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Hai Fisch Futter

Hai Fisch Futter

Titel: Hai Fisch Futter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Geason
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stellen.
    Ich war gerade dabei, vom Bürgersteig auf die Straße zu treten und sie in Richtung Ridge zu überqueren, als ein so ohrenbetäubendes Motorengetöse erdröhnte, daß ich jählings zurücksprang. Wie direkt dem Schlund der Hölle entsprungen, brauste ein zu Zweierreihen formierter Trupp Biker daher, die fettige Pferdeschwänze im Fahrtwind schlagen ließen, mit fleischigen Armen Ape-hanger-Lenker gepackt hielten und in der Mehrzahl kaugummikauende Bräute dabeihatten, die sich wie Klammeraffen hinten an ihnen festkrallten. Mit einem bunten Sortiment von dreckigen Jeans, ärmellosen Lederwesten, verschossenen T-Shirts mit obszönen Aufdrucken, Lederjacken in den Clubfarben und, in einigen Fällen, zu allem Überdruß auch noch mit Sonnenbrillen ausstaffiert, legten sie einen derart fulminanten Auftritt hin, daß jedermann wie vom Donner gerührt stehenblieb.
    Das Kommen und Gehen der Biker im Cross war ein Ritual, das sich jedes Wochenende wiederholte. Ich hörte sie manchmal in den frühen Morgenstunden geräuschvoll an meiner Wohnung vorbeibrettern. Dies war das erste Mal, daß ich den Brauch aus solcher Nähe verfolgt hatte.
    Der Einritt heute war aber keins der üblichen Spektakel, um die Nerven der Normalbürger zu kitzeln. Als der Konvoi das Ridge erreichte, drosselte er sein Tempo, und jemand schleuderte ein Wurfgeschoß. Erstarrt beobachtete ich, wie es einen Bogen durch die neondurchflutete Nacht beschrieb und sein Ziel erreichte. Luthers Trans Am. Es prallte mit einem lauten Krachen gegen das Auto, und der Trans Am ging sofort in Flammen auf. Es war, als schaue man sich einen Kriegsfilm an. Mein Instinkt riet mir wegzulaufen, ehe Luther herauskam und mich erblickte, aber ich schien außerstande zu sein, mich vom Fleck zu rühren.
    Die Tür des Ridge flog auf, und Luther tauchte auf. Sein von den Flammen beleuchtetes Gesicht brachte erst Ungläubigkeit zum Ausdruck, dann Trauer, dann maßlosen Zorn.
    »Ruf die verdammte Feuerwehr!« brüllte er jemandem im Inneren des Casinos zu und verfolgte hilf- und regungslos, wie sein wertvollstes Besitztum in Rauch aufging.
    Ich begann zurückzuweichen, aber er kriegte mich zu sehen und raste wie ein wütender Stier über die Kreuzung, packte mich am Hemd und schüttelte mich durch. »Das ist deine Schuld, du Arsch. Ich rate dir, schon mal Geld für deine Beerdigung zu hinterlegen, Sydney, weil du nämlich in Kürze dran glauben wirst.«
    »Ich hab doch überhaupt nichts getan!« protestierte ich, als er den Druck um meinen Hals etwas verringerte.
    »Wer hatte denn den Einfall, Mulcahy und Emmett zu verfolgen?«
    »Du hast ja wohl einen Sparren, du Dämlack; es hat dich doch niemand zum Mitkommen gezwungen. Und es war deine Idee, Emmett zu entführen. Du hast dir sein Speed gekrallt, nicht ich. Dir hat das Ganze Spaß gemacht. Jedenfalls hast du gesagt, du hättest dich nicht mehr so gut amüsiert, seit du letzten Monat diesem Footballspieler den Arm gebrochen hast.«
    Unser verbaler Schlagabtausch ging im Sirenengeheul der Löschwagen unter. Sie hatten keinen weiten Anfahrtsweg: Das Ridge war nur etwa zwei Straßenzüge von der Feuerwache von Darlinghurst entfernt. Mit einem letzten brutalen Schütteln ließ Luther mich los und kehrte auf seinen Beobachtungsposten zurück, obwohl es offenkundig war, daß für das Auto nicht die geringste Chance bestand.
    Die Zuschauer jubelten, als der Spritzenwagen mit einem lauten Zischen seiner Druckluftbremsen zum Stehen kam. Die ganze Umgebung stank nach Benzin und verglühtem Metall, und der Lärm ging einem durch Mark und Bein. Eine weitere Sirene gab die Ankunft der Polizei von Kings Cross bekannt.
    Von der Explosion, den Flammen und der Aussicht auf ein blutiges Schauspiel angelockt, scharten sich sensationslüsterne Typen in Footballtrikots, ein paar Geschäftsleute mit zerknitterten Anzügen und die vereinzelt herumstreifenden Zuhälter zu Grüppchen zusammen und beredeten das Ende von Luthers ein und alles. Einige von ihnen standen so nahe am Feuer, daß es ihnen praktisch die Augenbrauen abkokelte. Es konnte sich nur noch um Minuten handeln, bis jemand eine Ladung Kartoffeln hineinwarf.
    Ein paar der Gaffer verschwanden und stahlen sich beim Eintreffen der Bullen in die Dunkelheit davon, andere aber blieben in der Hoffnung, der Samstagnacht noch einen letzten kleinen Kick abzuringen. Die Polizisten ignorierten die Anwohner, die sie schon Hunderte von Malen aufgegriffen hatten, da sie wußten, daß diese aus

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