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Gruene Armee Fraktion

Gruene Armee Fraktion

Titel: Gruene Armee Fraktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Metzner
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hat unser Hauptstadtbüro in Berlin überhaupt nichts mitbekommen?«, fragte Vanessa von der Heyde. »Die sind doch so nah dran an Politik und Wirtschaft.«
    »Eben deswegen«, antwortete Politikchef Riesling. »Wahrscheinlich haben sie zu wenig Abstand von der Macht.«
    »Wenigstens sind wir durch die Online-Geschichte von Jonas jetzt ganz vorn«, sagte die neue Chefredakteurin und wandte ihren Blick von Mondrian zu Rolfes. »Wie sieht es denn inzwischen aus in diesem Sumpf, Marc? Ich will zunächst mal ein Update zu der Affäre, damit wir das nächste Heft planen können.«
    »Fangen wir mit dem großen Drahtzieher an«, antwortete der Cop hastig. Man merkte ihm an, dass er seinen Fehler bei dem GAU wieder ausbügeln wollte. »Bussung sitzt in U-Haft, verschanzt hinter drei Staranwälten. Die haben ihm geraten, erst mal die Klappe zu halten. Also offiziell keine Informationen. Aber über befreundete Ärzte wird Bruno Wunder demnächst ein Psycho-Gutachten bekommen, das mal in einer Klinik über ihn erstellt worden ist.«
    »Nicht über mich«, erklärte der Krauskopf aus der zweiten Reihe unter Gelächter, »damit das klar ist, ich selbst war nicht zur Behandlung in dieser Anstalt, sondern Bussung ist dort mal sechs Wochen stationär untergebracht worden, angeblich wegen psychotischer Schübe, in den frühen neunziger Jahren. Er ist als Einzelkind aufgewachsen, in einem offenbar extrem rigiden Elternhaus …«
    »Schon klar, schwere Kindheit«, warf jemand aus einer Ecke dazwischen.
    »… und vom Kommunismus direkt zum christlichen Fundamentalismus gewechselt. Er hat Meditationen mit Nahrungsentzug mitgemacht, war zeitweise wohl bei einer radikalen Sekte.«
    »Wie konnte er dann Staatssekretär im Innenministerium werden?«, fragte Vanessa von der Heyde.
    »Das müssen wir den Minister fragen«, schlug Riesling vor, »beziehungsweise den Ex-Minister. Er hat die politische Verantwortung übernommen und seinen Rücktritt eingereicht. Und in der Wirtschaft geht bei einigen Unternehmen das große Zittern um, dass demnächst der Staatsanwalt mit einem Haftbefehl vor der Tür steht, falls Bussung auspackt und seine Freunde ans Messer liefert …«
    »… oder wenn das BKA seinen Computer zum Sprechen bringt«, ergänzte Mondrian aus der zweiten Reihe. »Bussung hat zwar kurz vor Schluss eine Menge Dokumente gelöscht, aber im BKA gibt es Tüftler, die sogar zerstörte Festplatten rekonstruieren. Jetzt sind sie dabei, Mails zu entschlüsseln, die er während der Operation mit seinen Gesinnungsgenossen ausgetauscht hat. Ziemlich kryptisches Zeug, soweit ich bisher gehört habe. Doch ich habe inzwischen noch andere Unterlagen bekommen, mit denen wir die ›D 22‹-Leute enttarnen können.«
    »Woher?«, wollte Riesling wissen.
    »Tut mir leid, kann ich nicht sagen. Nur so viel: Außer Grünen-Hassern aus Finanz- und Energiekonzernen waren auch Manager aus der IT-Branche dabei, die auf Großaufträge für Überwachungstechnik spekulierten und schon Euro-Zeichen in den Augen hatten. Für die gab es Milliarden Gründe, Hysterie vor Terrorismus zu schüren.«
    »Und was ist mit den Geheimdienstlern, die mitgemacht haben? Bleiben die ungeschoren wie in den USA, wo die Regierung kriminelle CIA-Agenten deckt?«, fragte der junge Auslandschef.
    »Sicher nicht, gegen ein paar Verfassungsschützer laufen schon Verfahren«, antwortete Mondrian, ohne Schirra zu erwähnen, »und das BKA ist auch hinter den Killern der Privatfirma her, die das Ganze ausgeführt haben. Allerdings haben sich mehrere in dem Chaos bei Bussungs Festnahme absetzen können. Wir bleiben jedenfalls an den Ermittlern dran …«
    »… und sind mit allen Leuten draußen, um ein großes Stück über die Hintergründe zu stemmen«, versprach der Cop beflissen.
    »Versteht sich von selbst. Das sind wir unseren Lesern auch schuldig.« Vanessa von der Heyde erhob sich. »Jonas, komm doch nachher noch mal in mein Büro.«
    Mondrian wartete eine Weile, bis sich der Trubel im Konferenzsaal gelegt hatte und alle wieder in ihre Büros zurückgekehrt waren. Während die Task-Force im fünfzehnten Stock Kriegsrat hielt, schlenderte er gemächlich zum Büro der Modechefin. Als er vor ihrem Zimmer stand, flog plötzlich die Tür auf.
    Nadja Polanski stürzte heraus, das Sommersprossengesicht beinahe so rot wie die Haare, die Augen feucht, der Eyeliner verschmiert. Offenbar hatte sie gerade einen heftigen Wortwechsel hinter sich. Die dicke Luft in dem Raum, wie elektrisch

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