HABE MUTTER, BRAUCHE VATER - Mallery, S: HABE MUTTER, BRAUCHE VATER
wäre, könnte sie …
„Da stimmt etwas nicht.“
Walker stand neben ihr und präsentierte ihr sein Durcheinander aus Draht, in dem der Stein kaum noch zu erkennen war.
„Ist das eine Frage oder eine Feststellung?“
Er legte den Knäuel auf den Tisch. „Das ist nicht mein Ding. Warum lässt du mich nicht Preisschilder machen oder den Schmuck in Kartons verpacken?“
Sie verkniff sich ein Grinsen. „Aber du warst doch der Meinung, es sei so einfach. Du meintest, das könne doch alles kein Problem sein. Du meintest …“
„Ich habe mich geirrt“, gab er zähneknirschend zu.
„Tatsächlich? Du? Geirrt? Ist denn das die Möglichkeit?“
„Es ist alles andere als leicht“, grummelte er. „Bin ich dir zerknirscht genug?“
„Fast“, sagte sie fröhlich. „Noch ein bisschen mehr, dann bin ich zufrieden.“
„Also gut. Du bist talentiert, und ich bin es nicht. Du hattest recht, und ich hatte …“
Er brach mitten im Satz ab. Elissa legte eine Hand ans Ohr. „Ich höre?“
„Unrecht. Ich hatte unrecht.“
Sie seufzte. „Das ist Musik in meinen Ohren – und in denen aller anderen Frauen dieser Welt.“
„Du bist mir eine Spur zu triumphierend. Da fällt mir nur eine Möglichkeit ein, wie ich dich zum Schweigen bringen kann.“
Ehe sie sich wehren konnte, zog er sie hoch und küsste sie leidenschaftlich.
„Aber ich muss doch arbeiten“, protestierte sie.
Walker legte eine Hand auf ihren Busen und schob die andere zwischen ihre Beine.
„Hast du etwas gesagt?“, fragte er dicht an ihrem Mund.
„Nichts. Rein gar nichts.“
Bis zum späten Sonntagnachmittag waren die Arbeiten an der Schmuckkollektion beträchtlich fortgeschritten, während Walker begann, mehr und mehr Platz in Elissas Herz einzunehmen. Mindy und Ashley hatten recht gehabt – mit einem Mann zu schlafen bedeutete, eine Bindung aufzubauen. Und sosehr Elissa sich auch vorgenommen hatte, innerlich Abstand zu halten – weder ihr Kopf noch ihr Herz wollten so recht gehorchen.
Walker klebte das letzte Etikett auf einen Karton und stellte ihn zu den anderen. „Zoe wird bald nach Hause kommen“, sagte er mit einem kurzen Blick auf seine Uhr. „Ich sollte besser gehen. Du möchtest sicher weder ihr noch deiner Mutter meine Anwesenheit erklären.“
„Stimmt.“
Elissa hatte den Streit mit ihrer Mutter schon beinahe vergessen. Nun kehrte der ganze Ärger darüber wieder zurück.
Er küsste sie und ging. Erst als er weg war, fiel ihr auf, dass er kein Wort darüber fallen gelassen hatte, wann sie sich wiedersehen würden. Hatte er es überhaupt vor? Hatte sich irgendetwas geändert, oder war es für ihn bloß ein verlängerter One-Night-Stand?
Sie hasste diese Fragen beinahe genauso sehr, wie sie sich selbst dafür hasste, dass sie solche Fragen überhaupt stellte. Wenn sie es wissen wollte, sollte sie sich wie eine Erwachsene verhalten und ihn danach fragen. Doch ehe sie es tun konnte, hörte sie ein Auto in die Einfahrt einbiegen.
Als sie die Tür erreicht hatte, stürmte Zoe bereits auf sie zu.
„Mommy, Mommy, es war toll!“, rief ihre Tochter. „Ich muss dir schrecklich viel erzählen!“
Elissa ging in die Hocke und breitete ihre Arme aus. Zoe warf sich ihr in die Arme. Über den Kopf der Kleinen hinweg sah Elissa, dass ihre Mutter nicht allein im Auto war. Ihr Vater saß daneben.
War er mitgekommen, um sich von Zoe zu verabschieden, oder war er hier, um als Vermittler aufzutreten, falls es wieder Streit gab?
Elissa richtete sich auf, als ihre Eltern ausstiegen und auf sie zukamen.
„Hi“, sagte sie, ohne ihre Mutter anzusehen. „Es scheint, als hätte Zoe viel Spaß gehabt.“
„Und wie!“, sagte die Kleine. „Ich möchte bald wieder bei Grandma und Grandpa übernachten.“
„Wenn es für dich kein Problem ist, hätten wir sie gern wieder einmal bei uns“, sagte Elissas Mutter kühl.
„Klar, das wäre schön.“
Elissas Vater gab ihr Zoes Köfferchen und küsste sie auf die Wange. „Du weißt, dass wir dich lieben, Elissa, nicht wahr? Du verstehst, dass viel passiert ist?“
Was wollte er damit sagen? Dass sie böse auf sie waren, weil sie damals davongerannt war, sie selbst jedoch Verständnis dafür haben sollte, dass die beiden die Suche nach ihr aufgegeben hatten?
„Natürlich.“ Sie zwang sich zu einem Lächeln.
„Schön.“
Elissa vermutete, dass er wirklich glaubte, alles sei wieder gut. Doch sie selbst sah die Sache etwas anders, und ihre Mutter, die vermied, sie anzusehen,
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