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Gun Machine

Gun Machine

Titel: Gun Machine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Warren Ellis
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haben ein Apartment voller Waffen gefunden, und bald werden wir wissen, dass jede dieser Waffen benutzt wurde, um genau eine Person zu töten. Sie haben den Auftrag, den Ergebnissen der Ballistik nachzugehen, herauszufinden, wie die Waffen ins Apartment gelangt sind, den oder die Besitzer aufzuspüren und ihm oder ihnen jeden einzelnen Fall anzuhängen. Denn ich schwöre Ihnen, ich lasse mir den Scheiß nicht ans Bein binden. «
    Tallow riss den Stuhl nicht hoch und warf ihn nicht auf den Schreibtisch.
    Doch die Lieutenant sah, wie seine Finger zuckten. » Darüber hinaus ist die Truppe sowieso zu dünn besetzt, und eine idiotische Schießerei, zu der es niemals hätte kommen dürfen, hat mich soeben meinen besten Mann gekostet. Deshalb arbeiten Sie bis auf Weiteres allein. Noch Fragen? «
    Tallow glotzte sie nur an.
    » Gut. « Die Lieutenant hielt ihm den Papierstapel zwischen Daumen und Zeigefinger hin und zappelte dabei so nervös herum, dass es raschelte, als Tallow danach griff. » Jetzt gehen Sie heim, ziehen sich um und machen sich verdammt noch mal an die Arbeit. Sie haben Blut am Sakko. «
    Er zuckte zusammen, blickte an sich hinab wie ein Aussätziger und entdeckte einige dunkle Kleckse auf seinem linken Ärmel. Ein paar Partikel Jim Rosato zu seiner Linken. Jim Rosato war immer zu seiner Linken gewesen. Er hatte ihn nie hinters Steuer gelassen.
    Obwohl Tallow noch keine volle Stunde wach war, fand er die Kraft, gewisse Worte herunterzuschlucken und das Büro umgehend zu verlassen.

Sechs
    Auf der Fahrt vom Ericsson Place nach Hause fing Tallow an zu rechnen. New York City brachte es auf bis zu zweihundert ungelöste Mordfälle im Jahr. Seit 1985 hatten sich einige Tausend ungelöste Fälle angesammelt.
    Der älteste Mord im Zusammenhang mit den drei Waffen, von denen die Lieutenant berichtet hatte, datierte aus dem Jahr 1999.
    Er wusste nicht, wie viele Waffen im Apartment waren. Zweihundert? Nein, mehr. Doch er beschloss, erst mal mit zweihundert anzufangen. Zweihundert gescheiterte Fälle, mindestens über ein gutes Jahrzehnt hinweg, bei einem Gesamtvolumen von weit über tausend ungelösten Fällen…
    Tallow hatte bereits Gelegenheit gehabt, die Asservatenkammer in der Bronx zu besuchen und durch die dämmrigen Flure des zweiten Untergeschosses zu streifen, wo das Beweismaterial nie aufgeklärter Mordfälle in meterhohen braunen Tonnen lagerte, jeweils vier übereinander, mit Aktenzeichen in schwarzer Sprühfarbe. Er beabsichtigte nicht, sich dort unten bei den Grabbeigaben der ungerächten Toten New Yorks häuslich einzurichten.
    Er brauchte einen Plan.
    Es war ein seltsames Gefühl, um diese Tageszeit in seinem Apartment zu sein– als wäre er in eine fremde Zeitzone gereist. Er stellte sich im engen Bad vor den großen, rußumrandeten Spiegel und betrachtete sich und seinen Anzug. Er legte den Anzug ab und musterte sich weiter. Legte auch die graue Krawatte und das weiße Hemd und alles andere ab und knäulte es mit dem Fuß unter das Waschbecken. Danach unterzog er sich einer schmerzhaften, siedend heißen Dusche. Verkrampft und zusammengekauert zwang er sich unter das sengende Prasseln und klatschte die Handflächen auf die Wände, um sich an Ort und Stelle festzunageln, bis das Wasser alles aus ihm herausgeprügelt hatte.
    Nachdem er seine brennende Haut abgetrocknet hatte, ging er ins Schlafzimmer. Unter dem Bett lag ein Koffer, in dem Koffer lag ein schwarzer Anzug. Der Anzug, den er zu Beerdigungen trug. Im Wohnzimmer trieb er noch ein olivgrünes Hemd und eine schmale schwarze Krawatte auf. Sein altes Gürtelhalfter befand sich in der zweiten Schachtel von oben in einem Stapel in der hintersten Zimmerecke, einer Amazon.com-Schachtel, die zur Hälfte mit CD s gefüllt war (mehrere Nummern der Charly Blues Masterworks Compilations, die er ganz vergessen hatte). Tallow legte das Halfter an, strich das schwarze Sakko mit dem Handrücken zurück und ließ die Glock hineingleiten, zog sie einen Zentimeter heraus und schob sie wieder rein.
    Der Anzug hob unvorteilhaft hervor, dass er allmählich nicht mehr schlank, sondern hager wirkte, je weiter er sich von der Dreißig zur Vierzig vorarbeitete. Tallow beschloss, dass es ihm egal war.
    In seinem Trauerkostüm kehrte er in die Welt zurück.

Sieben
    Der Jäger stand reglos auf der Straße und beobachtete, wie sie seinen Schatz abtransportierten.
    Er hatte schon geahnt, dass irgendwas nicht stimmte. Der Tag hatte schlecht angefangen. Es fiel ihm

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