Großadmiral Thrawn 01 - Erben des Imperiums
Zeit war sie eingeschlafen.
An einem weit entfernten Ort in der Galaxis nippte Han Solo an seinem Krug und betrachtete das halborganisierte Chaos, das um ihn herum herrschte. Haben wir nicht soeben diese Party verlassen? fragte er sich.
Trotzdem tat es gut zu wissen, daß es in einer Galaxis, in der alles drunter und drüber ging, einige Dinge gab, die sich nie veränderten. Es spielte eine andere Band, und die Sitze in der Nische waren wesentlich unbequemer; aber davon abgesehen, sah die Mos-Eisley-Bar genauso aus wie immer. Genauso wie an jenem Tag, an dem er Luke Skywalker und Obi-Wan Kenobi zum erstenmal begegnet war.
Er hatte das Gefühl daß seitdem ein Dutzend Menschenalter vergangen waren.
Chewbacca an seiner Seite knurrte leise. »Keine Sorge, er wird schon kommen«, versicherte ihm Han. »Du weißt doch, wie Dravis ist. In seinem ganzen Leben ist er noch nie pünktlich gewesen.«
Langsam ließ er die Blicke über die Gäste schweifen. Nein, korrigierte er sich, in der Bar hatte sich doch etwas verändert; von den Schmugglern, die einst in diesem Lokal verkehrt hatten, gab es keine Spur mehr. Wer auch immer die Überreste der Organisation von Jabba dem Hütten übernommen hatte, er mußte seine Geschäfte von Tatooine verlagert haben. Er drehte sich zur Hintertür der Bar und entschloß sich, Dravis danach zu fragen.
Er sah noch immer zur Seite, als ein Schatten über den Tisch fiel. »Hallo, Solo«, sagte eine kichernde Stimme.
Han zählte bis drei, ehe er sich bedächtig dem Sprecher zuwandte. »Oh, hallo, Dravis«, sagte er. »Wir haben uns lange nicht gesehen. Setz dich.«
»Sicher«, sagte Dravis grinsend. »Sobald du und Chewie die Hände auf den Tisch gelegt habt.«
Han sah ihn gekränkt an. »He, komm schon«, knurrte er und legte beide Hände um seinen Krug. »Glaubst du, ich hätte dich herkommen lassen, um dich zu erschießen? Wir sind doch alte Freunde, oder nicht?«
»Sicher sind wir das«, bestätigte Dravis und warf Chewbacca einen prüfenden Blick zu, als er sich setzte. »Oder zumindest waren wir es. Aber ich habe gehört, daß du ehrbar geworden bist.«
Han zuckte vielsagend mit den Schultern. »Ehrbar ist ein vager Begriff.« Dravis wölbte eine Augenbraue. »Oh, dann werde ich genauer sein«, sagte er sardonisch. »Ich hörte, daß du dich der Rebellen-Allianz angeschlossen hast, zum General ernannt worden bist, eine ehemalige alderaanische Prinzessin geheiratet hast und bald Vater von Zwillingen wirst.«
Han winkte ab. »Um ehrlich zu sein, ich habe schon vor ein paar Monaten den Generalsjob wieder an den Nagel gehängt.«
Dravis schnaubte. »Verzeih mir. Aber warum hast du mich herbestellt? Um mich zu warnen?«
Han runzelte die Stirn. »Wie meinst du das?«
»Spiel nicht den Unschuldigen, Solo«, sagte Dravis hart. »Die Neue Republik ersetzt das Imperium – gut und schön, aber du weißt so gut wie ich, daß es für uns Schmuggler keinen Unterschied macht. Wenn dies also eine offizielle Aufforderung ist, unsere geschäftlichen Aktivitäten einzustellen, dann erlaube mir, dir ins Gesicht zu lachen und zu verschwinden.« Er stand auf.
»Darum geht es nicht«, erklärte Han. »Um ehrlich zu sein, ich hatte gehofft, dich anheuern zu können.«
Dravis erstarrte. »Was?« fragte er ungläubig.
»Du hast richtig gehört«, sagte Han. »Wir wollen Schmuggler anheuern.«
Langsam sank Dravis wieder auf seinen Platz. »Hat es irgend etwas mit eurem Kampf gegen das Imperium zu tun?« wollte er wissen. »Denn wenn es darum geht…«
»Keine Sorge«, beruhigte ihn Han. »Natürlich geht es auch darum, aber der springende Punkt ist, daß es der Neuen Republik zur Zeit an Frachtschiffen mangelt, von erfahrenen Frachterpiloten ganz zu schweigen. Wenn du schnelles, ehrliches Geld verdienen willst, dann ist jetzt der richtige Moment gekommen.«
»Hm, hm.« Dravis lehnte sich in seinem Sessel zurück und legte einen Arm auf die Rückenlehne, während er Han argwöhnisch musterte. »Und wo ist der Haken?«
Han schüttelte den Kopf. »Es gibt keinen Haken. Wir brauchen Schiffe und Piloten, um den interstellaren Handel wieder in Gang zu bringen. Ihr habt beides. Das ist alles.«
Dravis schien darüber nachzudenken. »Warum sollten wir für euch und eure Hungerlöhne arbeiten?« fragte er. »Wenn wir das Zeug schmuggeln, verdienen wir bei jeder Reise viel mehr.«
»Das stimmt«, gab Han zu. »Aber nur, wenn eure Kunden Zölle zahlen müssen, die das Schmuggeln lohnenswert machen.
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