Der fremde Gast - Link, C: Der fremde Gast
An einem sonnigen Julimorgen beschließt Rebecca Brandt, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Doch als ein unerwarteter Besucher die Stille ihres Hauses in Südfrankreich stört, ist dieser dramatische Schritt erst einmal aufgeschoben. Maximilian Kemper, der beste Freund von Rebeccas verstorbenem Mann Felix, ist entsetzt, als er sieht, was der Tod ihrer großen Liebe aus Rebecca gemacht hat: Die einst so vitale Frau und engagierte Leiterin einer KinderschutzInitiative hat sich von ihrem Beruf, ihrer Münchener Heimat und ihren Freunden verabschiedet, um sich in ein einsames, von Depressionen und Todessehnsucht geprägtes Leben in ihrem Ferienhaus am Cap Sicié zurückzuziehen. Maximilian kommt jedoch nicht allein, denn unterwegs hat er ein junges Ehepaar mitgenommen, Marius und Inga Hagenau, Studenten aus München, die per Anhalter in den Urlaub unterwegs sind. Doch während zwischen Rebecca und Inga eine spontane Sympathie entsteht, zeigt Marius zunehmend eine undurchsichtige und erschreckende Seite seiner Persönlichkeit: aggressiv und beherrscht von seltsamen Obsessionen, in denen sich eine diffuse Wut auf seine Umwelt und ominöse Rachegelüste spiegeln.
Während eines Segeltörns geraten Marius und Inga in eine heftige Auseinandersetzung. Inga stürzt und bleibt bewusstlos liegen. Als sie wieder zu sich kommt, ist Marius verschwunden. In schwerem Sturm manövriert die junge Frau das Schiff allein in den Hafen zurück. Nach Tagen vergeblicher Suche muss davon ausgegangen werden, dass Marius in dem Unwetter über Bord gegangen und ertrunken ist.
Zur selben Zeit macht eine Frau in München eine grausige Entdeckung. Sie findet ihre Nachbarn, ein älteres Ehepaar, tot in deren Haus auf. Offenbar haben die beiden tagelang unfreiwillig einen fremden – und psychopathischen – Gast bei sich beherbergt, der sie gefangen gehalten, gequält und schließlich ermordet hat. Noch während die Polizei fieberhaft nach Hinweisen auf den Täter und nach möglichen Angehörigen des alten Ehepaares fahndet, geraten Inga und Rebecca am Cap Sicié in höchste Gefahr …
Autorin
Charlotte Link, Jahrgang 1963, gehört zu den erfolgreichsten deutschen Autorinnen der Gegenwart. Ihre hohe Popularität verdankt sie insbesondere ihrer Vielseitigkeit: Sie machte sich mit großen Gesellschaftsromanen (darunter die Bestseller-Trilogie »Sturmzeit«) ebenso einen Namen wie mit psychologischen Spannungsromanen in bester englischer Erzähltradition. Zuletzt wurde die TV-Verfilmung ihres Guernsey-Krimis »Die Rosenzüchterin« mit überwältigendem Erfolg ausgestrahlt. Jedes ihrer neuen Bücher steht monatelang ganz oben auf den Bestsellerlisten, und ihr Erfolg macht deutlich, dass Charlotte Link den Sprung vom hoch gelobten jungen Talent zur großen Schriftstellerin längst souverän bewältigt hat.
Von Charlotte Link im Goldmann Taschenbuch:
Das Haus der Schwestern (44436) · Der Verehrer (44254) · Die Sterne von Marmalon (9776) · Die Stunde der Erben (43395) · Die Sünde der Engel (43256) · Schattenspiel (42016) · Sturmzeit (41066) · Verbotene Wege (9286) · Wilde Lupinen (42603) · Die Rosenzüchterin (45283) · Die Täuschung (45142) · Am Ende des Schweigens (Blanvalet, geb. Ausgabe, 0178)
Für Kenzo
in Liebe
Prolog
ANONYMER BRIEF AN SABRINA BALDINI
»Der Mai ist gekommen … Wie schön dein Garten doch blüht und grünt, Sabrina! Ich habe dich gestern Abend gesehen, als du noch draußen gesessen hast. Wo war dein Mann? Er ist wenig daheim bei dir, stimmt’s? Weiß er eigentlich, dass du keineswegs die treue Gattin bist, die er in dir sieht? Hast du ihm all die Untiefen deines Lebens gebeichtet? Oder behältst du die entscheidenden Dinge für dich? Es würde mich interessieren, ob du es schaffst, neben ihm alt zu werden und ihm dabei deinen Ehebruch zu verschweigen.
Wie auch immer, du bist viel allein. Es wurde dunkel, und du warst immer noch draußen. Später bist du ins Haus gegangen, aber du hast die Terrassentür offen gelassen. Wie unvorsichtig von dir, Sabrina! Hast du nie gehört, dass das gefährlich sein kann? Die Welt ist voller böser Menschen … voller rachsüchtiger Menschen. Rachsucht ist böse, aber manchmal ist sie nur allzu verständlich, findest du nicht? Jeder bekommt das, was er verdient. Die Welt kann man nur dann ertragen, wenn man an eine ausgleichende Gerechtigkeit glaubt. Manchmal lässt die Gerechtigkeit zu lange auf sich warten, dann muss man ihr auf die Sprünge helfen.
Du verstehst, dass
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