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Gottesgericht

Gottesgericht

Titel: Gottesgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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wieder und stellte sie mit Blickrichtung zum Altar auf.
    Perselli lächelte Jane höhnisch an und schüttelte den Kopf. »Nein, meine Liebe. Mein Verleger sitzt in Rom, das ja. Aber mein Zuhause war immer Neapel.«
    Hakan machte Orhun ein Zeichen, sich zu setzen.
    Jane hörte ein Stöhnen von Kamarda und unternahm einen erneuten Versuch, sich um ihn zu kümmern, aber Hakan schwenkte die Pistole in ihre Richtung und befahl ihr, sich neben Orhun zu setzen.
    »Was haben Sie mit ihm gemacht?«, fragte sie und sah seine beiden Entführer abwechselnd an. »Lassen Sie ihn bitte gehen.«
    »Nein, meine Liebe, er ist jetzt ein wesentlicher Teil des Ganzen hier, genau wie Sie«, sagte Perselli und ging auf den Altar zu. Dort angekommen drehte er sich halb herum und sagte: »Ich dachte, wenn ich Ihnen möglichst viele Informationen gebe, würde Ihre Neugier zufriedengestellt sein. Aber ich bin froh, dass es Sie nicht aufgehalten hat, denn …«
    Er legte die Pistole auf den Altar neben ein Lesepult, auf dem eine aufgeschlagene Handschrift lag; es musste die Vision des Gorman sein, die Quelle von so viel Schmerz und Trauer in Janes Leben und im Leben vieler anderer.
    »… Sie haben mich auf die Existenz dieses Artefakts aufmerksam gemacht, und dafür bin ich dankbar …« Er fischte etwas unter der Buchhalterung hervor und hielt es in die Höhe, damit Orhun und sie es sehen konnten.
    Die Ikone war kleiner, als Jane gedacht hatte. Aber sie war voller Einzelheiten. Christus saß auf einem Thron, mit seiner Mutter auf einer Seite und einem Mann, von dem sie glaubte, es könnte Johannes der Täufer sein, auf der anderen. Sie waren ihrerseits von den Engeln und Heiligen umringt, und unter ihnen wurden die Guten und die Bösen durch einen Fluss aus Feuer getrennt, der unter Christi Thron hervorfloss. Der Fluss verbreiterte sich zu einem Feuersee, der den unteren Bildrand einnahm, und in diesen See stürzten die Verdammten wie Herbstlaub.
    Perselli zeigte mit einem Finger auf den See aus Feuer. »Sehr passend, nicht wahr? Wenn man bedenkt, dass wir in diesem Augenblick über einem Lava-See stehen. Und apropos Seen – es war intelligent von Ihnen, die Verbindung zwischen Gorman und der Arbëresh-Gemeinde zu erkennen. Wenn wir mehr Zeit hätten, könnten wir es genauer besprechen, aber jetzt …«
    Das Geräusch einer mächtigen Explosion in der Ferne ließ ihn innehalten.
    »Ist es nicht wunderbar, dass der Vesuv diese spektakuläre Schau abzieht?«, sagte er mit einem merkwürdigen Grinsen im Gesicht. »Alles ist, wie es sein sollte.«
    Jane hatte etwas Manisches in seiner Miene aufleuchten sehen. Es fiel ihr schwer, den Mann vor ihr mit dem weltmännischen Herrn am Telefon zusammenzubringen. Es war, als würde sie seinem bösen Zwilling begegnen.
    Er ging zurück zum Altar, legte die Ikone beiseite und nahm einen schweren Gegenstand etwa von der Größe und Form eines Milchkartons zur Hand. Jane sah, dass er aus einem glänzenden, grünlichen Metall war, und sie erkannte die Schlitze und Regler darin aus Persellis Beschreibung. Er drehte sich wieder zu ihnen um und hielt den Gegenstand in die Höhe wie ein Priester im Moment der Wandlung. Die Vorderseite der Zeitbüchse war jetzt sichtbar, und sie enthielt fünf Skalen in einer vertikalen Reihe. Die Skalen waren in das Metall eingeschnitten, und in ihrer Mitte befand sich jeweils ein beweglicher Zeiger. Unter anderen Umständen hätte Jane den Mechanismus und sein Aussehen wahrscheinlich bewundert, aber das war nicht der Moment dafür.
    Perselli setzte die Zeitbüchse vorsichtig ab und streckte die Hand nach einem Stück schwarzem Tuch aus.
    »Wie Sie sehen«, fuhr Perselli fort, »haben wir das Buch, die Zeitbüchse, die Ikone – und noch etwas …« Er schnippte das Tuch beiseite und hob auf, was es bedeckt hatte – den oberen Teil eines menschlichen Schädels. Er sah aus, als wäre er durch ein Feuer verkohlt worden, sodass nur der obere Teil der Augenhöhlen übrig geblieben war. »Das ist alles, was …«
    Ein anhaltendes Piepsen ertönte aus Orhuns Jacke.
    »Das ist mein Handy«, sagte er, griff in die Tasche und zog es heraus. »Es macht Ihnen hoffentlich nichts aus, wenn ich den Anruf annehme.«
    »Was zum Teufel …« Hakan sprang vor und schlug mit dem Knauf seiner Pistole auf Orhuns Hand. Das Telefon fiel zu Boden, und Hakan hob es auf. Er tippte wild darauf herum, aber das Geräusch hörte nicht auf.
    »Lassen Sie mich das lieber machen«, sagte Orhun ruhig. »Es wird

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