Happy End in Lindholm: Mittsommerträume (German Edition)
“Das geht nicht. Wer soll denn die Tiere versorgen?”
Irma schmunzelte. “Typisch Louisa, denkt immer zuerst an ihre vierbeinigen Freunde. Sie führt nämlich neben ihrem Beruf noch ein kleines Tierheim”, erklärte sie Gunnar. “Aber darum können Ann-Sofie und ich uns kümmern, während ihr nicht da seid – ich bin sicher, die Kleine wird hellauf begeistert sein.”
Louisa seufzte. “Was meinen Sie?”, richtete sie das Wort an Gunnar, der ebenso wenig begeistert über Irmas Vorschlag zu sein schien wie sie selbst.
“Ich weiß nicht. Was ist mit Britt? Ich kann sie doch nicht einfach hier bei euch lassen.”
Irma lachte. “Aber warum denn nicht? Sei kein Sklaventreiber, und gönne deiner Sekretärin auch mal ein paar erholsame Tage.”
Schließlich zuckte er die Schultern. “Na gut”, sagte er. “Dann fahren wir gleich morgen los, wenn Sie einverstanden sind. Ich reserviere uns zwei Zimmer und hole Sie dann ab.”
Louisa blieb nichts anderes übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Eines fragte sie sich aber doch: Was beabsichtigte Irma bloß damit?
Als Irma an diesem Abend neben Lennart im Bett lag, konnte sie noch lange nicht einschlafen. Dazu ging ihr einfach viel zu viel im Kopf herum. Und ein Großteil dieser Grübeleien drehte sich um Gunnar und Ann-Sofie.
Das Verhältnis zwischen den beiden schien von Hilflosigkeit und Unverständnis geprägt zu sein. Je länger sie beobachtete, wie Gunnar mit seiner kleinen Tochter umging, desto mehr gewann sie den Eindruck, dass ihn die Erziehung eines Kindes einfach überforderte.
Aber konnte das wirklich verwundern? Seit Ann-Sofies Geburt hatte Sonja es übernommen, sich um die gemeinsame Tochter zu kümmern. Damit hatte sie Gunnar, der zu dieser Zeit mit seiner Werbeagentur mitten im Aufbau gewesen war, den Rücken freigehalten.
Durch Sonjas plötzlichen Tod war Gunnar in die Zwangslage geraten, sich um beides – die Firma
und
seine Tochter – zu kümmern. Zudem stellte es einen gewaltigen Unterschied dar, ob man ein Kind für ein oder zwei Stunden am Abend oder aber permanent um sich hatte. Irma konnte ihrem Schwiegersohn nicht einmal einen Vorwurf daraus machen, dass es ihm Schwierigkeiten bereitete, sich an die veränderte Situation zu gewöhnen. Doch es schien über die Jahre nicht besser zu werden, sondern eher schlimmer.
Dabei wusste Irma, dass er wirklich versuchte, Ann-Sofie ein guter Vater zu sein. Doch er ging das Problem ihrer Meinung nach von der falschen Seite an, indem er die Verantwortung immer wieder in fremde Hände gab. Das Internat, die zahlreichen Kindermädchen und nun auch noch diese unsägliche Britt Egerlund, die sich ständig in Dinge einmischte, die sie im Grunde gar nichts angingen. Merkte Gunnar denn nicht, dass seine Tochter sich von ihm vernachlässigt fühlte? Dass sie nur eines für sich beanspruchte: ein wenig von seiner Zeit und Aufmerksamkeit?
Seufzend rollte Irma sich auf die Seite, wobei sie darauf achtete, Lennart nicht aufzuwecken. Gunnars und Louisas gemeinsamer Ausflug bot ihr Gelegenheit, sich einmal in Ruhe mit ihrer Enkelin zu unterhalten. Außerdem hoffte sie, dass Louisa ihrem Schwiegersohn ins Gewissen reden und vielleicht einen positiven Einfluss auf ihn ausüben würde.
Nun, ein Gutes hatte die ganze Angelegenheit immerhin schon einmal. Irmas Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, als sie an Britt Egerlund dachte. Gunnars Sekretärin war wenig begeistert darüber, dass ihr Chef die nächsten Tage ohne sie in Louisas Gesellschaft verbringen würde. Als sie von seinem Vorhaben erfuhr, hatte sie sich mit hochrotem Kopf entschuldigt und war sogleich auf ihr Zimmer gestürmt.
Im Gegensatz dazu war Ann-Sofie vor Freude ganz aus dem Häuschen gewesen, weil sie die Aufmerksamkeit ihrer Großeltern nun für ein paar Tage mit niemandem teilen musste.
“Ich sagte Ihnen ja bereits: Sie sind vorhin falsch abgebogen. Jetzt haben wir uns verfahren.”
Gunnar hatte Louisa gegen Mittag abgeholt; mittlerweile waren sie seit mehr als zwei Stunden unterwegs, und wenn es so weiterging, würde es auch noch eine ganze Weile dauern, ehe sie die Produktion von Svenska Fashion erreichten.
Louisa beobachtete, wie Gunnar, der hinter dem Steuer des BMW saß, den er am Morgen gemietet hatte, die Stirn runzelte. “Entschuldigung, aber das, was Sie als Straße bezeichnet haben, war nicht viel mehr als ein besserer Feldweg. Wären wir dort entlanggefahren, säßen wir jetzt wahrscheinlich irgendwo in der Pampa
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