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Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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zunehmender Hitze und stärker werdendem Geruch verwandelte sich sein Gesicht in etwas, das aussah wie Flecken auf einem Bürgersteig.
    Um fünf stiegen meine Studenten in die Golfkarren und fuhren zum Fähranleger. Nur Topher schien bereit zu sein, so lange zu arbeiten, wie es nötig war. Er, Emma und ich fuhren unermüdlich fort, Erde zu bewegen, zu schwitzen und Calliphoridae zu verscheuchen.
    Winborne verschwand, als wir die letzten Knochen im Leichensack verstauten. Ich hatte seinen Weggang gar nicht bemerkt. Irgendwann einmal drehte ich mich um, und er war nicht mehr da.
    Ich nahm an, dass Winborne zu seinem Chefredakteur eilte und dann zu seinem Computer. Emma machte sich keine Sorgen deswegen. Eine Leiche war keine große Sensation im Charleston County, das bei nur dreihunderttausend Einwohnern sechsundzwanzig Morde pro Jahr zu verzeichnen hatte.
    Wir hätten so leise gesprochen und wären so diskret vorgegangen, meinte Emma, dass Winborne kaum etwas mitbekommen haben konnte, das eine Ermittlung beeinträchtigen könnte. Eine Berichterstattung wäre möglicherweise sogar von Vorteil, immerhin könnten sich daraus Vermisstenmeldungen ergeben, die uns bei einer Identifikation helfen könnten. Ich blieb skeptisch, sagte aber nichts. Das war ihr Revier.
    Erst auf dem Weg zum Pier hatten Emma und ich unseren ersten richtigen Gedankenaustausch. Die Sonne stand bereits sehr tief und warf karmesinrote Bänder zwischen den Bäumen hindurch und auf die Straße. Obwohl wir fuhren, wurde der Salz- und Nadelbaumgeruch der Waldstücke und Marschen überdeckt von dem Aroma, das von unserem Passagier auf dem Rücksitz nach vorne drang.
    Vielleicht stanken aber auch wir so. Ich konnte es kaum mehr erwarten zu duschen, die Haare zu waschen und meine Klamotten zu verbrennen.
    »Erste Eindrücke?«, fragte Emma.
    »Die Knochen sind gut erhalten, aber es ist weniger Bindegewebe vorhanden, als ich nach der ersten Sichtung der freigelegten Wirbel erwartet hatte. Bänder, einige Muskelfasern tief in den Gelenken, das ist so ziemlich alles. Der Gestank kommt größtenteils von der Kleidung.«
    »Die Leiche war darin eingewickelt, sie trug sie nicht, oder?«
    »Genau.«
    »PMI?« Emma fragte, wie viel Zeit seit dem Tod des Opfers vergangen war.
    »Für das Postmortale Intervall muss man sich die Insekteneinschlüsse anschauen.«
    »Ich organisiere einen Entomologen. Grobe Schätzung?«
    Ich zuckte die Achseln. »In diesem Klima, ein flaches Grab, ich würde sagen, minimal zwei Jahre, maximal fünf.«
    »Wir haben eine Menge Zähne.« Emma dachte bereits an die Möglichkeiten zur Identifikation.
    »Ist auch gut so. Achtzehn in den Höhlen, acht im Boden, drei im Sieb.«
    »Und Haare«, fügte Emma hinzu.
    »Ja.«
    »Lange.«
    »Ist bedeutungslos, wenn du an die Geschlechtsbestimmung denkst. Schau dir Tom Wolfe an. Willie Nelson. Wohin bringst du die Überreste?«, fragte ich dann.
    »Alles in meinem Zuständigkeitsbereich kommt in die Leichenhalle der MUSC.« Die Medical University of South Carolina. »Die Pathologen von der Medizinischen Uni führen alle unsere Autopsien durch. Mein forensischer Anthropologe und der Zahnspezialist arbeiten ebenfalls dort. Schätze, einen Pathologen werde ich in diesem Fall nicht brauchen.«
    »Hirn und Organe sind längst verschwunden. Die Autopsie wird rein skelettal sein. Du brauchst Jaffer.«
    »Er ist im Irak.«
    »Am Ende des Monats ist er wieder da«, sagte ich.
    »So lange kann ich nicht warten.«
    »Ich bin noch mit diesem Ausgrabungsseminar beschäftigt.«
    »Das geht morgen zu Ende.«
    »Ich muss die Ausrüstung zur UNCC zurückbringen. Einen Bericht schreiben. Die Arbeiten benoten.«
    Emma sagte nichts.
    »Kann sein, dass in meinem Institut in Charlotte Fälle auf mich warten.«
    Emma sagte auch darauf nichts.
    »Oder in Montreal.«
    Eine Weile fuhren wir schweigend, lauschten dem Quaken der Laubfrösche und dem Surren unseres Golfkarrens. Als Emma schließlich den Mund wieder aufmachte, klang ihre Stimme anders – weicher, und doch auf eine stille Art beharrlich.
    »Irgendjemand dürfte diesen Kerl vermissen.«
    Ich dachte an das einsame Grab, das wir eben geöffnet hatten.
    Ich dachte an meine längst vergangene Vorlesung und den Kerl in der Wanne.
    Ich hörte auf, mir Ausflüchte auszudenken.
     
    Wir redeten wieder, als wir das Boot beluden und losmachten, und verstummtem erneut beim Verlassen der Lärmschutzzone. Als Emma Gas gab, gingen unsere Worte im Wind unter, im Motorengeräusch

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