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Harka der Sohn des Haeuptlings

Harka der Sohn des Haeuptlings

Titel: Harka der Sohn des Haeuptlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Nähe wußte, machten die Nachahmung des Knurrens und Brummens und der Anblick der als Bären verkleideten Männer einen tiefen Eindruck und ließen die Nerven nicht zur Ruhe kommen. Die Kinder hatten keine Lust zum Spielen. Die Burschen übten sich im Speerwerfen. Der Maler sah dem Bärentanz zu, wagte aber nicht mehr, an seinen Skizzen zu arbeiten, da er bei der erregten Stimmung im Dorf fürchtete, damit Anstoß zu erregen.
    Harka hielt sich in der Nähe des Weißen. Kraushaar und Harpstennah standen zusammen und blickten bald auf Harka, bald auf den Maler. Um die Mittagszeit, als es angenehm warm wurde und der Wind das hohe Gras schon abgetrocknet hatte, ging der Maler zur Pferdeherde. Das tote Fohlen war schon weggebracht worden, aber Spuren der großen Blutlache waren noch zu erkennen. Harka beschloß, in der kommenden Nacht die besten Pferde aus der Herde beim Zelt anzupflocken. Er wollte den Oheim um die Erlaubnis dazu bitten.
    Da die Kinder nicht beschäftigt waren, durchsuchten sie wieder das Gehölz nach Bärenspuren. Vielleicht war doch noch etwas zu entdecken, was den Männern entgangen war. Der Maler sah interessiert zu, wie die Jungen jeden Halm, jedes Blatt, jedes Stämmchen musterten. Es ließ sich noch erraten, auf welchem Weg der Bär zur Pferdeherde gekommen und wie er wieder entflohen war, und im Bach hatte sich noch eine letzte Andeutung eines Tritts von Bärentatzen im Sand gehalten. Aber das war auch alles. Auf der Prärie draußen hörten die Spuren völlig auf. Der Wolkenbruch hatte alles verwischt, was sonst noch zu entdecken gewesen wäre.
    Die Jungen standen nach ihrer vergeblichen Suche mit dem Maler zusammen. Harka benutzte einen günstigen Moment, um seine Bitte vorzutragen, ob er einmal einen Schuß abgeben dürfe.
    »Hätte nichts dagegen, Junge, aber meine Munition ist schon knapp. Ich muß warten, bis ich wieder mit weißen Männern zusammenkommen und meinen Vorrat erneuern kann.«
    Harka war enttäuscht, ließ es sich aber nicht anmerken. Er war nicht nur darum enttäuscht, weil er nicht ein einziges Mal mit der Flinte schießen durfte. Es wurde ihm auch mit Schrecken klar, daß der Besitzer einer Flinte nicht nur diese mit einem großen Tauschwert bezahlen mußte, sondern immerzu abhängig blieb, weil er sich von den weißen Männern die Munition beschaffen mußte, Kugeln konnte man nicht wie Pfeile selbst schnitzen!
    Der Tag neigte sich zum Abend; die Sonne verschwand hinter dem Kamm des Felsengebirges.
    Von der Gruppe Mattotaupas, die zur Bärenjagd ausgezogen war, war noch niemand zurückgekehrt. Als der letzte Dämmerschein verblaßt und es dunkel geworden war, kamen Späher zurück, die zu Pferde unterwegs gewesen waren, um den Bären aufzuspüren. Sie hatten ihn nicht gefunden. Das war erstaunlich. Es mußte ein ganz schlaues und erfahrenes Tier sein, das sich gut zu verstecken wußte. Bären vermochten auch, über große Strecken schnell zu laufen.
    Die Männer trieben die Pferdeherde vom Bach auf den Dorfplatz, um sie inmitten der Zelte über Nacht leichter bewachen zu können. Die Hunde schlichen schnüffelnd umher, fanden aber auch keinen weiteren Anhaltspunkt. Harka pflockte das Büffelpferd und den Schecken unmittelbar vor dem väterlichen Zelt an. Die Männer berieten und teilten sich in Gruppen zur Nachtwache ein. Die Burschen sollten sich beteiligen, aber nicht mehr allein die Verantwortung eines Wachtpostens übernehmen.
    Die hoch daherziehenden Wolken wurden von den Winden verjagt, und die Nacht wurde sternenklar. Nur im Osten braute noch dunkles Gewölk.
    Harka legte sich gleich nach dem Essen zur Ruhe und überredete auch Harpstennah und Kraushaar dazu. Man müsse rechtzeitig schlafen, um frisch und gerüstet zu sein, wenn spät in der Nacht etwas geschehe, sagte er. Im Einschlafen hörte er noch, daß Gelbbart und Fremde Muschel sich am gedeckten Feuer unterhielten, jedoch konnte Harka nur wenig Worte verstehen.
    Die Nacht verging, ohne daß sich etwas ereignete.
    Am Morgen rief Gefiederter Pfeil, der Bruder Mattotaupas, die Krieger zur Beratung.
    »Krieger der Bärenbande vom Stamm der Oglala bei den großen Stämmen der Dakota!« sprach er. »Ich habe darüber nachgedacht, wo dieser Bär sich umhertreibt und ob er noch weiteren Schaden bei unseren Pferden und Zelten anrichten wird. Das fragte ich mich des Abends. Nachts aber hatte ich einen langen und sehr deutlichen Traum. Ich selbst war der Bär. Ich lief südwärts dahin, wo ich die Reste der

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