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Grünes Gift

Titel: Grünes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Karriere als Chirurg wichtiger sei, als der Weg, den Sheila eingeschlagen hatte, die zunächst in der Inneren und dann in der Unfallmedizin gearbeitet hatte. Und was die Arbeiten im Haushalt betraf, so war sowieso alles an ihr hängengeblieben. Georges Entscheidung, ein zweijähriges Stipendium in New York anzunehmen, ohne auch nur mit ihr darüber gesprochen zu haben, war der Tropfen gewesen, der das Faß zum Überlaufen gebracht hatte. Daß er tatsächlich davon ausging, sie werde ihm nach New York folgen, wo sie doch gerade Leiterin der Unfallstation des University Medical Centers geworden war, hatte ihr unmißverständlich klargemacht, wie wenig sie letztlich zusammenpaßten. Die Gefühle, die sie einst füreinander gehegt hatten, waren schon lange verglüht, und so hatten sie ohne großen Streit und ohne langwierige Auseinandersetzungen ihre CD-Sammlung und die alten Ausgaben medizinischer Fachzeitschriften geteilt und waren getrennte Wege gegangen. Das einzige, was bei Sheila zurückgeblieben war, war ein etwas bitteres Gefühl, was männlichen Chauvinismus anging. An diesem Abend war sie, wie an fast allen Abenden, eifrig dabei, ihren nie kleiner werdenden Stapel medizinischer Fachzeitschriften abzuarbeiten. Nebenbei nahm sie einen alten Film auf, der gerade im Fernsehen lief und den sie sich vielleicht am Wochenende ansehen wollte. Bis auf das gelegentliche Klingeln der Windspiele auf der Terrasse war es in ihrer Wohnung absolut ruhig.
    Sheila sah zwar nicht die Sternschnuppe, die Candee so entzückte, doch genau in dem Moment, in dem Candee und Jonathan zusammenfuhren, weil das Radio in Tims Auto verrückt spielte, bekam auch sie einen gehörigen Schrecken, der durch ein ähnliches Desaster ausgelöst wurde, nur daß bei ihr der Videorecorder durchknallte. Er begann plötzlich so heftig zu funken und zu dröhnen, als wolle er umgehend ins All starten. Aus ihrer Konzentration gerissen, war Sheila immerhin so geistesgegenwärtig, den Stecker herauszuziehen. Leider hatte das wenig Wirkung. Erst als sie auch noch das Antennenkabel rauszog, gab das Gerät keinen Laut mehr von sich, qualmte aber weiter vor sich hin. Vorsichtig berührte Sheila die Konsole. Sie war warm, aber nicht so heiß, daß sie gleich Feuer fangen würde.
    Leise vor sich hin fluchend wandte sie sich wieder ihrer Lektüre zu. Sie spielte vage mit dem Gedanken, den Videorecorder am nächsten Tag mit ins Krankenhaus zu nehmen und von einem der Elektriker reparieren zu lassen, falls das überhaupt noch ging. Da sie sehr viel arbeitete, fand sie das durchaus in Ordnung. Schließlich würde sie nie die Zeit haben, das Gerät in das Elektrogeschäft zu bringen, in dem sie es gekauft hatte.
     
    22.15 Uhr
     
    Pitt Henderson war immer tiefer gesackt, so daß er sich jetzt praktisch in der Horizontale befand. Er hatte es sich vor seinem Schwarzweiß-Fernseher mit einer Bildschirmdiagonale von dreiunddreißig Zentimetern bequem gemacht; er lag auf seinem abgewetzten Sofa, das er in seine auf dem Campusgelände im zweiten Stock gelegene Studentenbude gequetscht hatte. Seine Eltern hatten ihm das Gerät zu seinem letzten Geburtstag geschenkt. Der Bildschirm mochte zwar klein sein, aber der Empfang war gut, und die Bildqualität war perfekt. Pitt studierte im vierten Jahr an der Universität, und in diesem Jahr würde er seinen Abschluß machen. Er hatte Einführungskurse in Medizin besucht und im Hauptfach Chemie studiert. Obwohl er mit seinen Leistungen nur knapp über dem Durchschnitt lag, war es ihm durch harte Arbeit und viel Engagement gelungen, einen Studienplatz an der medizinischen Fakultät zu ergattern. Er war der einzige Chemiestudent, der sich für ein kombiniertes Praxis- und Studienprogramm entschieden und seit seinem ersten Studienjahr im University Medical Center gearbeitet hatte; meistens hatte er in einem Labor assistiert. Im Moment hatte er gerade eine Praxisphase und half auf der Unfallstation aus. Im Lauf der Jahre hatte Pitt gelernt, sich in jeder Abteilung des Krankenhauses, in der er eingesetzt wurde, nützlich zu machen.
    Er mußte so heftig gähnen, daß ihm Tränen in die Augen traten. Das NBA-Spiel, das er gerade verfolgte, begann vor seinen Augen zu verschwimmen, während er allmählich wegdöste. Pitt war einundzwanzig, stämmig und muskulös gebaut. In der High School war er einer der besten Footballspieler gewesen, doch am College hatte er es nicht in die Mannschaft geschafft. Er hatte die Enttäuschung überwunden und die

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