Gucci war gestern
gewohnt, aber es war das einzige Wohnheim, in dem Haustiere erlaubt waren.
Der quietschende alte Kaminabzug hatte sich wohl irgendwie geöffnet, und die Fledermaus war reingeflattert.« Kein Scherz - der Schuppen war die reinste Bruchbude. Einmal konnte ich sogar ein Kamerateam der Lokalnachrichten dazu überreden, einen Beitrag über meine Wohnung zu drehen, weil es so kalt war wie in einem Eisfach. Mein Vermieter bekam beinahe einen Herzinfarkt, als er sein Haus im Fernsehen sah, aber was soll ich sagen? Wenn man auch auf den fünfundzwanzigsten Telefonanruf in Folge mit Klagen über die defekte Heizung nicht reagiert, darf man sich nicht wundern, wenn die Mieter die Sache selbst in die Hand nehmen.
»Ja, und Jen ist völlig ausgeflippt«, erzählt Fletch. »VÖLLIG. Sie ist rumgerannt wie eine Irre und hat gekreischt, ihre Katzen würden Tollwut bekommen. Also habe ich ihr geholfen, die beiden genauestens zu untersuchen, und als wir uns vergewissert hatten, dass sie nicht den kleinsten Kratzer abbekommen hatten, haben wir sie in ihre Transportboxen gesteckt. Aber Jen hat noch immer Panik geschoben, und das nur wegen eines Far Side -Cartoons. Da kommt nämlich eine ganz zerzauste Fledermaus abends mit dem Aktenköfferchen unter dem Arm nach Hause und erzählt seiner Frau: »Ich habe den ganzen Tag einer blöden Tussi in den Haaren gehangen.« Damals hatte sie noch ganz lange Haare, und sie war felsenfest davon überzeugt, die Fledermaus würde sich jeden Augenblick kopfüber hineinstürzen. Dauernd hat sie irgendwas von langhaarigen Tussis gequiekt, und dann hat sie sich einen Weidenkorb auf den Kopf gesetzt und die Öffnung am Hals mit einem Schal abgedichtet, den sie sich ein dutzend Mal um den Hals geschlungen hat. Und da wurde mir schlagartig klar, dass die weltgewandte junge Frau aus dem Restaurant bloß eine Show war und jetzt die echte Jen vor mir stand, und die hatte einen Mülleimer auf dem Kopf. Und in dem Moment wusste ich, würde ich sie heiraten, wäre Langeweile von da ab ein Fremdwort für mich.«
»Und wie habt ihr die Fledermaus aus der Wohnung bekommen?«, hakt Kim nach.
»Ich habe meinen Verbindungskollegen Tim angerufen. Der ist dann mit einem Lacrosse-Schläger und einer Schiedsrichtermaske rübergekommen. Damit haben wir beide es dann irgendwie geschafft, sie einzufangen, und haben sie dann draußen wieder unbeschadet freigelassen«, berichtet Fletch.
Enttäuscht meint Courtney: »Das ist so ziemlich das Unromantischste, was ich je gehört habe.«
»Findest du? Dann warte erst mal ab, bis du hörst, wie Jen mir den Antrag gemacht hat.«
Dann erzählte ich meinen Eltern, dass wir heiraten wollten, wobei ich es sorgfältig vermied zu verraten, dass sie nicht die Ersten waren, die es erfuhren. 81 Überraschenderweise reagierte meine Mutter ganz vernünftig, weder weinte sie, noch plapperte sie wie ein Wasserfall, wie ich es eigentlich erwartet hatte. Eigentlich hatte ich gedacht, sie würde ganz sentimental und gefühlsduselig werden. Aber vielleicht war der Gedanke an die vielen Schecks, die sie dafür würde ausstellen müssen, eine zu ernüchternde Vorstellung. Meine Eltern kamen zu dem Schluss, wenn mein Dad sich bereit erklären würde, uns das Auto zu schenken, dann wäre er vom Haken und bräuchte die Hochzeitsfeier nicht zu bezahlen. (Wenn es nach ihm ginge, würde die Hochzeit im Garten hinter dem Haus stattfinden, Hotdogs auf der einen Seite des Pools, Hamburger auf der anderen, und versucht bitte, nicht in Nixons Tretminen auf dem Rasen zu tappen.)
Ich brauche nicht mal zweieinhalb Wochen, um alles zu planen und beinahe alles Notwendige zu buchen und festzumachen. Bewaffnet mit der MasterCard meiner Mutter und dem Verspre-chen,
»nicht allzu sehr über die Stränge zu schlagen«, machte ich mich daran, in Las Vegas einen schönen Ort zum Heiraten auszusuchen. Eigentlich hätte ich es zum Schießen gefunden, mich von einem Elvis trauen zu lassen, aber da weigerte Fletch sich rundweg, also schaute ich mir die Hochzeitskapellen verschiedener Hotels an. Schließlich entschied ich mich für das Mandalay Bay, weil es so stilvoll und intim ist. Im Venetian gibt es zwar eine entzückende Hochzeitslocation auf der Ponte al di Piazza, aber ich wollte nicht von einem Haufen wildfremder Leute angestarrt werden, während ich mein Ehegelübde sprach. Sie wollen eine Show sehen? Kaufen Sie sich ein Ticket.
Die Kapelle des Mandalay Bay ist in einem Gebäude außerhalb des eigentlichen Hotels
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