Guter Rat ist leise
werden. Das gilt sowohl für positive als auch negative Energie. Es ist also reine Physik, eben ein Naturgesetz, wenn wir diese Energie nutzen, um in der zwischenartlichen Beziehung eine solide Basis der Verständigung zu erzielen – eine Verständigung, wie sie diffiziler kaum sein könnte.
Einfacher gesagt: Deine Gedanken und Gefühle bestimmen Deine Realität und die Deines Hundes.
Der Hund als Spiegel der menschlichen Seele
„Wenn sich im Paradies eine Menschenseele
und eine Hundeseele begegnen,
muss sich die Menschenseele
vor der Hundeseele verneigen.“
(Sibirisches Sprichwort)
Oft wird davon gesprochen, dass der Hund das Spiegelbild unserer Seele ist. Auch ich habe diesen Ausspruch im Kapitel „Bindung“ → gebraucht. Jetzt wollen wir uns einmal etwas tiefer damit auseinandersetzen. Erinnere Dich daran, dass Deine Gedanken und Gefühle Deine Welt kreieren und auch die Deines Hundes. Vorsicht – es könnte sein, dass Dir das, was jetzt kommt, gar nicht gefällt:
• Wenn Du einen Hund hast, der nervös ist, ängstlich, aggressiv, oder was auch immer, dann ist nur einer dafür verantwortlich: Du!
• Wenn Du einen Hund hast, der nicht kommt, wenn Du ihn rufst, dann ist nur einer dafür verantwortlich: Du!
• Wenn Du Dich auf Deinen Hund nicht verlassen kannst, wenn er wegläuft, Fremde anbellt oder gar angreift, wenn er vor Fremden davonläuft, „bockig“ ist, dann ist nur einer dafür verantwortlich: Du!
• Wenn Dein Hund nervt, überreagiert, in manchen Alltagssituationen nicht zu halten ist, dann ist nur einer dafür verantwortlich: Du!
Erinnere Dich noch einmal an die Geschichte von Eva. Eva war eine liebe, aber sehr unsichere Person, die sich vor allem Möglichen und Unmöglichen fürchtete. Sie war extrem verkrampft im Umgang mit anderen und auch mit sich selbst. Und wie war ihr Hund Fibi? Das exakte Spiegelbild. Die Geschichte änderte sich erst, als ich Eva suggerierte, dass nichts passieren könne, dass sie mir voll vertrauen kann. Mit dem ersten Erfolgserlebnis wuchs Evas Selbstbewusstsein und Fibis ebenfalls.
Dieses Buch ist voll mit solchen Beispielen – Du musst nur einmal hinter die jeweilige Fassade schauen. Wir können die Tier- und Humanpsychologie nicht trennen. Genau deshalb gehen so viele Hundetrainings und Konsultationen bei Hundetherapeuten schief oder zeigen keine Wirkung. Zunächst muss der Mensch lernen, dann geht mit dem Hund alles wie von selbst.
Ein Beispiel aus meinem eigenen Leben:
Auch ich habe Zeiten, in denen ich schlecht drauf bin, alles vergesse, was ich über Hundeerziehung weiß. Zeiten, in denen wirklich alles schiefgeht, bis ich es schaffe, meine Gedanken und Gefühle wieder zu sortieren und in geregelte Bahnen zu schleusen. So erging es mir auch mit unserem Jack Russell Terrier Tony, einem typischen Vertreter seiner Art – immer lustig, immer zu Späßen aufgelegt, selbstbewusst wie ein großes Tier – eben ein totaler toller Jack. Leider auch ein Terrier, der gerne sucht und findet und der Langeweile hasst.
Wir waren auf einem Spaziergang – ich war, wie schon erwähnt, super mies gelaunt und hatte diesen Spaziergang mit meiner Tochter, Tony und Cisquo „angeleiert“, um einfach auszuspannen. Die Hunde liefen unangeleint über eine große Wiese. Nach der Wiese folgte ein Weg, dann eine weitere Wiese und dann ... die Straße. Wortlos und jeder in Gedanken versunken, schlenderten wir dahin. Plötzlich rannte Tony wie wild immer weiter von uns weg. Meine Tochter rief nach Cis und ich brüllte nach Tony .... Cis kam, Tony rannte, so schnell ihn seine Beinchen trugen, in die entgegengesetzte Richtung. Ich wurde stinkwütend und brüllte wie eine Irre: „Tony!!!!" Langsam bekam ich auch noch Angst, dass er über die Straße rennen könnte – Panik pur gemischt mit Wut.
Meine Tochter riet mir ruhig, endlich meine Gedanken und Gefühle zu ordnen und Tony ruhig zu rufen. Ich war jedoch so in meine Wut verstrickt, dass nichts mehr ging. Meine Tochter rief nach Tony – der kam ein Stück zurück. Jetzt war ich auch noch überzeugt, dass der „blöde Hund“ auf mich „heute sowieso nicht hört“. Tony kam auf wenige Meter heran und raste dann wieder in die entgegengesetzte Richtung. Meine Tochter machte eine „pampige“ Bemerkung und ich explodierte, schrie sie an und provozierte einen
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