Halo 02 - Die Invasion
eines Korridors.
Die nächsten fünfzehn Minuten waren wie ein Alptraum in Zeitlupe. Der Befreiungstrupp kämpfte sich seinen Weg durch ein Labyrinth von Gängen, eine Serie schmaler Rampen hinauf und auf die obere Ebene des Starthangars. Unter Cortanas Führung tauchten sie wieder in die bedrückenden Korridore des Kreuzers ein.
Während sie durch die Eingeweide des riesigen Kriegsschiffes vordrangen, hatte Cortana schließlich gute Nachrichten für sie: „Das Signal des Captains ist stark. Er muss ganz in der Nähe sein.“
Der Chief runzelte die Stirn. Diese Operation dauerte zu lange. Mit jeder Sekunde, die verstrich, wurde es unwahrscheinlicher, dass es auch nur einem einzigen Mitglied des Trupps gelingen würde, lebend wieder aus der Wahrheit und Versöhnung herauszukommen – und außerdem brauchten sie Captain Keyes. Die ODSTs waren gute Kämpfer, aber sie bremsten den Spartaner aus.
Er wandte sich an Sergeant Parker: „Bleiben Sie mit Ihren Männern hier. Ich bin bald zurück – mit dem Captain!“
Der Marine wollte offenbar zunächst protestieren, aber dann nickte er. „Sagen Sie nur Silva nichts davon“, sagte er.
„Das werde ich nicht.“
Der Master-Chief hetzte von Tür zu Tür, bis sich schließlich ein Zugang öffnete und einen rechteckigen Raum enthüllte, an dessen Wänden sich Zellen entlang zogen. Offenbar dienten hier durchscheinende Kraftfelder als Gitter. Der Spartaner rannte in den Raum und rief den Namen des Captains, aber er erhielt keine Antwort. Ein kurzer Blick bestätigte, dass der Gefangenenbereich, abgesehen von einem toten Marine, leer war.
Frustriert und dennoch ermutigt durch Cortana, die darauf bestand, dass das NI-Signal stark blieb, verließ der Spartaner den Raum, betrat die Halle und ging buchstäblich von Tür zu Tür, um den richtigen Eingang zu finden. Als er ihn endlich entdeckte, wünschte er sich allerdings beinahe, er hätte es nicht getan.
Ein Portal glitt auf. Ein Grunt schrie etwas, das der Master-Chief nicht verstehen konnte, und ein Plasmastrahl zischte am Helm des Menschen vorbei.
Der Master-Chief eröffnete das Feuer, und während der tote Grunt fiel, hörte der Spartaner aus einer der Zellen einen Marine rufen: „Gut, Sie zu sehen, Chief!“ Da wusste er, dass er am richtigen Ort war.
Ein Plasmastrahl erschien aus dem Nichts, traf den Spartaner in die Brust und löste den Alarm der Panzerung aus. Er duckte sich blitzschnell hinter einen Pfeiler, als auch schon ein zweiter Energiestrahl genau dort die Luft durchschnitt, wo er gerade noch gestanden hatte. Er blickte sich im Raum um und suchte nach seinem Gegner.
Nichts.
Sein Bewegungsmelder zeigte schwache Spuren von Aktivität, aber er konnte die Quelle nicht lokalisieren.
Die Augen des Master-Chiefs verengten sich zu Schlitzen, und er bemerkte ein leichtes Schimmern in der Luft direkt vor sich. Er feuerte eine Salve durch die Mitte des Schimmerns und wurde mit einem lauten Heulen belohnt. Der Elitekrieger schien sich aus dem Nichts zu materialisieren und griff nach den Eingeweiden, die aus seinem Bauch hervorquollen. Es gelang ihm, sie zu fassen zu bekommen, bevor er starb.
Der Spartaner trat an die Kontrolltafel des Raumes und schaltete mit Cortanas Hilfe die Kraftfelder ab. Captain Keyes trat aus seiner Zelle, nahm sich die Zeit, einen Nadler vom Boden aufzuheben und blickte dem Chief in die Augen. „Hierher zu kommen war tollkühn“, sagte er mit harter, tadelnder Stimme. Der Chief wollte gerade seine Befehle erklären, als Keyes’ Gesichtsausdruck wärmer wurde und der befehlshabende Offizier der Autumn lächelte. „Danke“, sagte er.
Der Spartaner nickte. „Stets zu Diensten, Sir.“
„Können Sie einen Weg hier heraus finden?“, fragte Keyes mit skeptischer Stimme. „Die Korridore dieses Schiffes sind wie ein Labyrinth.“
„Das sollte nicht allzu schwer sein“, antwortete der Master-Chief. „Wir müssen nur den Leichen folgen.“
Lieutenant „Cookie“ Peterson setzte Echo 136 in ausreichender Entfernung von der Pillar of Autumn ab, blickte durch die regenverschwommene Frontscheibe und sah, wie Echo 206 etwa fünfzig Meter von ihm entfernt landete. Es war ein ereignisloser Flug gewesen, teilweise aufgrund des schlechten Wetters, aber auch dank der Tatsache, dass der Angriff auf die Wahrheit und Versöhnung die Allianz wahrscheinlich von Dingen ablenkte, die sich anderswo ereigneten.
Peterson fühlte, wie das Schiff erzitterte, als die Rampe auf den Boden krachte,
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