Guter Rat ist leise
wurde, beide waren Anspannung pur. Als ich Eva bat, die Hündin auf einer großen Wiese von der Leine zu lassen, kam die Antwort: „Die kommt nicht, wenn ich sie rufe!“ Erst als ich Eva vorlog, dass hinter der Böschung ein Zaun sei und die Hündin da nicht weiter könne, löste sie die Leine (die sichtbare und die unsichtbare) und die Hündin lief einige Meter vor. Ich bat Eva nach einigen Minuten, die Hündin zu rufen. Eva, mit dem Wissen, dass ihr Liebling nicht weit sein konnte, rief entspannt nach Fibi und die kam unverzüglich zurück. (Zu Evas Geschichte → hier mehr.)
Du kannst einen Hund nicht täuschen, wenn Du nur Souveränität vorspielst, nützt es gar nichts. Wenn Du Charakterstärke simulierst, hilft es nichts – der Hund kennt die Wahrheit von der ersten Sekunde an.
Ein guter „Leader“ vertraut aber auch seinem Hund, der gewisse Situationen wesentlich besser einschätzen kann als wir Menschen. Ob von einem Fremden eine Gefahr ausgehen könnte oder nicht, kann ein unbelasteter Hund wesentlich besser erkennen alswir Menschen. Ob im Wald eine verdeckte Gefahr (ein alter, fast verschütteter Brunnen vielleicht) droht, spürt ein Hund ebenfalls viel früher als wir Menschen.
Gegenseitiger Respekt – gegenseitige Liebe und gegenseitiges Vertrauen sind die Vorbedingungen für die „unsichtbare Leine“. Damit das alles funktioniert, bist Du allerdings gefordert: Du musst lernen, Deine Worte, Gesten, Deine Gefühle und Gedanken immer zu kontrollieren!
Hundeflüstern – wörtlich genommen!
Ich staune immer wieder, wie laut und rabiat es auf vielen Hundeplätzen zugeht. Da wird gebrüllt, dass die Bäume wackeln, befohlen, gedroht, geflucht, über den Hund geschimpft. Selten, nur sehr selten, habe ich „Hundeplätzler“ bei der Arbeit lächeln sehen oder gar lachen hören. Bedenkt man nun, dass Hunde hundertmal besser hören als wir Menschen, muss für die armen Tiere dort kontinuierlich „Bombenlärm“ herrschen. Das ist schlecht für die Ohren, den Verstand und das Gemüt. In den Kasernen dieser Welt hat man bereits viel vom Kasernenhofton abgeschafft – auf unseren Hundeplätzen hält sich diese Tonart hartnäckig. Warum soll man auch etwas ändern, was schon jahrelang so ist? Da müsste man ja umdenken. Das wäre ja wirklich zu viel verlangt, oder?
Du willst es besser machen, sonst würdest Du ja nicht dieses Buch lesen. Dann beginne gleich jetzt: Ab sofort wird geflüstert. Das meine ich wörtlich – das hat nichts zu tun mit den sogenannten „Hundeflüsterern“. Sprich leise mit Deinem Hund – er wird Dir besser zuhören.
Ein Beispiel aus der Praxis:
Um mich herum sind ständig mindestens zwölf Hunde aller Altersgruppen. Wenn die spielen und toben, herrscht bei uns ein Lautstärkepegel wie in einer Disco. Ich versuche dann manchmal, gegen diesen Lärm anzubrüllen. Das hilft – exakt zehn Sekunden lang – dann geht es wieder los. Wenn ich dann ganz leise: schhhhh … mache, ist urplötzlich Stille – man kann eine Stecknadel fallen hören – alle kommen zu mir. Leise kann ich ihnen dann sagen, dass sie gefälligst meine Ohren schonen sollen. Bis jetzt hat das immer funktioniert.
Warum sollen wir also unsere Hunde durch einen lauten Kasernenhofton abstumpfen? Das hat mir bis heute noch niemand wirklich erklären können. Du kommst jetzt sicher mit dem Argument der Entfernung: Wenn mein Hund nun 100 Meter weit weg ist, dann muss ich doch schreien? Entweder das oder ich habe eine kleine Pfeife – ein ganz kurzer Pfiff genügt – der Hund schaut mich an und ich kann ihm mit meinen Gesten bedeuten, zu mir zu kommen. Diese Methode hat sich als angenehmer für Hund, Mensch und Umwelt erwiesen.
Damit die „unsichtbare Leine“ funktioniert, musst Du Dich auf Deine Gedanken konzentrieren.
EineVerbindung aus Gedanken
„Achte auf Deine Gedanken –
denn sie werden Worte,
achte auf Deine Worte –
denn sie werden Handlungen.“
(Talmud)
Sicher kennst Du diesen Spruch. Wir fügen dem jetzt noch hinzu:
„Achte auf Deine Gefühle – denn sie werden Gedanken.“
Nun noch einmal zu Eva: Evas Beispiel zeigt uns sehr schön, wie die „unsichtbare Leine“ funktioniert. Fibi kam nicht auf Rufen, solange Eva davon überzeugt war, dass ihre Hündin den Ruf ignorieren würde. Dabei überwog Evas Angst, die Hündin könne
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