Halo 02 - Die Invasion
Linglin, seine Waffe abfeuerte.
Das war dumm, denn es gab kein klares Ziel, aber letztlich folgte der Grunt nur der Vorgehensweise, die ihm antrainiert worden war, und diese hieß: Wenn du dich im Zweifel befindest, überleg nicht unnötig lange – schieß!
Linglins Plasmastrahl raste auf sein Ziel zu. Er traf den zweiten Hunter in den Rücken und stieß den Krieger nach vorne, sodass er mit seinem Bruder zusammenprallte.
„Oh-oh“, murmelte Yayap nur.
Der Master-Chief sah, wie sein Gegner niederging, schoss ihm in den Rücken und brachte das Sturmgewehr sofort wieder hoch. Die Tatsache, dass der zweite Hunter bereits nicht mehr unter den Lebenden weilte, war eine Überraschung, aber eine positive.
Der Spartaner sah sich nach etwas anderem um, auf das er anlegen konnte.
Zweifellos entsetzt über das gigantische Ausmaß seines Fehlers und vor Angst schlotternd angesichts der wahrscheinlichen Konsequenzen, stolperte Linglin rückwärts. Und er torkelte weiter und noch weiter zurück, als der riesige, gepanzerte Mensch seine Waffe hob und schoss. Yayap fühlte, wie ihm Linglins Blut über das Gesicht spritzte und prallte zurück. Dabei verhedderte er seine eigenen Füße, stürzte und versuchte, sich in die Schatten zurückzuziehen. Eine Hand packte ihn am Kampfharnisch, zerrte den Grunt in das noch immer offen gähnende Frachtmodul und hielt ihn fest. „Still!“, befahl ‘Zamamee. „Dieser Kampf ist vorbei. Wir müssen überleben, um ihn beim nächsten Mal zu erwischen!“
Das klang sehr gut und war wahrscheinlich der vernünftigste Satz, den er seit hundert Einheiten gehört hatte. Also hielt Yayap den Atem an, als der Mensch an dem offenen Frachtmodul vorbeikam. Er fragte sich, ob es irgendeine Möglichkeit gab, sich wieder zu einer normalen Fronteinheit versetzen zu lassen. Dem kleinen außerirdischen Soldaten schien der Kampf in einer richtigen Schlacht auf einmal erheblich ungefährlicher als der Aufenthalt an diesem obskuren Ort.
Die Nerven des Spartaners lagen blank. Er erwartete einen weiteren Angriff, während er den Raum umrundete. Aber hier gab es nichts, dem er sich hätte widmen können, außer seiner eigenen Anspannung und der drückenden Stille, die sich auf den Raum herab gesenkt hatte.
„Gute Arbeit, Chief“, lobte Cortana. „Geh durch das Frachtmodul. Dahinter liegt das Sicherheitszentrum.“
Der Master-Chief folgte Cortanas Anweisungen, betrat eine Halle und begab sich in einen Raum, in dessen Mitte eine kleine Ansammlung von Lichtern schwebte. „Über diese Holotafel kannst du das Sicherheitssystem deaktivieren“, erklärte Cortana, und der Spartaner wollte seinen Job erledigen, bevor ihn irgendjemand angreifen konnte, also handelte er eilig. Wieder staunte er über das seltsame Gefühl der Vertrautheit, als er die Lichtsensoren berührte.
Cortana griff auf das Instrumentarium des Anzugs zu, um die einströmenden Daten zu analysieren. „Gut“, rief sie. „Das sollte die Tür öffnen, die in den Hauptschacht führt. Jetzt müssen wir nur noch den Stillen Kartographen und die Karte zum Kontrollraum finden.“
„Stimmt“, antwortete der Chief. „Das – und die Gefangennahme auf unbekanntem Territorium vermeiden, das möglicherweise vom Feind gehalten wird und auf dem es keinerlei Luftunterstützung oder Verstärkung gibt.“
„Hast du einen Plan?“, fragte die KI.
„Ja. Wenn wir da sind, werde ich jeden verdammten Allianz-Soldaten killen, den ich nur finden kann.“
KAPITEL 6
D +144:38:19 Stunden
(Lieutenant McKays Missionsuhr)
die Hügel zwischen der Alpha-Basis
und der Pillar of Autumn
Drei parallel fahrende Fahrzeugkolonnen waren ziemlich schwer zu verstecken, und McKay versuchte es erst gar nicht. Der Trupp aus etwa dreißig Warthogs und vier Scorpions erzeugte eine Staubwolke, die man noch aus zwei Kilometern Entfernung ausmachen konnte, und zweifellos war die Hitze, die die Maschinen produzierten, selbst für Sensoren im Weltraum klar zu erkennen. Banshee-Aufklärungsflüge hätten sie vom Moment ihres Aufbruchs an aufspüren können, und es gab nur einen logischen Ort, zu dem sie unterwegs sein konnten: den Berg, den man die Alpha-Basis nannte.
Es überraschte wenig, dass die Allianz nicht nur eine bloße Reaktion organisierte, sondern sogar überaus massive Maßnahmen ergriff. Endlich, nach Tagen der Demütigung, bot sich eine Gelegenheit, jene zu bestrafen, die ihnen den Berg weggenommen, der Wahrheit und Versöhnung einen Überraschungsbesuch
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