Grandios gescheitert
trotzdem so manchen findigen Betrüger auf den Plan. Im brandenburgischen Küstrin wurde im Hochsommer 1709 der Alchemist Dominico Emanuele Caetano, der sich selbst klangvoller, aber gleichwohl erfunden Conte de Ruggiero nannte, am Galgen hingerichtet. Der Italiener Caetano, vermutlich aus der Nähe von Neapel gebürtig, hatte sich in Neapel, Venedig und Verona als betrügerischer Goldmacher betätigt und war jeweils geflohen, sobald er drohte aufzufliegen. Als das einmal nicht mehr glückte, kam er interessanterweise durch päpstliche Intervention wieder frei. Sodann verlegte sich Caetano aufs Ausland, ging über Spanien 1696 nach Brüssel, wo er an den Hof des bayrischen Kurfürsten Max II. Emanuel gelangte, der damals als Statthalter der Spanischen Niederlande fungierte. Der Kurfürst fiel auf die Versprechungen des Hochstaplers herein und strebte die Herstellung mehrerer Zentner Gold an. Als Caetano nicht liefern konnte, wurde er 1699 auf der Burg Grünwald bei München in Haft gesetzt.
Nach einigen Wirren durch Flucht und Freilassung gelangte er 1705 an den Hof des ersten Preußenkönigs Friedrich I., der durch seinen Aufstieg vom Kurfürsten zum König und die zur Anerkennung notwendigen Prunkmaßnahmen einen enormen Geldbedarf hatte. Caetano überzeugte den König anfänglich durch Transmutationen, die er geschickt manipulierte; doch als die Produktion größerer Geldmengen scheiterte und Caetano auf sein bewährtes Mittel der Flucht zurückgriff, ließ ihn der inzwischen überaus ungeduldige Friedrich festnehmen und in die Oderfestung Küstrin bringen. Der folgende Prozess endete mit dem Todesurteil, das an einem mit Goldflitter verzierten Galgen vollzogen wurde. Diese zweifelhafte Ehre wurde den zum Tode verurteilten Goldfälschern häufig angetan und ist als Abschreckungsmaßnahme für potenzielle Nachahmungstäter zu verstehen. Die Begebenheit beschreibt der Enkel des gestrengen Königs, Friedrich II. der Große, in seinen Schriften gewohnt lakonisch: »Ein Italiener namens Caetano versicherte dem König, dass er das Geheimnis des Goldmachens besäße. Er gab viel Gold aus, machte aber keines; der König rächte seine Leichtgläubigkeit an dem Unglücksmenschen, und Caetano wurde gehängt.«
Einige Jahre bevor Caetano nach Berlin kam, absolvierte ebendort ein sehr viel berühmterer, weil am Ende ungleich verdienstvollerer Mann eine Lehre zum Apothekergehilfen: Johann Friedrich Böttger. Er mühte sich unlustig an den einfachen Hilfsarbeiten, an Tiegeln, Mörsern und Retorten mit getrockneten Fliegen, eingelegten Würmern und Hundefett. Heimlich jedoch befasste er sich mit Alchemie – in der Hoffnung, den Stein der Weisen fabrizieren zu können. Eingeweiht in die Alchemie wurde er unter anderem angeblich von einem ominösen griechischen Mönch namens Laskaris, der ihm auch ein wenig Granulat vom originalen Stein der Weisen überlassen haben soll.
1701 gelang Böttger vorgeblich die Transmutation mittels einer roten Tinktur, mit der er schlagartig in Berlin und in ganz Preußen berühmt wurde. Selbst der Philosoph Leibniz hat darüber berichtet. In seiner Geldnot zeigte sich der preußische König höchst interessiert an dieser Sache, weshalb Böttger nach Sachsen floh. Er hegte die berechtigte Befürchtung, auf Friedrichs Befehl hin festgesetzt zu werden. Allerdings geriet er nun in die Fänge eines weiteren Fürsten in Geldnot, des sächsischen Kurfürsten August des Starken. Die beiden Herrscherkollegen gerieten über die Rechte an dem Goldmann gar in Streit. In seiner Bedrängnis versprach Böttger dem sächsischen Kurfürsten eine Riesenmenge Gold, die er aber nicht herzustellen vermochte. Als er daher zu fliehen versuchte, wurde er gefangen genommen und auf der Albrechtsburg in Meißen festgesetzt – mit der Maßgabe, gefälligst Gold herzustellen. Stattdessen gelang Böttger die Herstellung des »weißen Goldes«, des Porzellans, das Ende März 1709 der Welt präsentiert wurde. Und doch war Böttger erst 1714 wieder vollkommen frei und sah sich auch weiterhin der kurfürstlichen Forderung ausgesetzt, den Stein der Weisen zu finden. Noch heute befindet sich in der Dresdner Staatlichen Porzellansammlung ein 170 Gramm schwerer Klumpen puren Goldes, den Böttger aus Blei hergestellt haben soll.
Inzwischen waren die Wissenschaften weiter vorangeschritten, sodass die Möglichkeit der Goldherstellung ganz überwiegend ausgeschlossen werden konnte. Diesbezügliche Versuche wurden immer seltener, und
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