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Gucci war gestern

Titel: Gucci war gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jen Lancaster
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verkaufen, macht unsere Vermieterin was ganz Ähnliches, und die besitzt teure Im-mobilien
in der ganzen Stadt, also muss es ein ganz lukrativer Job sein.
    Vor dem persönlichen Gespräch hatten wir uns schon sehr nett am Telefon unterhalten, also war ich ganz entspannt beim Kennenlernen. Bob, der Personalchef, blätterte eine laminierte Faltmappe durch und erklärte gleichzeitig die Anforderungen der freien Stelle. »Sollten Sie keine Fragen mehr zum Verkaufsvorgang selbst haben, würde ich gerne über die Bezahlung sprechen«, sagte Bob.
    »Klingt gut«, entgegnete ich lächelnd. Den hatte ich um den kleinen Finger gewickelt, gar keine Frage. Der Job gehörte mir. Komm schon, dicke Kohle, dicke Kohle, jetzt nur keine Enttäuschung!
    »Das Grundgehalt beträgt 40 000 Dollar«, erklärte er, während mir das Lächeln verrutschte. »Aber das bekommen sie nur während der zweiwöchigen Einarbeitungsphase.«
    »Und danach wird es mehr«, merkte ich zuversichtlich an.
    »Ähm, nein, eigentlich nicht. Das Grundgehalt beträgt weiterhin 40 000 Dollar, aber nach Beendigung des Einführungskurses bekommen Sie nur einen Teil davon.«
    »Was für einen Teil?«
    Er zögerte, ehe er antwortete. »16000 Dollar.«
    »Das Grundgehalt liegt also eigentlich bei 16000 Dollar.«
    »Nein, nein, das Grundgehalt wird mit 40 000 Dollar beziffert, weil Sie diese Zahl bei einer Gehaltsaufstellung angeben müssten.«
    »Aber man bekommt bloß 16 000 Dollar im Jahr, sobald man den Einführungskurs absolviert hat?« Ich wollte mich nicht mit ihm anlegen. Mir wollte das bloß nicht in den Kopf, denn man konnte doch in Amerika einem College-Absolventen mit Berufserfahrung bestimmt nicht mickrige 16 000 Dollar im Jahr bezahlen. Ich musste irgendwas übersehen haben.
    »Genau.«

    »Und warum sagen Sie dann nicht gleich, dass das Grundgehalt bei 16 000 Dollar liegt, man aber während der Einarbeitung mehr bekommt?«
    Einen Moment lang saß Bob schweigend da. Wie es schien, hatte ich uns beide verwirrt. »Hören Sie, so wird der Lohn eben bei uns berechnet. Niemand bekommt das volle Grundgehalt. Das wird durch die Kommissionen ausgeglichen.«
    »Wenn die Zahl, die Sie als Grundgehalt angeben, überhaupt nichts mit dem zu tun hat, was Ihre Angestellten nachher im Portemonnaie haben, warum geben Sie ihnen dann nicht gleich das Gefühl, richtig wichtig zu sein, und erzählen ihnen, das Grundgehalt läge bei 100 000 Dollar?«, schlug ich vor. Ich merkte, wie Bob die Stirn runzelte und seine Lippen ganz weiß wurden, also beschloss ich, lieber das Thema zu wechseln. »Ähm, vielleicht sollten wir uns über die Kommissionen unterhalten.«
    »Ja, genau, Kommissionen«, murmelte Bob, sichtlich erleichtert, unserer logischen Zwickmühle zu entkommen. »Die Sache mit den Kommissionen ist die: Die bekommen Sie erst nach Abschluss der Probezeit.«
    »Die wie lange ist?«
    »Sechs Monate. Aber nach sechs Monaten sind Ihren Verdienstmöglichkeiten praktisch keine Grenzen gesetzt.«
    Ich biss mir so fest auf die Zunge, dass ich Blut schmeckte. Ja, das Ausgangsgehalt war ein Witz, aber irgendwas musste doch an dieser Geschichte dran sein, meine Vermieterin hatte schließlich richtig viel Geld. Bestimmt gab es fabelhafte Vergünstigungen, wie beispielsweise ein unbegrenztes Spesenkonto. »Wie halten Sie es mit der Kostenerstattung, beispielsweise wenn man Kunden zum Essen ausführt?«
    »Unsere Kundenbetreuer bekommen eine Firmenkreditkarte, mit der sie eventuelle Spesen begleichen können, allerdings erst nach der sechsmonatigen Probezeit. Vorher entstehende Kosten werden nicht erstattet.«

    »Verstehe.« Ich gab mir wirklich alle Mühe, Ruhe zu bewahren. »Also gut, sehe ich das richtig: Das Team trifft sich jeden Tag um acht Uhr früh und um siebzehn Uhr nachmittags. Stellen Sie einen Parkausweis aus oder erstatten Sie bloß die Gebühren?«
    »Auslagen werden erst nach Abschluss der Probezeit erstattet.«
    »Was so viel heißt, dass ich jeden Tag dreißig Dollar Parkgebühren bezahlen müsste.« Schnell überschlage ich das Ganze im Kopf. »Ihnen ist klar, dass ich dann beinahe viertausend Dollar aus eigener Tasche bezahlen müsste, oder?« Komisch, dass ich plötzlich ein Ass im Kopfrechnen bin, wenn es mir an die Geldbörse geht. 56
    »Sie können … den Betrag von der Steuer absetzen«, stammelte Bob.
    »Und wie sieht es mit Krankenversicherung und Altersvorsorge aus? Sagen Sie nicht, darauf muss man auch sechs Monate warten.«
    »Leider ja, weil

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