Gottesfluch: Thriller (German Edition)
ab, bevor sie ihren Abstieg beendeten.
Drei Tage später erreichten sie Ir-Tzadok B’Succaca, eine Berggemeinde, die zweitausend Jahre später unter dem Namen Qumran Berühmtheit erlangen sollte. Die vier Sicarii blieben einen Tag lang auf dem Plateau und setzten anschließend ihre Reise fort.
Sie folgten dem westlichen Gestade des Toten Meeres etwa fünf Meilen weit, bevor sie nach Norden abbogen. Sie durchquerten die Städte Cyprus, Taurus und Jericho, bevor sie in Phasaelis übernachteten. Am zweiten Tag reisten sie nach Nordwesten, nach Shiloh, aber nachdem sie die Stadt verlassen hatten und nach Norden am westlichen Hang des Berges Gerizim weitergingen, wurde das Gelände erheblich schwieriger. Als die Dunkelheit hereinbrach, hatten sie erst Mahnayim erreicht. Am nächsten Tag trafen sie in Sychar ein und ruhten sich einen weiteren Tag aus. Jetzt begann der anstrengendste Teil ihrer Reise: die zehn Meilen lange Etappe über sehr schwieriges Gelände zum westlichen Fuß des Berges Ebal, an dem die Stadt Bemesilis lag.
Für diese Etappe benötigten sie den gesamten folgenden Tag, und erneut rasteten sie vierundzwanzig Stunden, bevor sie ihre Reise nach Norden fortsetzten, nach Ginae. Sie erreichten diese Stadt fast zwei Wochen nach ihrem Ausbruch von der Festung Masada. In Ginae kauften sie zusätzliche Vorräte für den letzten Abschnitt ihrer Reise.
Am folgenden Morgen brachen sie in nordwestlicher Richtung auf, durchwanderten die Dattelpalmenhaine in den fruchtbaren Ebenen, die sich vom See von Galiläa bis zu den Ufern des Toten Meeres erstreckten, und nahmen Kurs auf die Ebene von Esdraelon. Der Weg, dem sie folgten, schlängelte sich nach links und nach rechts, umging Hindernisse und mied die Hochebenen, die zwischen ihnen und ihrem Ziel lagen. So kamen sie nur sehr langsam voran und marschierten erschöpft unter der glühend heißen Sonne, die als ständige Begleiterin erbarmungslos auf sie herabbrannte.
Sie erblickten ihr Ziel erst am späten Nachmittag. Es war fast dunkel geworden, als sie den Fuß des Hügels erreichten. Statt den Hang im Dunkeln zu erklimmen und die Aufgabe zu erfüllen, die ihnen Elazar Ben Ya’ir gegeben hatte, beschlossen sie, an dieser Stelle zu übernachten.
Bei Sonnenaufgang befanden sich die vier Männer bereits auf dem Plateau. Nur einer von ihnen war schon einmal hier gewesen. Sie brauchten mehr als acht Stunden, bis sie ihre Aufgabe erfüllt hatten.
Erst am späten Nachmittag konnten sie den steilen Pfad zur Ebene wieder hinabsteigen, und es war bereits Mitternacht, als sie Nain erreichten. Ihre Reise war nun jedoch leichter, denn sie trugen jetzt weder die beiden zylindrischen Behälter noch die Steintafeln mit sich.
Am folgenden Morgen suchten sie einen Töpfer im Ort auf. Sie boten ihm gerade so viel Geld, dass er keine Fragen stellen würde, und mieteten für den Rest des Tages seine Werkstatt. Dort schlossen sie sich bis zum Abend ein und arbeiteten im flackernden Licht zahlreicher Talgkerzen.
Am nächsten Tag gingen die vier Männer ihrer Wege, jeder betraut mit einer einzigen weiteren Aufgabe, die er noch erfüllen musste.
Sie sahen sich niemals wieder.
Teil eins
MAROKKO
1
Margaret O’Connor liebte die Medina und betete den Souk geradezu an.
Man hatte ihr gesagt, das Wort Medina bedeute auf Arabisch »Stadt«, aber in Rabat, wie in vielen anderen marokkanischen Städten auch, war das der enger gefasste Begriff für die Altstadt, dieses Labyrinth von verschlungenen Straßen, die meist viel zu schmal waren, als dass Autos hindurchgepasst hätten. In einigen dieser Gassen hätten sogar zwei Leute, die nebeneinandergehen wollten, eng zusammenrücken müssen. Und im Souk selbst waren manche Durchgänge noch schmaler, obwohl es dort auch große, freie Flächen gab, auf denen Buden standen und man Nischen mit Geschäften finden konnte. Für Margaret waren diese Gänge in ihrer Exzentrik noch charmanter. Die Straßen schlängelten sich an uralten Häusern mit rissigem Putz vorbei, mit abblätternder, von der Sonne verblichener Farbe.
Jedes Mal, wenn sie und Ralph diese Gegend besuchten, wurden sie von einer Horde von Menschen umringt. Zuerst war sie etwas enttäuscht gewesen, dass die meisten Einheimischen westliche Kleidung zu bevorzugen schienen; häufig waren Jeans und T-Shirts zu sehen statt der traditionellen arabischen Kleidung, der Djellabas, die sie zu sehen erwartet hatte. Doch der Reiseführer, den sie am Empfangstresen ihres Hotels gekauft hatten,
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