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Grober Unfug mit Blondinen

Grober Unfug mit Blondinen

Titel: Grober Unfug mit Blondinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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bin
Willie Schultz. Tut mir leid, daß ich mich verspätet habe. Aber in letzter
Minute wurde ich noch aufgehalten .«
    »Willie!«
Die Brünette schoß an mir vorbei und warf ihrem Bruder die Arme um den Hals.
»Gott sei Dank, daß du da bist. Es ist grauenhaft. Der arme Morris ist ermordet
worden .«
    »Morris?«
Bedächtig löste er sich aus der Umklammerung ihrer Arme. »Bist du sicher ?«
    Ich
fand so viel Gerede überflüssig.
    »Kommen
Sie doch herein«, sagte ich, »und sehen Sie selbst .«
    Er
drängte sich an mir vorbei ins Vestibül. Die Brünette folgte ihm auf den Fuß.
Ich schloß die Tür. Schultz starrte lange wortlos auf den Toten hinunter, dann
zwinkerte er wie geblendet mit den Augen.
    »Wer
hat ihn umgebracht ?« fragte er.
    »Es
war gräßlich«, sagte seine Schwester. »Er öffnete uns die Tür, und erst dachte
ich, er grinste uns an. Aber dann sah ich seine Augen. Diesen Ausdruck werde
ich nie vergessen, und wenn ich hundert Jahre alt werde. Plötzlich drehte er
sich um die eigene Achse und brach zusammen .«
    »Ich
habe mich in der Wohnung umgesehen«, bemerkte ich, »aber sie war leer .«
    »Leer ?« Schultz’ dunkle Augen starrten mich ungläubig an. »Wieso
leer ?«
    »Na
ja, es war eben außer dem Toten kein Mensch hier«, erläuterte ich geduldig.
    Er
legte den Daumen bedächtig an den Mund und biß kräftig hinein.
    »Und
wo ist Gloria ?« murmelte er.
    »Sie
war nicht hier«, versicherte die Brünette. »Sie kann gar nicht hier gewesen
sein .«
    »Doch,
sie war hier«, widersprach er bestimmt. »Unmittelbar, nachdem wir beide
telefoniert hatten, rief ich sie an, um ihr Bescheid zu geben .« Er sah auf seine Uhr. »Das ist höchstens eine halbe Stunde her .«
    »Dann
ist sie eben weggegangen«, sagte das Mädchen.
    »Mit
wem?« Er biß sich wieder auf den Daumen.
    »Mit
wem? Was soll die dämliche Frage ?« Dann begriff sie.
»O Gott, nein! Du meinst, der Mörder hat sie mitgenommen ?«
    »Genau«,
sagte Schultz.
    »Ich
will ja nicht pedantisch wirken«, warf ich ein, »aber wäre es nicht an der
Zeit, die Polizei zu holen ?«
    »Sind
Sie verrückt geworden ?« fuhr er mich an. »Damit unterschreiben
wir womöglich Glorias Todesurteil .«
    »Vielleicht
ist sie nur rasch etwas einkaufen gegangen«, versetzte ich. »Je länger wir den
Anruf bei der Polizei aufschieben, desto unangenehmer wird die Sache für uns .«
    »Polizei
kommt nicht in Frage«, sagte er scharf. »Ich denke nicht daran, Glorias Leben
wegen einer Formalität aufs Spiel zu setzen. Was kann die Polizei schon tun, um
sie zu retten ?«
    »Meinetwegen«,
entgegnete ich, »wenn Sie nicht daran denken, die Polizei zu benachrichtigen,
dann werde ich es tun .«
    Ich
steuerte aufs Wohnzimmer zu. Aber bis zum Telefon kam ich nicht. Weil nämlich
plötzlich über mir der Himmel einstürzte.
    Als
ich wieder ins Land der Lebenden zurückkehrte, war der Himmel da, wo er sein
sollte — draußen vor dem Fenster — , und begann, sich
zu verdunkeln. Ich lag auf einer Couch im Wohnzimmer, und mein Genick
schmerzte. Ich massierte es eine Weile, während ich überlegte, was ich tun
sollte. Dann schwang ich die Beine zu Boden und beschloß zunächst einmal, mich
in sitzende Stellung aufzurichten. Es gelang mir mit einiger Anstrengung.
Schultz hatte mich niedergeschlagen, vermutlich um mich daran zu hindern, die
Polizei anzurufen. Schön, dann würde ich eben jetzt anrufen, und — Mann o Mann!
— da würde der Kerl schöne Scherereien bekommen.
    Ein
dumpfer Schmerz im Hinterkopf sagte mir, daß mein Verstand wieder zu arbeiten
angefangen hatte. Er gebot mir zu lauschen. Ich lauschte also, während ich von
der Couch aufstand. Ich wanderte hinaus ins Vestibül und knipste das Licht an.
Niemand, nichts; nur ein leicht abgetretener Teppich, auf dem nicht einmal ein
Blutfleck zu sehen war.
    Es
gab ein Beweisstück, das die Polizei immer zu sehen verlangte, wenn man einen
Mord meldete, und das war die Leiche des Opfers. Ich konnte im Moment keine
Leiche vorweisen; nicht einmal einen Blutfleck. Ich schlug mir daher den
Gedanken, die Polizei anzurufen, aus dem Kopf. Das Klügste, was ich im Moment
tun konnte, war schleunigst aus der Wohnung zu verschwinden. Und wenn mich mein
Freund, der Spinner, das nächstemal anrief, würde ich
mich solange als australisches Zeitzeichen ausgeben, bis er die Nase voll hatte
und auflegte.
    Als
ich vielleicht noch drei Schritte von der Tür entfernt war, läutete es. Damit
ergaben sich Probleme. Sollte etwa die

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