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Grünes Gift

Titel: Grünes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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»Es hat tierisch wehgetan. Wie ein Bienenstich. Es hat im ganzen Arm gezogen.«
    »Aha, spontane Septikämie«, entgegnete Pitt mit unverändert sarkastischem Unterton.
    »Was, zum Teufel, soll das bedeuten?« wollte Beau wissen. Er war sichtlich nervös.
    »Dir das zu erklären, würde nun wirklich zu lange dauern, Mr. Hypochonder«, erwiderte Pitt. »Außerdem wollte ich dich nur auf den Arm nehmen.«
    Beau bückte sich und hob die schwarze Scheibe wieder auf, um den Rand gründlich zu untersuchen. Doch er entdeckte absolut nichts, woran er sich verletzt haben konnte. »Nun komm endlich, Beau!« rief Cassy aufgebracht. »Ich muß los. Was macht ihr denn bloß?«
    »Ist ja schon gut«, entgegnete Beau. Er sah Pitt an und zuckte ratlos mit den Schultern.
    Pitt bückte sich und hob eine kleine Glasscherbe auf, die genau dort lag, wo sich das Objekt erneut in den Sand gegraben hatte. »Ob die Scheibe vielleicht daran hängengeblieben ist und du dich an der Scherbe geschnitten hast?«
    »Schon möglich«, erwiderte Beau. Er hielt es zwar für unwahrscheinlich, wußte aber auch keine bessere Erklärung. Immerhin hatte er sich überzeugt, daß er sich an dem Objekt unmöglich hatte verletzen können. »Beau!« zischte Cassy wütend.
    Beau schwang sich hinters Steuer und ließ die seltsam gewölbte Scheibe geistesabwesend in seine Jackentasche gleiten. Pitt machte es sich auf der Rückbank bequem. »Jetzt komme ich zu spät«, fauchte Cassy. »Wann hast du eigentlich deine letzte Tetanus-Impfung bekommen?« fragte Pitt seinen Freund.
     
    Zwei Kilometer von Costas Diner entfernt war die Familie Seilers gerade im Aufbruch. Dank Jonathan, der erwartungsvoll hinterm Steuer saß, lief der Minivan bereits im Leerlauf. Jonathans Mutter Nancy stand in der geöffneten Tür. Sie trug ein einfaches Kostüm, das zu ihrer beruflichen Position paßte; sie arbeitete als Virologin in der Forschungsabteilung einer örtlichen Pharmafirma. Sie war eine zierliche Frau, knapp einssechzig, und hatte einen dichten, blonden Lockenschopf. »Kommst du, Schatz?« rief Nancy ihrem Mann Eugene zu. Eugene war noch in der Küche und telefonierte. Er sprach mit einem Reporter des Lokalblattes, den er privat kannte. Durch ein Zeichen gab er ihr zu verstehen, daß er sofort fertig sei. Nancy verlagerte ihr Gewicht ungeduldig von einem Bein auf das andere und musterte ihren Mann, mit dem sie seit zwanzig Jahren verheiratet war. Er war Physikprofessor an der Universität, und das sah man ihm an. Sie hatte es nie geschafft, ihn von seinen ausgebeulten Kordhosen und -Jacken, seinen blauen Cambraihemden und Strickkrawatten abzubringen. Die etwas eleganteren Sachen, die sie ihm gekauft hatte, hingen ungetragen im Schrank. Aber schließlich hatte sie Eugene auch nicht wegen seines modischen Geschmacks geheiratet. Sie hatten sich während eines Graduiertenkurses kennengelernt, und sie hatte sich hoffnungslos in ihn verliebt, weil er überaus geistreich war, eine gute Portion Humor besaß und zudem auch noch gut aussah.
    Sie drehte sich um und betrachtete ihren Sohn, in dessen Gesicht sie definitiv ihr eigenes und das ihres Mannes erkennen konnte. Er hatte an diesem Morgen nicht so recht mit der Sprache herausrücken wollen, als sie ihn gefragt hatte, was er am vergangenen Abend bei seinem Freund Tim gemacht habe. Daß Jonathan Ihr auswich, paßte eigentlich nicht zu ihm und beunruhigte sie. Aber sie wußte ja, unter welchem Druck Teenager standen.
    »Glaub mir, Art«, sagte Eugene so laut in den Telefonhörer, daß Nancy ihn verstehen konnte. »Es ist vollkommen ausgeschlossen, daß diese starken Radiowellen aus einem Labor der physikalischen Fakultät gekommen sind. Wenn ich dir einen Rat geben darf, checke doch mal die Radiostationen in der Umgebung ab. Außer dem Universitätssender gibt es noch zwei andere. Vermutlich hat sich jemand einen üblen Scherz erlaubt. Aber ich habe wirklich keine Ahnung.«
    Nancy beobachtete ihren Mann. Sie wußte, wie schwer es ihm fiel, unhöflich zu sein, doch sie würden alle zu spät kommen. Sie hob einen Finger und artikulierte deutlich die Worte »eine Minute noch«. Dann ging sie zum Auto. »Darf ich heute morgen fahren?« fragte Jonathan. »Ich glaube, heute ist es nicht gerade günstig«, erwiderte Nancy. »Wir sind sowieso schon viel zu spät dran. Rutsch mal rüber.«
    »Das ist gemein«, beklagte sich Jonathan. »Nie traut ihr mir etwas zu.«
    »Das ist doch überhaupt nicht wahr«, widersprach Nancy. »Aber du mußt

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