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Grandios gescheitert

Grandios gescheitert

Titel: Grandios gescheitert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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Dem angeblichen Alchemisten und Leibarzt der Könige von Aragon Arnald de Villanova wurde die mutige Prophezeiung zugeschrieben: »Wenn alles Meerwasser warmes Quecksilber wäre oder geschmolzenes unedles Metall und wenn ein wenig dieser Medizin daraufgeworfen würde, würde alles Wasser zu Gold oder Silber werden.« Arnald war allerdings ein scharfer Gegner der Alchemisten, die trotzdem seine Autorität nutzten und unter seinem Namen veröffentlichten.
    Ein englischer Alchemist namens George Starkey, der Mitte des 17. Jahrhunderts wirkte, wurde unter dem Pseudonym Eirenäus Philalethes berühmt. Ihm als einem der wenigen sei es gelungen, das Geheimnis der Transmutation zu lüften, glaubten viele seiner Anhänger. Starkey amüsierte sich über all die Alchemisten, die mit Blut, Kot oder Urin hantierten, um den Stein der Weisen herzustellen. Er propagierte in Anlehnung an ältere Lehren Quecksilber, das mit dem Halbmetall Antimon und mit Silber amalgamiert werden müsse.

Hohn und Spott für Alchemisten
    Alchemisten wurden seit dem Mittelalter verhöhnt und verspottet. Das schlechte Image der Alchemisten bis in unsere Tage hängt unter anderem mit dem Versuch der Goldgewinnung zusammen und den beredt beklagten Betrügern, die mit der Aussicht auf reichen Erlös und angesichts vorzeigbarer Erfolge der Augenwischerei am Glaskolben mehr Aufmerksamkeit zuwandten als der tatsächlichen Herstellung von Gold. Allen Alchemisten dürfte gemein sein, dass ihre Tätigkeit im Labor den einfachen Zeitgenossen überwiegend suspekt bis gotteslästerlich erschien, zumal die chemischen Experimente Assoziationen von der gefürchteten Hölle weckten.
    In jedem Fall war das Hantieren am Feuer und mit geschmolzenem Metall gefährlich. Ende des 14. Jahrhunderts tritt in Geoffrey Chaucers Canterbury Tales ein fahrender Alchemist auf, dessen Diener sein Los beklagt: »Mein Aug’ ist von der Arbeit blöd und matt. Da seht ihr, was man vom Goldmachen hat. Die Trugkunst hat so nackt mich ausgezogen, dass ich um all mein Hab und Gut betrogen.« Und der Goldmacher selbst klingt in der Beschreibung Chaucers alles andere als sympathisch: »Man kann ihn kennen, wo er geht und steht, da der Geruch von Schwefel ihn verrät. Er stinkt vor aller Welt wie eine Geiß, es ist ein Duft, so bockig und so heiß, dass, ist er eine Meile fern von dir, doch der Geruch dich ansteckt, glaube mir.« Ein Jahrhundert später zählt ein spottlustiger Sebastian Brant in seinem Narrenschiff die Alche­misten zu den betrügerischen Narren: »Damit ich nicht vergess hierbei, den großen B’schiss der Alchimei. Die macht das Silber, Gold aufgahn, das vorher in das Stöcklein getan.« Das verweist auf die Praxis betrügerischer Goldmacher, zu irgendeinem Zeitpunkt des alchemistischen Schauspiels namens Transmutation vom Publikum unbemerkt ein wenig Gold ins Spiel zu bringen, das dann am Ende als vermeintliches Neugold stolz präsentiert werden konnte.
    Es war vor allem die ihr offenbar anhaftende Betrügerei, die überall da die Autoritäten auf den Plan rief, wo Alchemie praktiziert wurde. In China erließ ein Kaiser der Han-Dynastie, Jingdi, bereits 144 v. Chr. ein Verbot solcherart Betätigung mit der Begründung, dass durch den Versuch des Unmög­lichen die Alchemisten allzu viel Zeit und Geld verlieren und schließlich zu Betrügern werden. Wer auf frischer Tat beim Goldfälschen erwischt wurde, sollte öffentlich hingerichtet werden. Ein erstes europäisches Alchemieverbot erließ im Jahr 303 n. Chr. der römische Kaiser Diokletian, der auch gleich die zugehörigen Schriften verbrennen ließ. 1317 verdammte Papst Johannes XXII. die Alchemie in seiner Bulle »Spondent quas non exhibent« – sie versprechen, was sie nicht vorweisen. Das Ziel der »armseligen Alchemisten«, Gold herzustellen, sei inakzeptabel. Erstens widersprächen sich die Alchemisten untereinander, weshalb ihre Kunst keine Wissenschaft sein könne. Zweitens hätten sie zum Ziel, was in der Natur nicht vorkomme, weshalb sie gotteslästerlicherweise die Naturgesetze in Zweifel zögen. Und schließlich täuschten sie, weil sie gefälschte Metalle als echt verkauften und abwegige und widersprüchliche Lehren verbreiteten. »Um solche Praktiken für alle Zeiten zu verbannen, setzen wir durch diese Verordnung fest, dass jeder, der Gold und Silber dieser Art herstellt, (…) zur Strafe so viel Gold oder Silber zum Wohl der Armen zu zahlen hat, wie alchemistisches Metall vorhanden ist.« Wer aus dem

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