kopf von einer Seite auf die andere zu drehen; nur Minuten alt, schnappte es in winzigen Zügen nach Luft. Die
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