Habe ich dich schon mal geküsst?
ihr schnell gelungen, ihn daraus zu befreien. Als er schließlich abgereist war, hatte ihn nicht einmal mehr sein Pilot erkannt.
Aus dem ernsten, nervösen Geschäftsmann war ein entspannter und gut erholter Urlauber geworden.
Der verliebt gewesen war.
Bryony schloss die Augen, als der Schmerz sie unvermittelt wieder traf.
Offenbar war er doch nicht verliebt gewesen. Er kam. Er sah. Er siegte. Sie war einfach nur so unglaublich naiv und selbst zu verliebt gewesen, um seine wahren Motive zu begreifen.
Doch das hieß ja noch lange nicht, dass er mit seinen Lügen und seinem Betrug durchkommen würde. Es war ihr egal, was sie tun musste, aber er würde das Land, das sie ihm verkauft hatte, nicht mit einem riesigen Schickimicki-Hotel bebauen und die gesamte Insel in einen Spielplatz für den gelangweilten reichen Jetset verwandeln.
Sie hatte all ihren Mut zusammennehmen müssen, um heute Abend in seine Party zu platzen, aber nachdem sie von dem Anlass erfahren hatte – eine Zusammenkunft der potenziellen Investoren für das Projekt, mit dem er plante, ihre Insel zu ruinieren –, war sie entschlossen gewesen, ihn zur Rede zu stellen. Direkt dort, inmitten der Investoren. Sollte er es doch wagen, sie anzulügen, wenn alle im Saal von seinen Plänen wussten.
Womit sie nicht gerechnet hatte, war, dass er es leugnen würde, sie jemals getroffen zu haben. Aber besser hätte er sie ja gar nicht zum Bauerntölpel abstempeln können. Oder als weltverbessernde Ökofanatikerin, die sich gegen den Fortschritt stemmte.
Es haute sie fast um, wie sehr sie sich in ihm getäuscht hatte. Seufzend schüttelte sie den Kopf. Sie musste sich endlich wieder beruhigen, sonst würde ihr Blutdruck noch weiter in die Höhe schießen.
Wo blieb denn der Zimmerservice? Sie war halb verhungert. Entschuldigend rieb sie sich den Bauch und versuchte ganz bewusst, all die aufgestaute Wut und den Stress loszulassen. Es konnte nicht gut für das Baby sein, wenn die Mutter ständig so auf der Zinne war.
Sie biss die Zähne zusammen, bevor sie merkte, dass sie sich schon wieder verspannte. Noch einmal zwang sie sich loszulassen, ehe sie sich der mühevollen Aufgabe widmete, die Haare durchzubürsten und trocken zu föhnen.
Gerade als sie fertig war, klopfte es an der Tür.
„Endlich etwas zu essen“, murmelte sie und stellte den Föhn ab.
Sie eilte zur Tür und riss sie auf. Aber im Flur standen weder ein Wagen mit Essen noch ein Hotelangestellter, sondern Rafael. In den Händen hielt er ihre Schuhe.
Hastig machte Bryony einen Schritt zurück und versuchte, die Tür wieder zuzuschlagen, doch Rafael schob blitzschnell einen Fuß dazwischen.
Unbeugsam wie immer bahnte er sich einen Weg ins Zimmer und baute sich vor ihr auf. Bryony hasste es, wie klein und verletzlich sie sich in seiner Gegenwart fühlte. Oh, sie hatte es nicht immer gehasst. Im Gegenteil, sie hatte es genossen, wie geborgen und geliebt sie sich gefühlt hatte, wenn sie ihren viel kleineren Körper an seinen geschmiegt hatte.
„Verschwinde oder ich rufe den Hotelsicherheitsdienst“, zischte sie ihn an.
„Tu das“, erwiderte er gelassen. „Doch da mir dieses Hotel gehört, könnte es schwierig werden, mich hinauswerfen zu lassen.“
Bryony kniff die Augen zusammen. Mist, wieso musste sie sich ausgerechnet eins von seinen Hotels aussuchen?
„Dann rufe ich eben die Polizei. Es ist mir egal, wer du bist. Du kannst nicht einfach in mein Hotelzimmer eindringen.“
„Ich bin hergekommen, um dir deine Schuhe zurückzubringen. Bin ich deshalb ein Verbrecher?“
„Ach, komm schon, Rafael! Hör auf, diese dummen Spielchen zu spielen. Das ist unter deiner Würde. Oder sollte es zumindest sein. Ich verstehe schon. Glaub mir – ich verstehe! Ich hab’s schon verstanden, als du auf der Party direkt durch mich hindurchgesehen hast. Obwohl ich sagen muss, dein ‚Kennen wir uns?‘ war einfach unbezahlbar. Man könnte auch sagen, damit hast du den Vogel abgeschossen.“
Es kostete sie große Kraft, nicht noch einmal zuzuschlagen, und offenbar merkte Rafael das, denn er wich zurück.
Sie ging auf ihn zu, nicht willens, ihm die Kontrolle über die Situation zu überlassen. „Weißt du was? Ich habe dich nie für einen Feigling gehalten. Du hast mich ausgetrickst. Das ist mir schon klar. Ich war ein großer Dummkopf. Aber dass du dich vor der unausweichlichen Konfrontation drücken würdest, wie du es getan hast, macht mich ganz krank.“
Sie bohrte einen Finger in seine
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