Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser
Kräuterbeet im Garten an. Ich war voller Ideen, ein Zeichen, dass meine Kräfte langsam zurückkehrten.
Eine Woche nach meiner Entlassung aus der Klinik wurde Salomon Wachlin festgenommen. Die Schweizer Millionen führte er immer noch mit sich.
Jansen übernahm meinen Job beim Bierstädter Tageblatt und berichtete über den Ausgang der Mordfälle und deren Hintergründe. Und als das Transplantationszentrum vorübergehend geschlossen wurde, sprang sogar Simon Harras als Reporter ein. Früher hätte ich eifersüchtig über meine Geschichten gewacht, aber mir war klar geworden, dass es besser war, etwas kürzerzutreten. Einsicht oder Altersweisheit oder beides – ich wusste es nicht so genau.
Letzter Ausklang: Das Grauen über mir
Sie hatten meinen Kopf fixiert, starkes Licht blendete mich und mein Mund stand weit offen. Sprechen konnte ich nicht, denn Zellstoffpolster drückten meine Zunge an den Gaumen.
Er kam näher, beugte sich über mich. »So, dann wollen wir mal.«
Obwohl ich die Stimme kannte, verkrampfte sich mein Körper. Ich blinzelte in das grelle Licht und da sah ich es: Das Verhängnis schwebte direkt über mir.
Ich versuchte, den Kopf wegzudrehen, um dem Unheil zu entgehen.
»Aber, aber, Frau Grappa.« Sein Ton sollte beruhigend klingen, der Versuch schlug aber mehr als fehl.
Ich sah wieder hoch, da war es noch immer: klein und von gelbgrüner Farbe. Seine Konsistenz war trocken und es hing locker zwischen schwarzen Härchen.
»Entspannen Sie sich doch«, mahnte er. »Je mehr Sie sich fürchten, umso mehr tut es weh.«
Ich versuchte zu sprechen, deutete mit den Augen zu dem Ding, doch er verstand mich nicht. Auf meiner Stirn hatte sich Schweiß gebildet und im Magen grummelte es.
Das hat keinen Sinn, dachte ich und schloss die Augen. Die folgenden zehn Minuten ließ ich alles stillschweigend über mich ergehen, versuchte, an etwas Schönes zu denken, doch meine Gedanken verweilten weder bei arkadischen Landschaften noch bei italienischer Feinkost, sie drehten sich immer wieder um das Ding da oben.
»So, das war's schon«, gab er Entwarnung. Das Licht erlosch, die Polster wurden aus dem Mund entfernt.
»War doch gar nicht so schlimm«, tröstete er mich. »Ausgeschlagene Zähne sehen bei einer Dame wie Ihnen nicht gut aus.«
Ich sah ihm in die Augen, blickte ein Stück tiefer zur Nase und atmete auf. Der gelbgrüne Popel hing noch immer locker im Nasenloch des Zahnarztes und war während der Behandlung nicht in meinen geöffneten Mund gefallen.
Wieder mal davongekommen, Grappa, dachte ich, du bist doch ein verdammter Glückspilz.
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