Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gorian 3

Gorian 3

Titel: Gorian 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
Morygor den Schattenbringer so zwischen Erdenrund und der Sonne positioniert hatte, dass kein Lichtstrahl mehr die Welt erreichte.
    Immerhin war das Licht der Sonnensichel nun stark genug, um die Sicht deutlich zu verbessern. In der Ferne hoben sich dunkle Gebilde ab. Wirbel aus Eis, Schnee und Staub, die in wirbelnden Säulen um sich selbst kreisten. Bisweilen bildeten sich in diesen Säulen Gesichter. Sie wuchsen manchmal so weit empor, dass es den Eindruck hatte, sie würden bis zu den Sternen ragen. Dann schrumpften sie wieder.
    Wirbeldämonen.
    Die Caladran hatten sie in alter Zeit mit ihrem Wetterzauber vertrieben, als sie mit ihren Himmelsschiffen jene Inseln vor Ost-Erdenrund erreichten, die später ihr Reich bildeten. Aber in Eisrigge, Torheim, Orxanien und sogar im Land der Adhe hatten die Wirbeldämonen noch lange ihr Unwesen getrieben, bis zu jener legendären Schlacht am Weltentor, als sie zusammen mit den Frostgöttern und einer Reihe anderer gleichermaßen grausiger wie herrschsüchtiger Kreaturen in eine der Schattenwelten verbannt worden waren.
    Doch Morygor hatte sie wieder zurückgeholt. Früher als Götter verehrt und von den verschiedenartigsten Geschöpfen mit Opfergaben bedacht, waren sie zu seinen Knechten herabgesunken, waren zu Sklaven des Herrn der Frostfeste geworden, dem sie ihre Rückkehr verdankten und der gewiss über genug magische Mittel verfügte, sie notfalls auch wieder zu verbannen, sollten sie ihm gegenüber unbotmäßig werden. Offenbar zogen sie es vor, in dieser Welt Knechte zu sein, als in jene Bereiche jenseits des Weltentors zurückkehren zu müssen.

    Schon sein Vater Nhorich hatte Gorian Geschichten über die Wirbeldämonen erzählt. Und im Reich des Geistes hatte er beiläufig noch sehr viel mehr über sie erfahren. Genug jedenfalls, um sie zu fürchten. Genug auch, um zu wissen, dass ein Himmelsschiff ihnen normalerweise ausgeliefert war.
    Die Legenden berichteten, dass Himmelschiffe wie Steine zu Boden stürzten, weil die Wirbeldämonen den Zauber der Gewichtslosigkeit außer Kraft setzten, oder dass sie von ihnen einfach zerschmettert wurden, denn es gab kaum etwas, das der Gewalt der Wirbeldämonen standhielt.
    Einzig mit dem großen Wetterzauber, mit dem die Caladran einst das Klima auf ihren Inseln gemildert hatten, konnte man ihnen Widerstand entgegenbringen. Aber das war ein Zauber, den nicht einmal der mächtigste Caladran-Magier allein durchzuführen vermochte; dafür mussten sich viele von ihnen zusammenschließen und ihre Kraft in einem gemeinsamen Ritual einsetzen, am besten noch unterstützt von einer Gruppe Schamanen.
    Selbst wenn Gorian also alle Einzelheiten über diesen Zauber gekannt hätte, er hätte ihn nicht wirken können, jedenfalls nicht allein. Allenfalls dem legendären Magier Andir wäre das vielleicht möglich gewesen. Jedenfalls wusste Gorian von seinen Aufenthalten im Reich des Geistes, dass viele der Caladran ihm das als Einzigem zugetraut hätten. Aber Andir war für immer ins Reich des Geistes entschwunden.
    Ein Krächzen mischte sich in das Tosen des Schneesturms, und dann sah Gorian am Horizont einen Schwarm Eiskrähen auftauchen. Er unterschied sich jedoch von jenen Schwärmen, die stets Angst und Schrecken verbreiteten, denn diese Eiskrähen waren nicht auf der Suche nach Beute, sondern auf der Flucht vor den Wirbeldämonen, wie Gorian erkannte.
Vielleicht hatten auch jene Frostkrieger, gegen die er gekämpft hatte, nur versucht, den Dämonen aus dem Weg zu gehen. Eine Eigenschaft dieser Kreaturen war nämlich, dass sie keinerlei Rücksicht kannten. Ob Freund oder Feind, das spielte für sie keine Rolle, befanden sie sich im Zustand der Raserei. Dann zerstörten sie alles und jeden, der ihnen in den Weg kam, und zogen eine Schneise der Verwüstung hinter sich her.
    Das Auftauchen der Eiskrähen ließ nichts Gutes ahnen – und paradoxerweise ihre mangelnde Angriffslust noch viel weniger. Sie flogen sehr hoch über die Ruinen von Pela und damit auch über Gorian hinweg. Obwohl er sich schon darauf vorbereitet hatte, ein paar Dutzend von ihnen mit Sternenklinge zu töten, wagte keines der Tiere einen Angriff.
    Er kletterte vom Schiff, um einen höheren Punkt zu erreichen, von dem er die Umgebung besser überblicken konnte. Ein paar Bruchstücke des steinernen Stadtbaums ragten noch aus den Eis- und Schneemassen hervor. Noch vor einem halben Tag waren diese Trümmer ein aus Stein gewachsener Baum gewesen, mit Räumen und großen Hallen

Weitere Kostenlose Bücher