Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 3 - Drei Zimmer, Leiche, Bad
gleichzeitig, und den Auftrag zum Verkauf des Andertonhauses zu bekommen war ein kleiner Coup gewesen. Wenn es Mutter gelang, das Haus schnell an den Mann zu bringen, bedeutete das weitere Lorbeeren für ihr Haupt (wobei ich nicht behaupten konnte, dass ihr Haupt dringend neue Lorbeeren benötigte). Außerdem war damit natürlich eine erkleckliche Provision verbunden. Das Haus der Familie Anderton konnte man mit Fug und Recht als herrschaftliches Anwesen bezeichnen, ich konnte das beurteilen, war ich doch als Kind mit Mandy, der Tochter des Hauses, befreundet gewesen und hatte das Haus ein paar Mal anlässlich von Geburtstagsfeiern und Ähnlichem besuchen dürfen. Mandy war inzwischen verheiratet und lebte in Los Angeles, aber ich erinnerte mich noch genau daran, wie sehr ich mich während meiner Besuche bei ihr immer hatte anstrengen müssen, nicht mit offenem Mund herumzulaufen, weil ich alles so überwältigend beeindruckend fand.
„Hör mal!“ Mutter richtete sich auf. „Ich habe eine Idee: Du gehst zu dem Termin mit den Bartells.“
„Was?“
Sie sah mich mit dem Blick einer Geschäftsfrau, nicht einer liebenden Mutter von oben bis unten an. „Du trägst ein sehr attraktives Kleid, deine Haare sehen zur Abwechslung mal ordentlich aus und die neue Brille steht dir wirklich gut. Deinen Sakko liebe ich geradezu. Ich gebe dir das Datenblatt, und du fährst rüber und nimmst die beiden schon mal in Empfang. Tust du das für mich? Bitte, Aurora!“ Der schmeichelnde Ton wollte so gar nicht zu meiner Mutter passen, die aussah wie Lauren Bacalls Zwillingsschwester und sich normalerweise stets so benahm, wie man es von einer erfolgreichen Immobilienberaterin und Maklerin erwartet. Immerhin ist sie auch eine – eine sehr erfolgreiche Immobilienberaterin und Maklerin, meine ich.
„Ich soll die beiden doch aber nur rumführen, oder?“ Zögernd nahm ich den dünnen Aktenordner, der sämtliche Angaben zum Haus enthielt, und rutschte bis zum Rand des blauen Ledersessels vor, bis die Sohlen meiner funkelnagelneuen Lederpumps in Rostrot und Braun endlich den Boden berührten. Ich hatte mich an diesem Morgen so diskret gekleidet, weil ich meine Mutter zu allen Terminen begleiten sollte. Das tat ich jetzt schon den dritten Tag. Der grundsätzliche Plan war, dass ich mich so mit den alltäglichen Arbeiten einer Immobilienmaklerin vertraut machen konnte, während ich mich parallel abends hinter die Bücher klemmte und für die Prüfung zum Erhalt der Maklerlizenz lernte. Ich konnte nicht sagen, dass meine Lehre bei Mutter mir bisher viel gebracht hatte, verbummelte ich die meiste Zeit doch mit Tagträumen, weil ich viel lieber nach einem Haus für mich selbst gesucht hätte, als mich mit den Bedürfnissen anderer zu befassen. Andererseits hatte Mutter ja recht mit der Behauptung, der Platz an ihrer Seite sei für eine Haussuchende ideal, erfuhr ich doch so brandheiß aus erster Hand von jedem Objekt, das auf den Markt kam.
Ein Treffen mit den Bartells dürfte interessanter sein, als Mutter, dem Bankmenschen und den Thomsons beim endlosen Menuett der Unterschriften zuzusehen, das den endgültigen Abschluss eines Hauskaufs darstellt.
„Du führst sie herum, bis ich selbst da bin.“ Mutter nickte, für sie war die Sache entschieden. „Richtig zeigen kannst du ihnen das Haus nicht, du hast deine Lizenz ja noch nicht. Du sollst einfach nur aufschließen und nett und höflich sein, bis ich komme. Erklär ihnen die Lage diskret, aber so, dass klar wird, warum mich keine Schuld an dem Desaster trifft. Hier ist der Schlüssel. Greenhouse Realty hat gestern jemandem das Haus gezeigt, aber einer von denen muss gleich heute früh bei uns gewesen sein und Patty den Schlüssel zurückgegeben haben. Jedenfalls hing er vorhin an seinem Platz.“
„Gut!“, sagte ich. Einem wohlhabenden Ehepaar ein wunderschönes Haus nicht zu zeigen war bestimmt interessanter als in einer Bank herumzusitzen.
Ich stopfte mein Taschenbuch in die Handtasche, hängte den Andertonschlüssel an meinen eigenen Schlüsselbund und verstaute den Ordner mit den Angaben zum Haus.
„Danke!“, meinte Mutter plötzlich.
„Gern geschehen“, erwiderte ich ein wenig erstaunt.
„Du bist wirklich hübsch!“, fügte sie noch unerwarteter hinzu. „Die neuen Sachen, die du dir in letzter Zeit kaufst, stehen dir viel besser als deine alte Garderobe.“
„Danke!“
„Seit Mary Elizabeth Mastrantonio in diesem Film mitgespielt hat, finden die Leute auch
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