Grappa 14 - Grappa im Netz
und Stauprognose liegen – erwartungsgemäß – vorn, es folgen die Regionalnachrichten und das Rezept des Tages, unser beliebter Ruhrpott. Was gab es gestern denn Leckeres?«
Die Frage war an die freie Mitarbeiterin gerichtet, die sich um die Kochsendung kümmerte.
»Schwarzwurzeltarte an Pesto-Sabayon im Dialog mit der Hühnerleber«, antwortete sie brav.
Ich prustete los.
»Frau Grappa?« Dr. Ada Hecke guckte irritiert.
»Ich find's komisch«, grinste ich. »Beim Bierstädter Tageblatt hatten wir einen Bombenerfolg mit Pfefferpotthast, Möpkenbrot und süß-sauren Kutteln. Und ich stell mir grad vor, wie das Pesto-Sabayon das Wort an die Hühnerleber richtet und mit ihr in einen Dialog tritt. Was die beiden sich wohl zu sagen haben?«
Auch Peter Jansen lachte. »Sie werden wahrscheinlich die tagesaktuellen Leberwerte diskutieren ...«
»Vielleicht singt die Leber auch ein Lied: Ich wollt, ich wär im Huhn ... «, steuerte Barbara Rutzo zum Thema bei.
Jetzt lachten fast alle am Tisch. Fast. Königspudel Thaurus sah verwirrt zu seiner Chefin und traute sich erst, verhalten zu schmunzeln, als sie die Mundwinkel nach oben zog.
»Es freut mich, dass hier am Tisch so eine gute Stimmung herrscht«, lächelte Dr. Ada Hecke. »Nun schauen wir mal, ob unsere Zuschauer das Programm von gestern im Detail genauso witzig fanden. Also – der Bericht über den Jahresempfang der Industrie- und Handelskammer konnte unsere Kunden nicht begeistern, erst bei den Nachrichten stieg das Interesse wieder. Die Story mit dem Kängurujungen, das aus dem Beutel der Mutter gefallen ist, hatte einen erheblichen Zuspruch. Tiere kommen eben immer gut. Der Bericht war auch sehr liebevoll gedreht – großes Lob für Sie, Frau Rutzo.«
Alle guckten auf Barbara, die entspannt im Stuhl saß.
Der Eiszapfen lobte selten. In den Augen der Reporter, die noch neu waren, blitzte Neid. Für manche lief die Schonzeit bald ab, denn sie lieferten wenig Ideen. Und so groß war der Kuchen nicht, den es zu verteilen galt.
»Nun zu den Themen für unser Regionalmagazin heute Abend. Frau Grappa wird den Film über den verschwundenen Oberbürgermeister machen. Vielleicht bietet sich zu dem Thema sogar ein Studiogast an. Dann sollten wir heute das Firmenporträt über die Technologie-Firma im Industriepark senden. Mit dem Geschäftsführer habe ich telefoniert und er will einige Werbespots schalten. Welches Servicethema steht heute an?«
Die Frage war an den Chef vom Dienst gerichtet.
»Wir senden heute eine weitere Folge des Freibadtestes«, kündigte der Redakteur an. »Und verknüpfen unsere Informationen natürlich wie immer mit einer entsprechenden Internetpräsentation. Dazu plane ich ein Call-in. Die Zuschauer können Infos über ihr Schwimmbad einholen genauso wie Beschwerden oder Lob loswerden.«
»Was sonst noch? Hat noch jemand Themenvorschläge?« Ada Hecke ließ ihren Blick über die Runde schweifen, ohne jemand Bestimmten zu fixieren.
»Es gibt da einen interessanten Prozess vor dem Amtsgericht«, meinte der Gerichtsreporter. »Ein Mann hat Kautabak auf die Motorhaube des Autos seines Nachbarn gespuckt. Der verklagt ihn jetzt.«
»Und?«, fragte der Eiszapfen.
»Der Spucker bestreitet die Tat«, vervollständigte der Kollege seine Angaben, »und nun fordert der Geschädigte eine DNA-Analyse, die beweisen soll, dass der Speichel von dem Beklagten stammt.«
»Das ist gut!«, freute sich der Chef vom Dienst. »Kriegen wir O-Töne von dem Kläger und dem Spucker?«
Der Gerichtsreporter versicherte, sich darum bemühen zu wollen. Der Kollege Uli Urban war schon lange im Geschäft und hatte sich den Hintern auf den harten Gerichtsbänken platt gesessen – ein armes Schwein, das auf die Rente wartete. Jetzt hatte es ihn zum Fernsehen verschlagen – ein Medium, das ihm ganz und gar nicht lag. Aber was blieb ihm übrig? Die großräumige Pleite eines einst milliardenschweren Medienkonzerns im Süden Deutschlands hatte zu großer Arbeitslosigkeit unter Journalisten geführt. TV Fun hatte gnadenlos abgeschöpft – und zwar diejenigen, die im Gehalt nach unten gedrückt werden konnten.
Urban hatte natürlich – wie alle – einen Spitznamen: Er wurde Quincy genannt, wie der Dinosaurier unter den Gerichtsmedizinern in der Uralt-Serie des US-Fernsehens. Das verdankte er seinem zerknitterten Gesicht und dem Job, aus Toten und ihren Hinterbliebenen irgendwelche Storys rauszuquetschen, die einigermaßen bebildert werden konnten.
Der Rest der
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