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Eine Kerze für Sarah - und andere Geschichten, die das Herz berühren

Eine Kerze für Sarah - und andere Geschichten, die das Herz berühren

Titel: Eine Kerze für Sarah - und andere Geschichten, die das Herz berühren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerth Medien GmbH
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Der arme Bruder
    Roy Angel war ein armer Prediger, sein Bruder hingegen ein Millionär. Damals, während des Ölbooms der späten Vierzigerjahre, hatte Roys älterer Bruder zufällig zum richtigen Zeitpunkt in Texas das richtige Stück Land besessen. Als er dieses dann verkaufte, war er über Nacht zum Multimillionär geworden. Der ältere Angel baute daraufhin auf sein Glück, investierte beträchtliche Summen an der Börse und kaufte sich schließlich in mehrere Unternehmen ein. Anschließend bezog er das Penthouse eines großen Apartmenthauses in New York und überwachte von einem luxuriösen Büro auf der Wall Street aus seine vielen Investitionen.
    Einmal besuchte dieser reiche Geschäftsmann eine Woche vor Weihnachten seinen Bruder, der zu dieser Zeit Prediger in Chicago war, und schenkte ihm einen neuen Wagen – einen vor Chrom blitzenden Packard. Weil dieser Wagen sehr wertvoll war, stellte Roy ihn immer in einer Garage unter, die von einem Parkwächter Tag und Nacht überwacht wurde. Deshalb war er umso überraschter, als er dort eines Tages einen zerlumpten Ghetto-Jungen vorfand, der sich die Nase an der Wagenscheibe platt drückte. Der kleine Junge tat nichts Verdächtiges, offensichtlich spähte er nur mit großen, weit aufgerissenen Augen in das Innere des neuen Wagens.
    „Hallo, Junge“, sagte Roy.
    Der Junge drehte sich zu ihm um. „Ist das Ihr Wagen, Mister?“
    „Ja“, erwiderte Roy. „Der gehört mir.“
    „Wie viel hat er denn gekostet?“
    „Ich weiß nicht, was er gekostet hat.“
    „Sie wollen sagen, dieser Wagen gehört Ihnen und Sie wissen nicht, was er gekostet hat?“
    „Ich weiß es nicht, weil mein Bruder ihn mir geschenkt hat.“
    Bei diesen Worten wurden die Augen des Jungen noch größer. Er dachte einen Augenblick nach, dann sagte er wehmütig: „Ich wünschte … ich wünschte …“
    Roy glaubte zu wissen, wie der Junge den Satz beenden würde. Er würde vermutlich sagen: Ich wünschte, ich hätte auch einen solchen Bruder.
    Aber so war es nicht. Der Junge sah Roy an und sagte: „Ich wünschte … ich wünschte, ich könnte auch ein solcher Bruder sein.“
    Dieser Ausspruch faszinierte den Prediger und er fragte den Jungen: „Na, Junge, möchtest du mit mir einen kleinen Ausflug machen?“
    Sofort erwiderte der Junge begeistert: „Darauf können Sie wetten!“
    Sie stiegen also gemeinsam in den Wagen, fuhren aus dem Parkhaus und langsam die Straße entlang. Der kleine Junge ließ seine Hand über die weichen Polster der Sitze gleiten, sog tief den Duft des neuen Wagens ein und berührte das glänzende Metall des Armaturenbrettes. Dann sah er seinen neuen Freund an und fragte: „Mister, würden Sie – könnten Sie – mich nach Hause bringen? Es ist nur ein paar Straßen von hier entfernt.“
    Wieder glaubte Roy zu wissen, was der Junge vorhatte. Er dachte, er wolle bei den Kindern in der Nachbarschaft damit angeben, dass er in einem solchen Wagen vorfuhr. Na ja , dachte er, warum nicht ? Und er ließ sich von dem Jungen zu einem alten, heruntergekommenen Mietshaus dirigieren.
    „Mister“, sagte der Junge, als er am Straßenrand hielt, „würden Sie bitte kurz hier warten? Ich komme sofort zurück!“
    Roy ließ den Wagen laufen, während der Junge die Treppe hocheilte und verschwand.
    Nach etwa zehn Minuten begann sich der Prediger zu fragen, wo der Junge wohl abgeblieben war. Also stieg er aus dem Wagen aus und suchte das dunkle Treppenhaus ab. Während er noch dastand, hörte er jemanden langsam die Treppe herunterkommen. Das Erste, was er aus der Dunkelheit auftauchen sah, waren zwei dünne, lahme Beine. Einen Augenblick später erkannte Roy, dass es der kleine Junge war, der einen noch kleineren Jungen, offensichtlich seinen Bruder, trug.
    Der Junge setzte seinen Bruder vorsichtig am Straßenrand ab. „Siehst du?“, fragte er zufrieden. „Es ist genau, wie ich dir gesagt habe. Ein brandneuer Wagen. Sein Bruder hat ihn ihm geschenkt und eines Tages werde ich dir einen solchen Wagen kaufen!“
    Als ich diese Geschichte hörte, war ich tief gerührt von der Großzügigkeit eines Menschen seinem Bruder gegenüber. Aber es war nicht das Geschenk des Millionärs, das mich beeindruckte. Er hätte seinem Bruder einen ganzen Fuhrpark schenken können, ohne es zu merken. Nein, ich war gerührt von dem Herzenswunsch des kleinen Jungen aus den Slums. Warum träumte er den unmöglichen Traum von Reichtum und Wohlstand? Damit er seinen Bruder beschenken konnte!
    Ich

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